Beim Comeback der DTM auf dem Sachsenring nach 21 Jahren hat Luca Stolz (HRT-Mercedes) wie erwartet das Samstagsrennen gewonnen. Der AMG-Fahrer feierte von der Pole Position seinen zweiten DTM-Sieg nach 2022 (Nürburgring). Beim Zieleinlauf hatte Stolz einen Vorsprung von 2,6 Sekunden auf den Zweitplatzierten Thomas Preining (Manthey-Porsche). Ayhancan Güven (Bernhard-Porsche, 1. DTM-Podium) komplettierte das Podest als Dritter.

Der Trend setzte sich beim elften Rennen der Saison 2023 fort: Stolz, schon zuletzt am Lausitzring auf dem Podium, war bereits der achte Pole-Sieger in diesem Jahr. "Das Team hat heute eine richtige Rakete gebaut", freute sich Stolz. "Am Anfang konnte ich schnell wegfahren, am Ende kamen die Porsche noch mal zurück. Ich habe versucht, das Rennen zu managen und keinen Fehler zu machen. Das ist echt schwierig hier."

DTM Sachsenring-Rennen 1: Highlights und Zusammenfassung (04:55 Min.)

Während der HRT-Pilot vom ersten Startplatz nie etwas anbrennen ließ und auch bei der einzigen Safety-Car-Phase in Runde 7 die Nerven behielt, war dahinter Porsche-Werksfahrer Preining der heimliche Sieger des Tages. Der Österreicher, von P3 gestartet, gewann während der Boxenstopp-Phase einen Platz gegen Markenkollege Güven und sammelte wichtige Punkte für den Kampf um die Meisterschaft.

Thomas Preining erobert DTM-Gesamtführung zurück

Preining übernahm mit Platz zwei wieder die Führung in der Gesamtwertung und löste Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) ab, der nicht über den neunten Platz hinauskam. Der Lamborghini-Werksfahrer lag nach Start von P4 und trotz 20 Kilo Erfolgsballast (Sieg am Lausitzring) lange auf Podestkurs, bis beim Reifenwechsel einiges schiefging: Bortolottis Räder drehten durch, während der Huracan noch aufgebockt war - verboten laut Reglement und mit einer Penalty Lap bestraft. Zudem meldete Bortolotti zu diesem Zeitpunkt Probleme mit seinem ABS-System, was weitere Positionen kostete.

Feller und Rast gelingen große Aufholjagden

Auf der 3,645 Kilometer langen Strecke, die wegen des Layouts nur wenige Überholmöglichkeiten bietet, gelang Ricardo Feller (Abt-Audi) dennoch eine beeindruckende Aufholjagd vom zwölften bis auf den vierten Platz. Mit Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde auf dem fünften Platz, gelang dem Rennstall aus Kempten ein starkes Mannschaftsergebnis. Beide Abt-Fahrer mussten sich trotz guter Qualifyings in Folge von 5-Platz-Gridstrafen nach vorne kämpfen. Durch den allgemeinen Verzicht auf Track Limits erlebten die Fans einige spannend anzuschauende Zweikämpfe.

"Ich hatte Kelvin hinter mir, das war in der Situation mega", sagte Feller, der am Ende mit Reifenverschleiß auf dem heißem Asphalt zu kämpfen hatte. "Am Ende war er klar schneller. Das ist nicht ganz einfach, aber wir wollen um die Meisterschaft kämpfen und maximale Punkte fürs Team holen." Teamkollege van der Linde: "Das Team steht über allem. Es gab Situationen, wo ich um die Meisterschaft gekämpft habe. Jetzt ist Ricardo dran. Alles normal, oder?"

Mirko Bortolotti: "Hätte viel schlimmer sein können"

Der amtierende DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW) fuhr auf P6 und hält damit seine Titelchancen aufrecht. Top-5-Resultate hatte der Südafrikaner vor dem Rennwochenende aus Ziel ausgegeben, um die Titelverteidigung anzupeilen. Dennis Olsen (Manthey-Porsche) und der dreifache Meister Rene Rast (Schubert-BMW, von P18 gestartet) komplettierten die Top-8.

Bortolotti und DTM-Rookie Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) belegten die Plätze neun und zehn, während Lausitz-Sieger Jack Aitken im zweiten Emil-Frey-Ferrari wegen eines Kontakts vorzeitig ausfiel. "Platz neun ist nicht toll, aber es hätte viel schlimmer sein können. Wir müssen verstehen, was da passiert ist, damit so etwas nicht mehr vorkommt", sagte Bortolotti, um den es in den vergangenen Wochen zahlreiche Spekulationen um eine mögliche Beinverletzung nach einem Test-Unfall gegeben hatte.

