Was angesichts eines im Falle Kimi Räikkönens chronisch unzuverlässigen McLaren-Mercedes in der Formel 1 nicht hatte sein sollen, steht nun in der DTM an - wenn auch aus vollkommen unterschiedlichen Gründen: Das DTM-Jahr 2006 wird das Jahr der Silberpfeile. In Anbetracht des Opel-Ausstiegs sowie fehlender neuer Hersteller bietet die DTM unfreiwillig ein Revival längst vergangener Tage, während derer sich zwei Hersteller glorreicher, silberner Fahrzeuge, die Auto Union und Mercedes, ein Duell lieferten, das niemand aus eigener Kraft zu einem Dreikampf zu machen vermochte...

Zu Zeiten jener vergangenen Tage hieß Mercedes-Benz zwar bereits Mercedes-Benz; auch Audi-Automobile waren im Kreise der mehr oder weniger Reichen und Schönen bereits bekannt - bis jedoch die "Auto Union", die 1932 als Zusammenschluss der Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer hervorging, in die heutige Audi AG mündete, bedurfte es einiger historischer Umwege.

Nichtsdestotrotz befindet Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug mit Recht: "Das Duell Auto Union gegen Mercedes-Benz hat Tradition und schon vor 70 Jahren Motorsport-Geschichte geschrieben - großartig, dass dieser Wettstreit heute nicht minder bedeutsam ist."

Optisch unkonventioneller Rekord-jäger: Der Auto-Union-Silberpfeil, Foto: Sutton
Optisch unkonventioneller Rekord-jäger: Der Auto-Union-Silberpfeil, Foto: Sutton

Unvergessen die Silberpfeile der Auto Union, die unter tatkräftiger Beteiligung Ferdinand Porsches mit einem zwischen Vorder- und Hinterachse montierten Motor optisch eher gewöhnungsbedürftige, jedoch mit einem damit äußerst vorteilhaft platzierten Schwerpunkt besonders ausgeklügelte Expemplare automobiler Avantgarde darstellten. Unvergessen auch Auto-Union-Werksfahrer Bernd Rosemeyer, der die Silberpfeile 1936 und 1937 von Sieg zu Sieg führte, bevor er 1938 beim Weltrekordversuch auf einer Autobahn nach einem tragischen Unfall verstarb.

Ebenso unvergessen die optisch zumeist gefälligeren, technisch jedoch konservativeren Silberpfeile von Mercedes-Benz, die unter der Führung des für seine eher füllige Statur bekannten Mercedes-Rennleiter Alfred Neubauer zuletzt 1938 mit dem Modell W125 gegen die Silberpfeile der Auto Union antraten und gemeinsam mit ihnen bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs das Nonplusultra des Rennsports darstellten.

Einer der ersten Mercedes-Silberpfeile auf Triumphjagd, Foto: Mercedes
Einer der ersten Mercedes-Silberpfeile auf Triumphjagd, Foto: Mercedes

Doch kein Licht ohne Schatten: Die beeindruckenden Erfolge beider Silberpfeil-Gattungen wurden von Reichskanzler Adolf Hitler und seinem NS-Regime nur allzu gerne für propagandistische Zwecke genutzt, hatte doch die NS-Diktatur mit großzügigem Sponsoring einen nicht unbeträchtlichen Anteil an der Finanzierung der erfolgreichen Rennsport-Projekte.

So darf in der Saison 2006, nach rund 70 Jahren, gänzlich frei von politischen Einflüssen das Revival des legendären Duells stattfinden: Wenn auch nicht allesamt silbern lackiert, machen sich im Jahr 2006 mit der Mercedes C-Klasse sowie dem Audi A4 DTM, der seit dem vergangenen Jahr in Form des Singleframe-Grills mit einer Reminiszenz an längst vergangene Auto-Union-Tage aufwartet, in der DTM wiederum zwei gelungene Expemplare deutscher Automobilbaukunst auf die Jagd nach Glanz und Gloria.

Trotz aller geschichtlichen Anleihen der Saison 2006 und der Vorfreude auf dieselbe bleibt allerdings festzuhalten: Auch die Auto-Union- und Mercedes-Silberpfeile lebten von einer Konkurrenz, die es zunächst zu düpieren galt. Eine Konkurrenz, die wir uns bei allem historischen Reiz der kommenden Saison für 2007 fest erhoffen...