David Schumacher (Winward-Mercedes) hatte sich vorgenommen, in seiner zweiten DTM-Saison konstant um die Top-10 im Starterfeld der 28 GT3-Autos mitmischen zu wollen. Dieses Etappenziel hat der Winward-Pilot beim Rennwochenende auf dem Nürburgring nun zum ersten Mal erreicht. Schumacher belegte im verregneten Sonntagsrennen den neunten Platz und feierte damit sein mit Abstand bestes Resultat in der deutschen Traditionsserie.

Wirklich zufrieden war der 21-Jährige allerdings nicht. Kein Wunder, schließlich hatte Schumacher das achte Saisonrennen höchst aussichtsreich vom dritten Startplatz in Angriff genommen! Im Qualifying auf abtrocknender Strecke fuhr er als bestplatzierter aller Mercedes-Piloten auf den vierten Platz und erbte eine weitere Position in Folge einer Grid-Strafe für den eigentlich Drittplatzierten Jack Aitken (Emil-Frey-Ferrari).

Schumacher: "Darauf lässt sich aufbauen"

"Es ist ein bisschen schade, weil mehr drin gewesen wäre, aber alles in allem war es ein guter Tag für uns", resümierte der Sohn des früheren Formel-1- und DTM-Piloten Ralf Schumacher. "Die Pace war das ganze Rennwochenende über sehr gut, auch im Vergleich mit den anderen Mercedes-AMG GT3. Das Qualifying war natürlich ein echtes Highlight. Leider ist im Rennen nicht alles für uns gelaufen, dennoch waren wir wieder schnell unterwegs. Darauf lässt sich aufbauen."

Hinter Pole-Setter Ricardo Feller (Abt-Audi) und DTM-Champion Sheldon van der Linde (Schubert-BMW, fiel mit Slicks früh zurück), gelang Schumacher mit seinen Pirelli-Regenreifen ein guter Start. Das galt ebenso für seinen Winward-Teamkollegen Lucas Auer, der vom vierten Startplatz in der 7. Runde erstmals die Führung übernahm. Mit Schumacher im Heck drehten die beiden Mercedes-AMG GT3 des Rennstalls aus Altendiez munter ihre Runden an der Spitze.

David Schumacher beim DTM-Rennen am Nürburgring
David Schumacher auf dem Nürburgring, Foto: Winward/DTM

Winward-Mercedes verzockt sich mit Reifendrücken

In Runde 11 auf der kurzen Sprintstrecke des Nürburgrings musste Schumacher den zweiten Platz an den späteren Podestfahrer Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche) abtreten und drei Umläufe später (Runde 14) konnte er auch den Sensations-Sieger Maximilian Paul (GRT-Lamborghini) nicht aufhalten. Auf P4 liegend bog Schumacher in der 15. Runde vergleichsweise früh für seinen Pflicht-Reifenwechsel in die Boxengasse ab. Ab dann ging es abwärts...

Die erfahrene Winward-Mannschaft um Teamchef Christian Hohenadel hatte auf sich verbessernde Streckenbedingungen und abnehmenden Regen bis zum Rennende spekuliert und deshalb Schumacher - und ebenso Auer in Runde 22 - auf neuen Regenreifen mit einem niedrigeren Luftdruck zurück ins Rennen geschickt. Das sorgt auf feuchter Strecke wegen der größeren Auflagefläche für einen besseren Grip, ist auf regennasser Piste entsprechend aber nachteiliger.

"Verzockt", stellte Schumacher später fest. "Wir hatten darauf spekuliert, dass der Regen in der Schlussphase etwas nachlässt. Leider war dem nicht so, sodass es uns zunehmend schwerfiel, die Reifen auf Temperatur zu halten." Schumacher konnte die Pace der Konkurrenz in der Folge nicht mitgehen und fiel sogar bis auf den zehnten Platz zurück. Eine Full-Course-Yellow-Phase zu einem für ihn ungünstigen Zeitpunkt - einige Konkurrenten verloren dadurch weniger Zeit beim Boxenstopp - war ebenfalls nicht hilfreich.

DTM-Podien: Auer zieht mit Stuck gleich

Ähnlich erging es Auer, der allerdings während der Full Course Yellow frische Regenreifen aufziehen lassen konnte und am Ende den dritten Platz ins Ziel brachte. Für den Österreicher war es der zweite Podesterfolg in der Eifel nach einem eher schwierigen Saisonauftakt. In seiner DTM-Karriere hat Auer seit 2015 nun 22 Podiumsplätze gesammelt und in der Ewigen Tabelle mit dem früheren Audi-Champion Hans-Joachim 'Strietzel' Stuck gleichgezogen.

"Es ist immer das Gleiche: Wenn du an den Sieg denkst, fängt etwas an falsch zu laufen", sagte Auer. "Nach dem Stopp bekam ich die Reifen nicht ans Arbeiten. Es war schwierig, das Auto auf der Strecke zu halten. Deshalb bin ich happy mit dem dritten Platz. Nach dem ersten Stint hatte ich mich auf den zweiten gefreut, doch der wurde dann sehr lang... Glückwunsch an Maximilian und Laurin. Für mich war es besser, sich darauf zu fokussieren, auf der Strecke zu bleiben."

Trotz der vergebenen Podest-Chance hat Schumacher allen Grund, in der DTM aufzuatmen. Der Rennsamstag hatte sich deutlich dramatischer entfaltet, als der GT3-Umsteiger vom 13. Startplatz in der 5. Runde ausgerechnet mit Markenkollege Luca Stolz (HRT-Mercedes) kollidierte und dafür drei Penalty Laps (mit 60 km/h durch einen 50 Meter langen Korridor abseits der Idealline fahren) kassierte.

Durch die Strafe war sein Rennen effektiv gelaufen, und in der 20. Runde stellte Schumacher seinen lädierten Mercedes an der Box ab. Es war der dritte vorzeitige Ausfall im bis dato siebten Saisonrennen.