DTM Sachsenring: So lief das Rennen am Samstag

Die Startaufstellung: Luca Stolz setzte den Mercedes-Plan, im Qualifying erst spät auf Zeitenjagd zu gehen, als Einziger perfekt um und erzielte seine erste Pole Position in der DTM. Ayhancan Güven im Porsche des Team Bernhard komplettierte die erste Reihe. Weil dahinter Kelvin van der Linde wegen einer 5-Platz-Strafe vom dritten auf den achten Platz zurückfiel, rückten die Titelkandidaten Thomas Preining und Mirko Bortolotti auf die Startpositionen drei und vier nach vorne. Die beiden Ferrari von Thierry Vermeulen und Jack Aitken sowie die Brüder Sheldon und Kelvin van der Linde belegten die Startplätze fünf bis acht. Vier Grid-Strafen für Kelvin van der Linde, Franck Perera, Laurin Heinrich und Ricardo Feller würfelten die finale Startaufstellung etwas durcheinander. Größter Profiteur war Sheldon van der Linde, der vier Startplätze 'geschenkt' bekam.

Der Start: Luca Stolz gelang von der Pole ein starker Start, sodass er sich mit seinem HRT-Mercedes schnell an der Spitze absetzen konnte. Dahinter verteidigte sich Ayhancan Güven tapfer gegen Markenkollege und Titelanwärter Thomas Preining und blieb in Führung. Kelvin van der Linde überholte trotz anderen Plans seinen Bruder Sheldon, kassierte wenig später nach hartem Kampf auch Thierry Vermeulens Ferrari und übernahm den sechsten Platz. Mirko Bortolotti verlor unterdessen eine Position an Jack Aitken und beendete die erste Runde auf P5. Im Mittelfeld fiel Maro Engel nach einem Kontakt mit Ricardo Feller ans Ende des Feldes zurück.

Die erste Rennhälfte: Stolz machte an der Spitze mächtig Dampf und hatte bis zur 5. Runde einen Vorsprung von 3 Sekunden auf den Rest des Feldes herausgefahren. Dahinter tat sich in der Anfangsphase nicht allzu viel auf der Strecke, die nur wenige Überholmöglichkeiten bietet. Pech für Stolz: In Runde 7 schickte die Rennleitung das Safety Car auf die Strecke, weil mehrere Teile von Maro Engels Landgraf-Mercedes auf der Strecke herumlagen.

Beim Re-Start zwei Runden später blieb Stolz cool und vor Güvens Porsche an der Spitze. Sheldon van der Linde lieferte sich mit Thierry Vermeulen ein sehenswertes Duell um P6, kam aber nicht am Ferrari des Niederländers vorbei. In Runde 11 gelang des 'SVDL' dann, Vermeulen zu knacken - Feller war der lachende Dritte und schlüpfte ebenfalls vorbei auf die siebte Position. In Runde 13 musste Jack Aitken seinen Ferrari nach einem Kontakt mit defektem Kühler vorzeitig an der Box von Emil Frey Racing parken.

Der weitere Rennverlauf: Direkt nach der Öffnung des Boxenstopp-Fensters nach der 20. Rennminute (Runde 15) bogen Spitzenreiter Luca Stolz, Thomas Preining, Ricardo Feller, Thierry Vermeulen, Jusuf Owega, Lucas Auer und Luca Engstler in die Boxengasse ab. In Runde 16 ließen Ayhancan Güven, Sheldon van der Linde, Dennis Olsen, Patric Niederhauser, Franck Perera und Arjun Maini neue Pirelli-Reifen aufziehen. Vermeulen (zu lange Nutzung der Fast Lane) und Clemens Schmid (Speeding in Boxengasse) mussten eine Penalty Lap antreten.

Nach Kelvin van der Linde (Runde 17), absolvierte einen Umlauf später auch der zu diesem Zeitpunkt Führende Mirko Bortolotti seinen Pflicht-Reifenwechsel. In der Phase der Boxenstopps konnte Preining seinen Markenkollegen Güven überholen und damit den virtuellen zweiten Platz hinter Spitzenreiter Stolz übernehmen. Bortolotti kassierte eine Penalty Lap wegen durchdrehender Räder während des Reifentauschs, meldete zudem einen ABS-Fehler am Funk und fiel einige Plätze zurück.

Als David Schumacher in Runde 23 seinen Pflicht-Stopp vornahm, fuhr nur noch Marco Wittmann auf den Startreifen. Nachdem sich das Feld vollständig sortiert hatte, tat sich zunächst nicht mehr allzu viel auf der Strecke. Lucas Auer musste seinen Winward-Mercedes nach einem Ausflug ins Kiesbett vorzeitig abstellen. Olsen griff Sheldon van der Linde mehrfach für P6 an, kam aber nicht am BMW M4 GT3 vorbei.