Mit ausgeglichener Gemütslage fährt es sich besser: Was im Straßenverkehr zweifelsohne gilt, möchte Audi auf dem Hockenheim-Kurs ins Gegenteil umkehren. Nach einem desaströsen Rennen in Istanbul, während dessen insbesondere die viel diskutierte Berührung zwischen Mercedes-Pilot Jamie Green und Mattias Ekström zum unübersehbaren Zorn in Audi-Reihen beitrug, reisen die Ingolstädter emotional gewissermaßen "geladen" nach Hockenheim. Neben den in weite Ferne gerückten Fahrertitel gedenkt Audi auch den Markentitel zu verteidigen - wozu es eines um 13 Punkte besseren Ergebnisses als bei Mercedes bedürfte.

Umso höher scheint nun die Motivation zu sein. "Unser Ziel ist klar: Wir wollen das enttäuschende Ergebnis von Istanbul mit einer tollen Performance beim Finale in Hockenheim vergessen machen", gibt Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich für die 37 Runden auf dem 4,574 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs vor. "Beim Saisonauftakt stand der neue Audi A4 DTM in Hockenheim bei seinem Debüt gleich auf der Pole Position", erinnert sich der Österreicher, verschweigt dabei jedoch, dass das folgende Debütrennen des neuen A4 enttäuschend verlief. Der Tatsache, dass der letzte Audi-Sieg in Hockenheim dreieinhalb Jahre zurückliegt, zum Trotz zeigt sich Dr. Ullrich überzeugt: "Seitdem ist er [der A4 DTM, d. Red.] noch schneller geworden. Deshalb rechnen wir uns gute Chancen aus, die Saison mit einem Sieg zu beenden."

Abt - Mission Impossible I.

Sollten die angeblich "guten Chancen" auf den Sieg von Seiten Mattias Ekströms umgesetzt werden können, so bedürfte es bekanntermaßen eines außerhalb der Punkte landenden Gary Paffett, um den Schweden als zweifachen DTM-Meister feiern zu können. Die zweifelsohne geringen Chancen für dieses Szenario könnte zumindest durch eine geschlossene Mannschaftsleistung der Abt-Piloten erhöht werden - auf die man jedoch nicht nur in Istanbul vergeblich hoffte.

Die der Pole Position Mattias Ekströms zum Trotz beim Saisondebüt noch eher enttäuschende Performance sollte sich derweil weitaus überzeugender zeigen, waren doch die Fortschritte der Allgäuer während der Saison unverkennbar. Ob dies allerdings genügt, um Mercedes den Sieg auf der Stammstrecke unweit des Firmensitzes streitig zu machen, ist eher fraglich.

Mattias Ekström (Audi Sport Team Abt Sportsline #1)
"Wer uns schon abgeschrieben hat, macht einen Fehler. Ich werde bis zur letzten Runde kämpfen. Der Rückstand auf Gary (Paffett) ist zwar groß und meine Titelchance klein, aber nichts ist unmöglich - schon gar nicht in der DTM. Ich werde probieren, das Rennen zu gewinnen. Mehr kann ich nicht tun."

McNish muss seine zuletzt enttäu-schende Performance steigern, Foto: Sutton
McNish muss seine zuletzt enttäu-schende Performance steigern, Foto: Sutton

Martin Tomczyk (Audi Sport Team Abt Sportsline #2)
"Wir wollen das Finale in Hockenheim gewinnen und gemeinsam versuchen, das fast Unmögliche vielleicht doch noch möglich zu machen. Ich fahre gerne in Hockenheim, der Kurs ist schön flüssig. Im vergangenen Jahr hat dort nicht viel zu meinem ersten DTM-Sieg gefehlt."

Tom Kristensen (Audi Sport Team Abt #5)
"Die Kulisse in Hockenheim ist immer fantastisch. Dieses Mal sind die Tribünen schon jetzt fast ausverkauft, uns erwartet also eine ganz spezielle Atmosphäre. Wir möchten das Jahr mit einem guten Ergebnis beenden. Ich hoffe, wir holen genügend Punkte, dass Audi die Markenmeisterschaft gewinnt."

Allan McNish (Audi Sport Team Abt #6)
"Für Audi geht es darum, die Schlappe von Istanbul auszumerzen - am liebsten, indem 'Eki' doch noch den Titel holt. Ich selbst kann mich in der Tabelle noch um den einen oder anderen Platz verbessern und möchte meine erste DTM-Saison mit einem guten Ergebnis abschließen. Und natürlich wird es ein Erlebnis, 100.000 DTM-Fans auf den Tribünen zu sehen."

