Manthey hat in seiner ersten DTM-Saison mit Porsche-Rennwagen auf ganzer Linie abgeräumt: Mit Thomas Preining gewann das Team aus Meuspath die Fahrer-Meisterschaft, dazu die Team-Wertung. Und in der Hersteller-Tabelle hatte Manthey den Löwenanteil am ersten Triumph von Porsche in der deutschen Traditionsserie.

Manthey mit seinen beiden Porsche 911 GT3 R und Preining sowie Teamkollege Dennis Olsen dominierte das Geschehen aus Sicht des Zuffenhausener Sportwagenbauers: In den 16 Saisonrennen sammelten die beiden Fahrer 357 Punkte. Das scheidende Küs Team Bernhard (Laurin Heinrich/Ayhancan Güven) errang mit 157 weniger als halb so viele Punkte. Das dritte Porsche-Kundenteam, WRT Toksport (Tim Heinemann/Christian Engelhart bzw. Nachfolger Marvin Dienst), kam nicht über 95 Zähler hinaus.

Wie viele Porsche-Teams starten 2024 in der DTM?

Ob nach dem Ausstieg von Timo Bernhards Mannschaft - Hauptsponsor Küs zog sich zurück - neben Manthey in der DTM-Saison 2024 noch weitere Porsche-Teams an den Start gehen werden, ist bislang unklar.

Nicht erst seit dieser dominanten Vorstellung fragen sich zahlreiche Szenekenner: Können andere Porsche-Teams der Manthey-Mannschaft in der DTM überhaupt das Wasser reichen? Schließlich führte Manthey über viele Jahre hinweg Werkseinsätze für Porsche in der WEC durch, war in die Entwicklung der GT3-Rennwagen involviert und gehört seit 2013 zu 51 Prozent der Porsche AG.

DTM-Titelgegner Thomas Preining von Manthey-Porsche und Mirko Bortolotti aus dem Team SSR-Lamborghini
DTM-Titelrivalen: Manthey-Fahrer Thomas Preining und SSR-Pilot Mirko Bortolotti, Foto: ADAC Motorsport

SSR-Boss Schlund: Markenwechsel wegen Manthey-Porsche

In dieser nicht unheiklen Diskussion nimmt Einer kein Blatt vor den Mund: Stefan Schlund, Besitzer des Rennstalls SSR Performance. Das Münchner Team blickt selbst auf eine kurze, aber erfolgreiche GT3-Historie mit Porsche zu zurück: Champion im ADAC GT Masters 2020, Vizemeister im Folgejahr und 2022 mit Platz acht das bestplatzierte Porsche-Team beim DTM-Debüt.

Zur Saison 2023 wechselte SSR Performance überraschend von Porsche zu Lamborghini und errang auf Anhieb mit Mirko Bortolotti die Vize-Meisterschaft sowie den Vize-Titel in der Team-Wertung. Der Aufwand für den Einsatz der drei Lamborghini Huracan GT3 Evo2 wurde auf dem Niveau eines Werkseinsatzes betrieben, war man sich im DTM-Fahrerlager weitgehend einig.

Wie Schlund verriet, führte der Markenwechsel auf die eigene Überzeugung zurück, den DTM-Neueinsteiger Manthey mit eignem Porsche-Material nicht schlagen zu können.

Schlund nach dem Saisonfinale in Hockenheim zu Motorsport-Magazin.com: "Das war zu 100 Prozent der Grund. Wenn wir genau das gleiche Material und genau das gleiche Wissen bereitgestellt bekommen, dann würde ich mir die Challenge jederzeit zutrauen. Dann sehe ich ein Duell auf Augenhöhe. Dann gewinnt der, der mehr Glück hat. Das ist keine Kritik an Manthey und auch nicht an Porsche. Das ist einfach ein Politikum, dass die Leute, die das Auto entwickeln, einen viel höheren Wissensstand haben."

Schlund, dessen Team zu Porsche-Motorsport-Zeiten eine technische Zusammenarbeit mit Manthey pflegte, war überzeugt, dass der 1996 von Olaf Manthey gegründete Rennstall für andere Porsche-Kundenteams nicht zu knacken ist: "Nein. Weil es politisch nicht geht. Manthey ist das Werk, Manthey hat das Auto entwickelt. Die haben vor zweieinhalb Jahren mit der Entwicklung des neuen Autos angefangen." Porsche hatte zu Beginn dieses Jahres einen neuen 911 GT3 R auf Basis der 992-Generation an den Start gebracht.

