Seit sie vor 56 Jahren im britischen Silverstone das Licht der Rennwelt erblickte, fasziniert sie nicht nur ihre Zuschauer - sie stellt den Traum eines jeden Nachwuchspiloten dar: Die Formel 1. Repräsentative Umfragen unter Nachwuchsrennfahrern, welche die Rennserie ihrer Träume ist, sind gestern wie heute überflüssig und somit nicht existent, stünde der Gewinner doch bereits im Vorhinein fest. Doch in Europa tut scheint sich langsam, aber sicher Konkurrenz aufzutun.

Prominente Neuzugänge aus der Formel 1, in persona Jean Alesi, Heinz-Harald Frentzen und Mika Häkkinen, bescherten der DTM einen weiteren Popularitätsgewinn - und unter Kritikern zugleich den Ruf, für die Ex-Königsklässler lediglich Auffangbecken zu sein, um die Zeit bis zur Rennfahrerrente zu überbrücken. Der Wechsel der DTM-Jungstars Christijan Albers und Gary Paffett in die Formel 1 scheint die Anziehungskraft der bedeutendsten Weltmeisterschaft der Formelklassen zu bestätigen.

An eben jenem Paffett orientiert sich offenbar auch Mercedes-Youngster Jamie Green. "Gary beispielsweise war schon letztes Jahr sehr DTM-erfahren, er fuhr ein Jahr im Jahreswagen und zwei Jahre in einem aktuellen Auto, so dass er am Ende extrem stark war", äußerte der Brite uns gegenüber, "ich glaube, das gleiche zu können und ebenfalls in diese Richtung zu gehen." Insgeheim scheint Green nach Vorbild Gary Paffetts auf einen Aufstieg in die Formel 1 zu schielen, erhielt er doch bereits in Folge überzeugender Leistungen in Nachwuchsklassen des Formelsports in Form eines Rookie-Awards die Anerkennung des glorreichen McLaren-Teams.

Als Regel, die durch die Ausnahme bestätigt wird, sind die möglichen Ambitionen Greens jedoch keinesfalls zu sehen - sind die Ausnahmen doch durchaus zahlreich... Mattias Ekström, dessen Fähigkeiten und Resultate gewiss nicht hinter jenen der heutigen Formel-1-(Test-)Piloten Albers und Paffett zurückblieben, erachtet eine F1-Karriere seit jeher nicht als reizvoll - und lässt sich bestenfalls hin und wieder in einen Rallye-WM-Boliden locken. Dabei stellt der Schwede nur das bekannteste unter mehreren Beispielen dar.

"Natürlich ist die Formel 1 ein Kindheitstraum, aber erst habe ich hier einen guten Job zu erledigen", gibt Greens Teamkollege Bruno Spengler gegenüber DTM Magazin zu, sieht die DTM jedoch nicht als bloße Durchgangsstation auf dem Wag nach vermeintlich höheren Zielen: "Die DTM ist nicht einfach nur ein Karriereschritt für mich. Die DTM ist meiner Meinung nach auf einem Niveau mit der Formel 1. Nicht jeder Fahrer hat das Glück, hier in der DTM zu fahren."

Auch Alexandros Margaritis, ein weiterer mit Blick auf die ersten drei Saisonrennen viel versprechender Youngster in den Reihen der Stuttgarter, sieht die F1 nicht uneingeschränkt als Maß aller Dinge. "Momentan fühle ich mich hier wohl; ich will mich erst einmal hier beweisen, bevor ich wieder die Klasse wechsele", zeigte sich der Grieche zunächst noch diplomatisch, bevor er uns gegenüber offen und ehrlich seine motorsportlichen Neigungen kundtat: "Hier ist es lustiger als in der Formel 1, weil überholt werden kann, man kann sich mal anlehnen und über die Curbs preschen kann. Einen Formel-1-Wagen zu bewegen ist sicherlich etwas ganz Außergewöhnliches, aber das Rennenfahren macht, glaube ich, dort keinen Spaß."

So scheint es insbesondere die für junge wie stürmische Piloten relative Zweikampffreudigkeit der DTM zu sein, die im Kontrast zum mit dem jugendlichen Naturell weniger gut zu vereinbarenden Taktieren der F1 einen besonderen Reiz darstellt - und einen Aufstieg in die Formel 1 für so manchen durchaus verzichtbar macht...