Die letzte Runde des Qualifyings auf dem EuroSpeedway Lausitz präsentierte sich als Nerven aufreibender Kampf zwischen Audi und Mercedes. Grund genug für ein packendes Rennen, für dessen Verlauf sich mehr als nur ein mögliches Szenario anbietet...

Das erste Szenario

Fiktion... "Jamie Green straft seine Kritiker Lügen: Von der Pole Position startend gelingt dem Briten unerwartet ein perfekter Start, während Mika Häkkinen Position zwei souverän gegen Mattias Ekström verteidigt. Bei trockenem, kühlem Aprilwetter scheint Mercedes einem ungefährdeten Sieg entgegenzufahren und zeigt sich gar so überlegen, dass Green auf den zu überrundenden Ekström aufläuft. Zwar bereitet das Überrunden seines Erzfeindes wider Erwarten keine Probleme, dafür jedoch präsentiert sich Green in Folge seines perfekten Starts allzu sorglos in der Boxengasse und reicht den misslungenen Start nach: Beim Losfahren nach dem Tankstopp würgt der vierfache Qualifying-Sieger den Motor ab.

Derweil gerät der neue Führende Mika Häkkinen nach Einsetzen eines Regenschauers in Probleme: Der Finne, der am Freitag bereits berichtet hatte, im Regen im Sinne eines angemessenen Speeds 'komische Linien' fahren zu müssen, die dem Gegenteil des eigentlich Logischen entsprechen, lässt sich von der fulminanten Aufholjagd Ekströms irritieren, sucht verzweifelt nach der unlogischsten Linie und entscheidet sich daher, die zahlreichen Wiesen und Kiesbetten des EuroSpeedways zu befahren. Nachdem sich die C-Klasse Häkkinens schließlich im Kies eingegraben hat, steht dem Audi-Sieg nichts mehr im Wege - Mattias Ekström wiederholt seinen Lausitz-Erfolg des vergangenen Spätsommers."

Unterlaufen diesen beiden Herren folgenschwere Fehler?, Foto: DTM
Unterlaufen diesen beiden Herren folgenschwere Fehler?, Foto: DTM

... und Realität: Zwar bedarf es für einen Audi-Sieg keiner ohnehin nicht zu erwartenden fahrerischen Missgeschicke Jamie Greens und Mika Häkkinens, um die Siegaussichten der Ingolstädter könnte es allerdings einmal mehr besser bestellt sein - sollte es trocken bleiben. Während die Abt-Piloten während des nahezu trockenen zweiten Abschnitts des Qualifyings zur Hälfte daran scheiterten, in die Top acht zu gelangen, brachte es Mattias Ekström nur mit Mühe in die letzte Runde.

Bei den zunehmend regnerischen Bedingungen des finalen Schlagabtauschs um die Pole Position präsentierte sich die Mannschaft um Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich hingegen umso schlagkräftiger - erst in letzter Sekunde wurde Mattias Ekström vom zur Hochform auflaufenden Jamie Green sowie Mika Häkkinen von Position eins verdrängt. Über die Distanz gesehen dürfte im Sinne der Ingolstädter im Falle regnerischen Wetters mindestens ein Kräftegleichgewicht zu erwarten sein, das um eine gelungene Taktik ergänzt werden müsste.

Das zweite Szenario

Fiktion... "Zwar bestätigt sich nach starken Regenschauern vor dem Start sowie einer mit Pfützen und kleinen Seen versehenen Strecke nicht die Befürchtung der Zuschauer bezüglich einer Absage des Rennens; von Problemen bleiben während des feucht-unfröhlichen Rennens jedoch nicht alle verschont: Nachdem Mattias Ekström und Tom Kristensen zunächst zu glänzen wissen und beim Start die ersten beiden Positionen erobern können, hält die Freude am Audi-Kommandostand nicht lange an:

Zeigen sich die Radaufhängungen dieses Autos erneut brüchig?, Foto: Audi
Zeigen sich die Radaufhängungen dieses Autos erneut brüchig?, Foto: Audi

So berechnet die Audi-Truppe, dass die Radaufhängungen auf Grund der permanenten Bespritzung mit hinsichtlich ihrer Fluggeschwindigkeit hoch aggressiven Regentropfen durch die Reifen stark bruchgefährdet sind - nach den bereits aus Hockenheim bekannten Problem will man keine erneuten Schäden riskieren. Nachdem die Ingolstädter ihre Flotte aus dem Rennen genommen und die verärgerten Piloten in die Box gewunken haben, steht einem weiteren Mercedes-Erfolg, dem seit Istanbul 2005 vierten in Folge, nichts mehr im Wege."

... und Realität: Auch im Regen braucht es für das Team um Norbert Haug keines allzu großen Pechs bei Audi, um in der Tat den vierten Sieg in Folge einzufahren. Die Konkurrenzfähigkeit der Audi A4 DTM insbesondere bei Regen sowie die Tatsache, dass die Mercedes-Speerspitzen in der Lausitz in Jamie Green und Mika Häkkinen bestehen, deren Regenerfahrung in ihrem jeweils 13. DTM-Rennen noch eher begrenzt ist, werden allerdings wohl eine Spazierfahrt in Richtung Sieg verhindern.

Im Trockenen dagegen dürfte das Pendel dagegen mit deutlicher Tendenz zu Mercedes ausschlagen. Während die Stuttgarter Befürchtungen bezüglich eines allzu großen Nachteils infolge des zehn Kilogramm schweren Gewichtsnachteils ad acta gelegt werden können, eröffnet die übergroße Präsenz der C-Klasse-Piloten innerhalb der Top acht naturgemäß hilfreiche taktische Vorteile.