Stefan Schlund ist Teambesitzer des DTM-Rennstalls SSR Performance
SSR-Teambesitzer Stefan Schlund, Foto: SSR Performance

Schlund: "Ich will den Erfolg und habe hohe Ansprüche"

"Ich will den Erfolg und habe hohe Ansprüche", machte Unternehmer Schlund unmissverständlich klar. "Wenn ich das Gefühl hätte, dass wir den Titel nicht holen können, weil ein anderes Team überragt, würde ich mir eine andere Serie aussuchen. Wir sind eine junge Firma, brauchen den Erfolg und sind hungrig. 2020 waren wir Meister, 2021 Vize-Meister, das letzte Jahr war schwierig, jetzt sind wir wieder Vize-Meister. Wir betreiben seit vier Jahren Motorsport. Wir machen mit Sicherheit nicht alles falsch." Nächstes Jahr will der Münchner Rennstall mit zwei Lamborghini Huracan GT3 samt Profi-Fahrern nach dem DTM-Titelgewinn greifen.

Manthey-Chef Raeder: "Komplett gleichauf mit allen Porsche-Teams"

Dass Manthey wegen langer und enger Verbundenheit zu Porsche einen besonderen Status genieße, wies Manthey-Geschäftsführer Nicki Raeder vehement zurück. "In der DTM sind wir komplett gleichauf mit allen Porsche-Teams, und es gibt viele andere Teams in der DTM, die von ihren Herstellern mehr unterstützt werden als wir", argumentierte Raeder dieses Jahr in einem Interview für die Print-Ausgabe des Motorsport-Magazins. Ohne den australischen Motorsport-Partner namens EMA wäre die Finanzierung des DTM-Einsatzes finanziell nicht möglich gewesen, fügte er an.

Thomas Preinnig ist DTM-Champion 2023
Fahrer- und Teammeister in der DTM 2023: Manthey-Porsche, Foto: ADAC Motorsport

Porsche-Motorsportchef Laudenbach: "Wir übernehmen nicht die Autos"

Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach, der die DTM ausdrücklich nicht über andere GT3-Kundensportserien wie die GT World Challenge heben wollte, erklärte, dass Porsche-Teams vom Werk einen Teile- und Technik-Support sowie "in einem sehr geringen Maß" eine finanzielle Unterstützung bzw. abgestellte Werksfahrer erhalten.

"Wir übernehmen nicht die Autos, das ist uns ganz wichtig", sagte Laudenbach. "Wir sind beratend, aber kennen das Auto sehr gut. Wir geben eine Hilfestellung, die man annehmen kann, aber nicht muss. Die Finanzierung, der Business Case, liegt deutlich zum überwiegenden Teil bei den Teams. Das ist der Unterschied zum Werkseinsatz."

Porsche Night of Champions 2023 im Porsche-Entwicklungszentrum Weissach mit Thomas Laudenbach
Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach bei der Porsche Night of Champions 2023 in Weissach, Foto: Porsche AG

Manthey-Werkseinsatz in WEC 2024? "Totaler Unsinn"

Auch bei der Rückkehr von Manthey in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in die neugeschaffene GT3-Klasse handele es sich nicht um einen Werkseinsatz. In dieser Kategorie als Nachfolger der GTE-Klasse müssen sich per Reglement Profis und Amateure am Steuer abwechseln, um den Gentlemen-Gedanken auf der Langstrecke fortzuführen.

Deutliche Worte dazu von Nicki Raeder: "Das ist wirklich kundenfinanziert. Es gab harte Vorwürfe in der Presse, dass es sich dabei um einen Werkseinsatz handeln würde. Das ist leider totaler Unsinn. Natürlich wäre es mir lieber, wenn Porsche alles bezahlen würde, aber tatsächlich wird das über die Bronze-Fahrer finanziert. Und solch ein WEC-Engagement kostet vier bis fünf Millionen pro Auto."

"Natürlich gibt es eine gewisse Unterstützung von Porsche, wie das in der DTM auch der Fall ist", fügte der einstige Unternehmensgründer und heutige Motorsport-Berater Olaf Manthey gegenüber Motorsport-Magazin.com an. "Für ein bestimmtes Budget darfst du Ersatzteile kaufen, aber das war es dann auch. Der Rest muss finanziert werden."