Hinter der DTM liegt eine Saison voller Rekorde: Die TV-Quoten und die Zuschauerzahlen vor Ort stiegen in bislang noch nicht da gewesene Regionen und der Titelkampf blieb bis zum Ende hochdramatisch und spannend.

Hinter den Kulissen bastelt ITR-Vorstand Hans Werner Aufrecht allerdings schon daran die Weichen für die kommende Saison 2006 zu stellen. Denn auch im nächsten Jahr soll sich der unvergleichliche DTM-Boom fortsetzen. Wie es dazu kommen soll und was die Saison 2005 so besonders gemacht hat, verriet Hans Werner Aufrecht im Exklusivinterview mit motorsport-magazin.com.

Herr Aufrecht, die Saison 2005 endete genauso wie sie Mitte April begonnen hat: Mit einem Zuschauerrekord. Ihr Saisonfazit sollte demnach positiv ausfallen...

Hans Werner Aufrecht: Mich haben am Samstag alle Journalisten gefragt wie zufrieden ich mit dieser Saison sei. Meine Antwort war ganz einfach: Wenn die verfügbaren Zahlen und Statistiken nicht ausreichend sind, um meine Zufriedenheit auszudrücken, dann weiß ich nicht, was das noch besser schaffen könnte.

Hans Werner Aufrecht lässt die Zahlen für sich sprechen., Foto: Sutton
Hans Werner Aufrecht lässt die Zahlen für sich sprechen., Foto: Sutton

Ein Eckpfeiler der großen DTM-Euphorie dieses Jahres war und ist Mika Häkkinen, der zu Jahresbeginn eine wahre Mika-Mania auslöste. Wie beurteilen Sie seine erste DTM-Saison?

Hans Werner Aufrecht: Sein Einstieg in die DTM war richtig. Es war absolut korrekt einen solchen Star und Doppelweltmeister in die Serie einzubinden. Aus meiner Sicht war er ein absoluter Glücksgriff, der auch sportlich tolle Leistungen bringt. Von den vier ehemaligen Formel 1 Fahrern erlebte Mika den besten DTM-Einstieg. Für das nächste Jahr erwarte ich mir von ihm sogar noch eine deutliche Leistungssteigerung.

Würden der DTM noch weitere große Namen gut tun?

Hans Werner Aufrecht: Nein, das würde ich nicht unbedingt sagen. Es müssen schon echte Stars sein und so viele Doppelweltmeister gibt es nicht. Das könnten wir höchstens noch mit einem Fahrer überbieten...

Und es ist davon auszugehen, dass dieser Eine - zumindest vorerst - weiter mit einem springenden Pferd auf dem Auto auf Titeljagd gehen wird...

Hans Werner Aufrecht: So ist es.

Die DTM hat natürlich auch eigene Stars wie Mattias Ekström oder Gary Paffett herausgebracht. Diese beiden konnten zum Saisonende selbst Mika Häkkinen aus den Schlagzeilen verdrängen...

Hans Werner Aufrecht: Einer unserer Grundgedanken war es, jungen Fahrern die Möglichkeit zu geben sich zu profilieren. Das ist aber nur möglich, wenn neben den Jungen auch noch Stars in der Serie integriert sind. Anhand dieser Stars können sich die jüngeren Piloten profilieren. Mit Jungs wie Ekström, Paffett, Green oder Spengler ist uns das Gott sei Dank sehr gut gelungen. Diese Mischung aus erfahrenen und erfolgreichen Stars sowie jungen und hungrigen Talenten ist es auch, welche die Zuschauer so sehr begeistert.

Am Ende waren mit Gary und Mattias nur noch zwei Fahrer im Titelkampf vertreten. Insgesamt war die Leistungsdichte in diesem Jahr aber dennoch einfach grandios.

Hans Werner Aufrecht: In diesem Jahr kämpften zum ersten Mal zwei verschiedene Marken beim Finale noch um den Titel. Für mich ist deshalb unsere Idee mit den Handicap-Gewichten voll aufgegangen. Das ausverkaufte Haus hier in Hockenheim beweist zudem, dass auch die Zuschauer dies honorieren. Wir müssen vielleicht noch etwas daran arbeiten. Aber vom Grundsatz her liegen wir richtig.

Gary Paffett heißt der neue DTM-Meister 2005., Foto: Mercedes
Gary Paffett heißt der neue DTM-Meister 2005., Foto: Mercedes

Ein weiteres Beispiel dafür ist, dass die Vorjahreswagen in diesem Jahr immer wieder für Highlights sorgen und um Punkte mitfahren konnten...

Hans Werner Aufrecht: Auch über dieses Thema haben wir uns viele Gedanken gemacht. Wir konnten die Entwicklung dadurch einbremsen, dass wir den Vorjahreswagen einen gewissen Vorteil gegeben haben. Dieser Vorteil ist zwar gering, aber in dieser Serie ausreichend um in die Super-Pole, die Punkteränge oder sogar auf das Podium zu gelangen.

In diesem Jahr ist die DTM zum ersten Mal in der Türkei angetreten. Wie hat Ihnen das Debüt in Istanbul gefallen?

Hans Werner Aufrecht: Die Strecke ist eine absolute state-of-the-art Rennstrecke, die erst wenige Wochen zuvor eingeweiht worden ist. Besonders gut gefallen hat mir die tolle Stadt, die dahinter steckt. Istanbul ist eine europäische Stadt, in welche die Menschen gerne reisen und in welcher unsere Sponsoren tolle Events ausrichten können. Somit war Istanbul ein voller Erfolg.

Leider nicht geklappt hat es mit den beiden geplanten Auslandsrennen in Moskau und Avignon. Wird es an gleicher Stelle oder irgendwo anders neue Anläufe geben?

Hans Werner Aufrecht: Das Thema Europäisierung steht ständig auf der Tagesordnung. Wir arbeiten daran in den Schwerpunktmärkten der Hersteller aktiver zu werden. Deswegen bemühen wir uns darum in England, Frankreich, Spanien oder Italien zu fahren. Aus diesem Grund kann man davon ausgehen, dass hier einige neue Fixpunkte entstehen werden.

Bei wie vielen Rennen pro Saison sehen Sie die Obergrenze? In der Formel 1 wurde nach der zurückliegenden Mammut-Saison mit 19 Grand Prix über viel zu viele Rennen geklagt.

Hans Werner Aufrecht: Das kann ich mir vorstellen. Wir denken, dass für Europa 12 Rennen die richtige Zahl ist.

Dem nächsten Jahr sehen Sie demnach optimistisch entgegen.

Hans Werner Aufrecht: Ich gehe davon aus, dass wir im nächsten Jahr 12 tolle Rennen sehen werden.