Hans-Jürgen Abt (Teamchef Audi Sport Team Abt Sportsline)
"Der Titelkampf verspricht Hochspannung bis zum Fallen der Zielflagge. Auch wenn wir mit einem Rückstand nach Hockenheim kommen und unsere Titelchancen nicht sehr groß sind, ist alles offen. Nach Istanbul ist die ganze Mannschaft besonders motiviert, noch einmal alles zu geben und den vielen Audi Fans auf den Tribünen ein tolles Rennen zu liefern. Man darf in der DTM nie aufgeben. Den Rest wird der Renngott richten."

Joest - Mission Impossible II.

Der Saisonauftakt in Hockenheim endete für das Team Joest mit einer Sensation: Mit Christian Abt auf Platz vier stellte man den erfolgreichsten Audi; vor Mattias Ekström im besten aktuellen A4 DTM. Entsprechend hoch sind mit Blick auf das Saisonfinale an gleichem Orte die Erwartungen an die Jahreswagen-Gruppe - womöglich zu hoch. Eine Wiederholung des vierten Platzes erscheint relativ unrealistisch:

Zwar blickte man auch vor einem halben Jahr skeptisch auf den vergleichsweise viel Topspeed erfordernden Kurs, der dem Kurven präferierenden Vorjahres-A4 kaum entgegen kommt. Diesmal muss man sich überdies allerdings einer erstarkten Konkurrenz stellen: Während der mittlerweile fast zwei Jahre alte Audi nach Angaben Christian Abts bereits zur Saisonmitte am Ende des Entwicklungspotenzials angekommen war, konnten die Neufahrzeuge weiterhin kontinuierlich verbessert werden.

Christian Abt (Audi Sport Team Joest Racing #14)
"Ich freue mich auf Hockenheim. Die Strecke kommt mir entgegen. Beim ersten Rennen zu Saisonbeginn war ich dort mit dem Vorjahres-A4 sehr schnell. Ich bin zuversichtlich, auch dieses Mal in die Punkteränge zu kommen."

Christian Abts Erfolg beim Saison-debüt dürfte schwer zu toppen sein, Foto: DTM
Christian Abts Erfolg beim Saison-debüt dürfte schwer zu toppen sein, Foto: DTM

Pierre Kaffer (Audi Sport Team Joest Racing #15)
"Hockenheim ist eine schöne Strecke, auf der ich gerne fahre. Ich hoffe, dass unsere Performance dort ähnlich gut ist wie im Frühjahr. Auch wenn die neuen Autos seitdem zugelegt haben, ist in der DTM immer alles möglich. Wichtig ist, dass ich im Qualifying etwas mehr Glück habe als bei den letzten Rennen."

Rinaldo Capello (Audi Sport Team Joest #18)
"Am EuroSpeedway habe ich gesehen, wie groß der Vorteil ist, wenn man eine Strecke bereits kennt. Auch in Hockenheim sind wir schon gefahren, das ist gut für mich. Ich hoffe, ich kann die gute Qualifying-Leistung vom EuroSpeedway wiederholen und dann auch im Rennen ein ordentliches Ergebnis erzielen."

Frank Stippler (Audi Sport Team Joest #19)
"Zu unserem Leidwesen gibt es in Hockenheim wieder ähnlich lange Geraden wie in Istanbul. Das ist für unsere Vorjahresautos nicht ideal. Beim Saisonauftakt konnten wir mit den neuen Autos noch ganz gut mithalten. Doch seitdem hat sich eine Menge getan. Mal sehen, wo wir uns einsortieren. Kaum glauben kann ich, dass die Saison schon zu Ende geht..."

Ralf Jüttner (Technischer Direktor Audi Sport Team Joest)
"In Hockenheim erwartet uns eine beeindruckende Kulisse mit einer einzigartigen Atmosphäre. Da werden in der Startaufstellung wohl einige eine Gänsehaut bekommen. Für uns dürfte es schwer werden, auch wenn es beim ersten Rennen in Hockeheim gut lief. Die große Frage ist, um wie viel schneller die neuen Autos seit dem Saisonauftakt geworden sind. Wie auch immer: Wir werden alles tun, um für Audi möglichst viele Punkte zu holen - mit allen vier Autos."