Acht Siege, 14 Podestplätze und ein DTM-Titel - eine beachtliche Bilanz, für die die wenigen Piloten, denen sie beschieden ist, oft viele Jahre benötigen. Gary Paffetts Weg auf den DTM-Olymp war hingegen kurz...

"Ich bin mit dem Motorsport aufgewachsen und habe von meinem Vater mit acht Jahren mein erstes Kart bekommen", erzählt Paffett und stellt die Bedeutung seines Vaters für seinen heutigen Triumph heraus: "Er war somit meine Verbindung zum Motorsport und führte mich in diese Welt ein." Eine Welt, in der er rasch Erfolge einfahren sollte: Nach einer erfolgreichen Kart-Karriere wurde Paffett schon 1996 in das von McLaren und Mercedes initiierte Nachwuchsförderungsprogramm "Champions of the Future" aufgenommen - ein Vertrauensvorschuss, den er in den kommenden Jahren rechtfertigte:

In einem Vorjahres-CLK machte Paffett 2003 auf sich aufmerksam, Foto: Sutton
In einem Vorjahres-CLK machte Paffett 2003 auf sich aufmerksam, Foto: Sutton

Nach Titelgewinnen in der Formel Vauxhall gab der Brite ein kurzes Gastspiel in der Britischen Formel-3-Meisterschaft, das er als Sieger der "Scholarship"-Kategorie beendete. 2001 wechselte Paffett in die Deutsche Formel 3 zum Team Rosberg - eine Entscheidung, die ihm das Tor zur DTM eröffnen sollte: Nachdem er 2002 deutsche Nachwuchsserie im Team des finnischen Ex-Formel-1-Weltmeisters mit sieben Siegen und sechs Pole Positionen in 17 Rennen souverän gewonnen hatte, rückte Gary Paffett 2003 in Folge einer Personalrochade bei Mercedes ins DTM-Team von Keke Rosberg auf:

So war nach dem Aufstieg von Rosberg-Pilot Christijan Albers in den Mercedes-Neuwagen Uwe Alzens, der kurz vor der Saison überraschend seinen Rückzug aus der DTM bekannt gegeben hatte, ein Cockpit bei Rosberg frei geworden. Was also lag für Keke Rosberg näher, als seinem F3-Champion, der schon 2001 bei einem Test mit einem DTM-Mercedes einen guten Eindruck hinterlassen hatte, eine Chance im Vorjahres-CLK zu geben...

Bereits im letzten Jahr lieferte sich der Brite Duelle mit Mattias Ekström, Foto: Sutton
Bereits im letzten Jahr lieferte sich der Brite Duelle mit Mattias Ekström, Foto: Sutton

Mercedes-Sportchef Norbert Haug war sich indes schon damals sicher, eine "Bereicherung" für seine Fahrermannschaft begrüßen zu dürfen. Nachdem Ersatzfahrer Patrick Huismann die ersten beiden Saisonrennen 2003 im verwaisten Albers-Mercedes bestritten hatte, durfte sich der damals 22-Jährige somit ab dritten Saisonlauf auf dem Nürburgring in der DTM beweisen - was ihm nachhaltig gelingen sollte: Einigen Ausfällen zum Trotz schaffte es der Brite, sich mit einem achten Rang beim siebten Saisonlauf in Nürburg ebenso wie mit Platz sechs auf dem A1-Ring in Szene zu setzen.

In einer Saison, in der Punkteränge im Vorjahresfahrzeugen anders als heute eine wahre Rarität darstellten, wurde Paffett folglich mit vier Meisterschaftspunkten erfolgreichster Jahreswagen-Fahrer - wofür er ebenso wie sein Vorgänger Christijan Albers prompt belohnt werden sollte: Nachdem H.W.A.-Pilot Marcel Fässler verkündet hatte, 2004 sein Glück bei Opel zu suchen, vertraute Norbert dem jungen Briten das freie Cockpit in einer aktuellen Mercedes C-Klasse an. Gary Paffett bedankte sich, wenn auch begünstigt durch das Pech seiner Markenkollegen Jean Alesi und Bernd Schneider, bereits beim ersten Rennen mit dem ersten Sieg...

Nach 29 DTM-Monaten ist Paffett ganz oben angekommen, Foto: Sutton
Nach 29 DTM-Monaten ist Paffett ganz oben angekommen, Foto: Sutton

Schien es im vergangenen Jahr allerdings zunächst noch so, als könne sich Christijan Albers seiner Position als Speerspitze der Mercedes-Mannschaft sicher sein, so belehrte Paffett die DTM-Welt eines Besseren: Bereits beim vierten Lauf auf dem EuroSpeedway siegte der Brite, anders als Pole-Setter Albers mit Startposition sieben in einer nur durchschnittlichen Ausgangsposition, erneut - und konnte sich nur auf Grund seiner anschließenden Disqualifikation wegen einer zu geringen Restbenzinmenge noch nicht als Meisterschaftsanwärter etablieren. Eine Enttäuschung, die Gary Paffett weiteren Erfolgen allerdings nicht im Wege stehen sollte: Der 23-Jährige entschied auch die folgenden Rennen auf dem Norisring sowie dem Nürburgring für sich.

Während Christijan Albers' Fehlerquote in der zweiten Saisonhälfte in bedenkliche Höhen stieg und Audi von Sieg zu Sieg fuhr, vermochte sich Paffett mehr und mehr als ernst zu nehmender Konkurrent des späteren Meisters Mattias Ekström zu etablieren - und verwies Albers schließlich noch auf Rang drei des Endklassements. So besiegelte der Niederländer ein unrühmliches Ende seiner DTM-Karriere, bevor zu Minardi in die Formel 1 wechselte. Gary Paffett wurde derweil für 2005 als unangefochtener Favorit für eine mögliche Nachfolge des amtierenden Meisters Ekström gehandelt...

Eine Testfahrt im McLaren-Mercedes ist Paffett sicher, Foto: Sutton
Eine Testfahrt im McLaren-Mercedes ist Paffett sicher, Foto: Sutton

Es war ein kurzer Weg zum angestrebten Ziel: Ein Jahr später steht der Familienvater, der mit einer für Dezember angesetzten Hochzeit auch sein privates Glück gefunden hat, als erster britischer DTM-Meister in den Statistiken - einigen Flüchtigkeitsfehlern zum Trotz, ohne die sogar der vorzeitige Titelgewinn möglich gewesen wäre. "Es war für mich schwierig, trotz meiner starken Ergebnisse keinen größeren Vorsprung zu besitzen", lässt Paffett die Last einer zeitweise Rennen um Rennen zwischen ihm und Ekström wechselnden Meisterschaftsführung Revue passieren.

"Das Duell mit Mattias hat mir Spaß gemacht. Wir gingen bei jedem Rennen ans Limit und es war ein gutes Duell", betont der 24-Jährige die vorbildliche Fairness, wie sie sowohl von ihm als auch von Mattias Ekström ausging, offenbart aber auch die Belastungen eines Top-Piloten: "Allerdings habe ich bislang noch nie eine Saison erlebt, die so hart war."

In seinen Zukunftsplanungen möchte es Paffett, der 2007 im neuen Juniorteam von McLaren-Mercedes unterkommen könnte, seinem letztjährigen Markenkollegen Albers gleichtun, offenbart aber höhere Ansprüche: "Die F1 ist der Traum eines jeden jungen Fahrers. Mit McLaren und Mercedes besitze ich gute Kontakte, die für die Zukunft interessant sein könnten. Allerdings möchte ich nicht in die Formel 1, nur um sagen zu können, dass ich ein Jahr lang mitgefahren bin..."