Dass die DTM angesichts der Vielzahl an Automobilherstellern eines weiteren Attraktivitätsschubs in Form der Europäisierung sowie einer Modifikation eines ohnehin schon hinsichtlich der Kosten ansprechenden Reglements bedarf, um möglicherweise doch noch den einen oder anderen Hersteller zur einem DTM-Engagement zu bewegen, mag paradox wirken. Spätestens seit dem MG-Debakel im Frühjahr steht allerdings fest: Längst nicht jeder Hersteller ist geeignet für einen DTM-Einsatz...
So sollten jegliche Pleitegeier um die Firmenzentrale des Herstellers - anders als bei MG-Rover - einen großen Bogen fliegen; hinzu kommt die banal erscheinende Voraussetzung, in den Reihen der Serienfahrzeuge eine Limousine von Mittelklasseformat zu offerieren. Auch weniger offensichtliche Kriterien sprechen für oder gegen einen DTM-Einsatz: Während ein DTM-Engagement für einen Hersteller, der sich eher als sportlich-dynamische Marke positioniert wissen will, von gehobener Attraktivität ist, stellen sich Marken mit komfort- oder preislich orientierten Zielgruppen zu Recht die kritische Frage nach dem Nutzen eines Motorsporteinsatzes.
Ebenso können Konzernverflechtungen ein Hindernis sein: Ist bereits ein Hersteller eines Konzerns in der DTM aktiv, so brächte ein zusätzlicher DTM-Einsatz der Konzernschwestern nur die - ebenso wie auf dem Markt - gefürchteten, konzerninternen "Kannibalisierungseffekte". So minimiert sich die Auswahl der DTM-Kandidaten zusehends.
Als Abschluss unserer Reihe "Hersteller verzweifelt gesucht" stellen wir Ihnen die zentralen Voraussetzungen aller wichtigen, auf dem deutschen Markt vertretenen Marken dar - was von Banalitäten bis hin zu ernsthaften Optionen reicht...
Hersteller | |
Alfa Romeo | Im Frühjahr Gerüchte um einen Privateinsatz. Plant von Werksseite mit der WTCC. |
Audi | In der DTM aktiv. Mittlerweile betont sportliche Premiummarke. Keine Anzeichen eines Ausstiegs. |
BMW | Betont sportliche Premiummarke. Bekennt sich jedoch fest zur WTCC. |
Chevrolet | Erst 2005 begonnenes WTCC-Engagement. |
Chrysler | Mercedes-Konzernschwester. |
Citroën | