Tom Kristensen vor Martin Tomczyk in Oschersleben, Mattias Ekström vor Martin Tomczyk in Zandvoort, Mattias Ekström vor Tom Kristensen sowie die Titelentscheidung zu Gunsten Audis in Brünn: Nach drei überlegenen Audi-Doppelsiegen in Folge dürstete die Stuttgarter Konkurrenz beim Saisonfinale nach Erfolgen - allen voran Bernd Schneider. Der Saarländer hatte eine bislang enttäuschende Saison 2004 erlebt, während derer er zu keinem Zeitpunkt in den Titelkampf eingreifen konnte. Der vierfache DTM-Meister war zum Adjutanten für die beiden Titelaspiranten Gary Paffett und Christijan Albers degradiert; ein Sieg wollte - auch infolge einer unübersehbaren Schwäche in der Super Pole - nicht gelingen.

Doch während die Mercedes-Truppe auch in Hockenheim in Form der Pole Position Martin Tomczyks einen weiteren kleinen Dämpfer erhielt, war es Bernd Schneider, der sich mit Platz zwei auf seiner langjährigen Paradestrecke immerhin über sein bestes Qualifyingergebnis der Saison freuen durfte. Ein weiteres packendes Duell zwischen Audi und Mercedes kündigte sich an - obgleich die drei Protagonisten der Saison, Gary Paffett, Mattias Ekström sowie Christijan Albers, in der Super Pole nur auf den Plätzen vier, fünf und neun gelandet waren. Vor Rekordkulisse kündigte sich ein würdiges Finale der Saison 2004 an...

Christijan Albers gab eine eher enttäuschende Abschiedsvorstellung, Foto: Sutton
Christijan Albers gab eine eher enttäuschende Abschiedsvorstellung, Foto: Sutton

Aus einem reibungslosen Start ging zunächst Pole-Setter Martin Tomczyk als Sieger hervor. Sollte der junge Rosenheimer ausgerechnet im Mercedes-Terrain Hockenheim den ersten Sieg einfahren? Dass Tomczyk an jenem Tag, von Bernd Schneider abgesehen, keine Konkurrenz zu fürchten brauchte, wurde bereits während der ersten Runden deutlich: Gemeinsam mit dem DTM-Rekordmeister setzte er sich vom Feld ab - bis Bernd Schneider ihn in Runde 13 am Ende der Parabolika gekonnt, wenn auch durch die Topspeed-Qualitäten der Mercedes C-Klasse nicht gerade benachteiligt, überholte. Es sollte nicht das letzte direkte Duell um den Sieg werden...

Die zweite Boxenstoppphase vermochte nichts an der Reihenfolge des Mercedes-Veteranen sowie des Audi-Youngsters zu ändern; vielmehr waren es, ein Jahr nach seinem Reifenplatzer beim Hockenheim-Finale 2003, einmal mehr die Reifen, die Bernd Schneider die Verteidigung seiner Führungsposition erschwerten. Für den DTM-Routinier geriet das letzte Renndrittel zur Zitterpartie. Schneider jedoch machte seinem Namen seine Ehre und erwies sich als tapfer - die Attacken Tomczyks, der bereits in Oschersleben nur knapp am ersten Sieg vorbeirutschte, blieben erfolglos.

Die Fans erlebten einen würdigen Saisonabschluss, Foto: Sutton
Die Fans erlebten einen würdigen Saisonabschluss, Foto: Sutton

Auch abseits der Spitze durfte sich niemand seiner Position sicher sein, wofür insbesondere Mattias Ekström sorgte. Ausgerechnet der neue DTM-Meister, in der bisherigen Saison für souveräne und fehlerfreie Vorstellungen bekannt, setzte zwar zeitweise dank einer anderen Boxenstoppstrategie Bernd Schneider unter Druck und überholte seinen ehemaligen Titelrivalen Christijan Albers, der sein letztes DTM-Rennen vor seinem Wechsel in die Formel 1 bestritt, nach seinem zweiten Stopp mühelos, wirkte allerdings in den letzten Kurven eher übermotiviert: Auf Platz fünf liegend versuchte sich der damals 26-Jährige ausgangs des Motodroms an einem Überholmanöver gegen Jean Alesi - ein mehr als holpriger Versuch, der Jean Alesi zwar wie gewünscht auf Platz fünf rutschen ließ, Ekström selbst jedoch ebenso einen Platzverlust brachte. Profitieren konnte der neue viertplatzierte Tom Kristensen...

Damit nicht genug: Der Markentitel für Audi, der ohne Ekströms Manöver unter Dach und Fach gewesen wäre, war plötzlich in Gefahr, durfte doch zunächst über eine nachträglich verhängte Strafe für den Schweden spekuliert werden. So weit kam es allerdings nicht: Dem verdienten Sieg Bernd Schneiders zum Trotz, der im Wissen um nach wie vor vorhandene Siegfähigkeiten beruhigt in die Winterpause gehen konnte, komplettierten die Ingolstädter unweit von Stuttgart den dreifachen Meisterschaftstriumph. Beinahe in Vergessenheit geriet dabei ein weiterer Podestplatz für Gary Paffett sowie die siebenten und achten Plätze Christijan Albers sowie Christian Abts. Der Allgäuer hatte soeben im Meisterwagen seinen ersten Punkt der Saison eingefahren - und wusste einige Wochen später, dass ihn sein Audi A4 DTM des Jahrgangs 2004 in der nächsten Saison zum Team Joest begleiten würde...

Einen enttäuschenden Saisonabschluss erlebte unterdessen Opel: Ein teaminterner Unfall zwischen Marcel Fässler und Peter Dumbreck, ein Getriebedefekt bei Laurent Aiello und misslungene Boxenstopps bei Manuel Reuter und Heinz-Harald Frentzen bildeten die lange Rüsselsheimer Leidensgeschichte, die auch durch den überzeugenden Timo Scheider, mit Platz neun bester Opel-Pilot, nicht wesentlich gelindert wurde. Noch ahnte kaum jemand, dass ein Jahr später an gleichem Orte der endgültige Abschied von Opel zu beklagen wäre...