Das Jahr 2005 verdient seinen Platz in der deutschen Geschichte - nicht nur auf Grund deutscher Päpste oder deutscher Bundeskanzlerinnen: Auch in der Deutschen Tourenwagen Masters wird das Jahr 2005, während dessen wir Sie erstmals journalistisch durch Europas populärste Tourenwagenserie begleiteten, nicht als ein Jahr unter vielen in die Geschichte eingehen. Überzeugen Sie sich selbst...

(2) Von Torten, Schlachten & Zitterpartien

Während die erste Saisonhälfte 2005 trotz der für ITR und Fans ärgerlichen MG-Rover-Pleite Heiterkeit und Spannung geboten hatte, machte sich nach Beginn der zweiten Halbzeit - zweifelsohne weiterhin existenter Spannung zum Trotz - eine schleichende Wehmut breit. Was auf dem Nürburgring, wo motorsport-magazin.com-Redakteur Wolfgang André Schmitz während einer Zuschauerbefragung nicht nur kuriose, nicht direkt erfragte Berichte von entnervenden Parkplatzsuchen an der Rennstrecke, sondern größtenteils begeisterte und auch trotz des Opel-Ausstiegs optimistisch in die DTM-Zukunft blickende Zuschauer-Statements einholte, noch nicht zur Geltung kam, offenbarte sich spätestens während des achten Saisonlaufs in Zandvoort.

In Zandvoort ließ der Vectra den Pleitegeier weit hinter sich, Foto: Sutton
In Zandvoort ließ der Vectra den Pleitegeier weit hinter sich, Foto: Sutton

Anders als in der Eifel, wo Gary Paffett noch mit dem viel diskutierten Übersehen der weißen Linie am Boxenausgang für Ärger im Mercedes- und Belustigung im Audi-Lager gesorgt hatte, war es nun Jean Alesi, der mit einem öffentlichen, sein Team unterlassener technischer Unterstützung bezichtigenden Kommentar gegenüber der ARD für allgemeine Konfusion sorgte. Nachdem der Franzose trotz fehlender technischer Unterstützung nicht auf einem Hollandfahrrad, sondern in einer durchaus annehmbar motorisierten Mercedes C-Klasse am achten Saisonlauf teilnehmen durfte, war es Heinz-Harald Frentzen, der für die oben zitierte Wehmut sorgte:

So hatten die zirka 480 Vectra-PS dem wild flatternden Pleitegeier zum Trotz endgültig keine Chance mehr gelassen: Endlich spielte Opel in einer Klasse mit Audi und Mercedes - und bestieg mit Heinz-Harald Frentzen am Steuer in Zandvoort ein weiteres Mal das Podest. Sollte der Opel-Ausstieg gerade zum Zeitpunkt des eindrucksvollen Aufstrebens erfolgen? Auch auf dem EuroSpeedway Lausitz hätte es ein weiteres Mal zur Rüsselsheimer Podesteroberung kommen können - wäre da nicht eine misslungene Rennstrategie gewesen, die den Vectra äußerst traditionsbewusst auf Punkteränge abseits des Podiums steuerte.

Mercedes ließ 'Eki' in Istanbul im Regen stehen, Foto: DTM
Mercedes ließ 'Eki' in Istanbul im Regen stehen, Foto: DTM

War es unweit von Berlin noch Audi, wo man freudestrahlend jubeln durfte, so wandte sich das Blatt beim der ersten DTM-Schlacht in der verregneten Türkei wieder zu Gunsten Mercedes': So hatten die Stuttgarter vor den Augen der türkischen Autofahrer, die klischeegemäß die Zulassungszahlen gebrauchter Automobile mit Stern in die Höhe schnellen lassen, einen Vierfachtriumph zu verzeichnen, der durchaus für so manche Diskussion sorgte: "Wollte der Jamie Green den 'Eki' abschießen?" Jene Frage stellte sich nicht nur Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich - woraufhin sich der gefuchste Österreicher für das Finalrennen eine ganz besondere Finte einfallen ließ:

Nachdem motorsport-magazin.com-Chefredakteur Stephan Heublein vor Ort beim großen motorsport-magazin.com-Kuchentest in den Teamhospitalitys mit einem Unentschieden zwischen den Premium-Automobil- und Tortenanbietern Audi und Mercedes noch für friedliche Stimmung sorgte, wurde jener Friede durch den ullrichschen Doppelstopp wieder zunichte gemacht: So sollten die Titelchancen von Audi-Vertreter Mattias Ekström durch den Doppelstopp, der nach einem ersten Reifenwechsel- und Tankstopp nach wenigen Zentimetern Vorrollen bereits den nächsten der beiden Pflichtstopps vorsah, gewahrt werden. Zwar konnte dies auf Grund eines lückenhaften Reglements zum Ärger der Stuttgarter nicht geahndet werden - ein siebenter Platz half Ekström auf der Titeljagd indes wenig weiter:

Die DTM 2006 als hausinterne Mercedes-Meisterschaft?, Foto: Sutton
Die DTM 2006 als hausinterne Mercedes-Meisterschaft?, Foto: Sutton

So durfte Gary Paffett allen regelwidrig überquerten Boxenausfahrtslinien zum Trotz mit einem Sieg hochverdient seinen ersten - und angesichts seines Wechsels ins McLaren-Mercedes-F1-Testcockpit wohl auch letzten - DTM-Titel feiern. Die DTM erlebte damit einen würdigen Meister und konnte sich auch auf Grund beträchtlicher Einparkschwierigkeiten der Piloten in der Startaufstellung eines äußerst spektakulären Saisonabschlusses rühmen. Dennoch sollte Europas populärste Tourenwagenserie noch längst nicht zur Ruhe kommen:

Wenige Tage nach dem Saisonfinale untersagten General Motors und Konzerntochter Opel den weithin erhofften Privateinsatz der 2005er-Vectra - und besiegelten damit eine DTM-Saison 2006 mit nur zwei Herstellen. Doch weit gefehlt: Während nun möglicherweise auf Grund der finanziellen Schwierigkeiten des GM-Konzerns in der Gebrauchtwagenabteilung des freundlichen Opel-Vertragshändlers Jagd auf die 2005er-DTM-Vectra gemacht werden konnte, wollten zunächst auch die Ingolstädter der DTM eine sorglose, wenn auch gedämpfte Vorfreude auf die Saison 2006 nicht gönnen:

So sorgte Audi in den letzten Wochen des spektakulären Jahres 2005 für Spekulationen um eine nur aus Mercedes C-Klassen bestehende DTM-Saison 2006, die dem DTM-Fan vermutlich weder ein Rennen noch eine siegende C-Klasse gezeigt hätte - die DTM-Fangemeinde zitterte. Nach der Zusicherung des Audi-Engagements bis mindestens Ende 2008 darf allerdings wieder optimistischer in die DTM-Zukunft geblickt werden - so, wie es bereits die Parkplätze suchenden Fans auf dem Nürburgring vorausgesagt hatten...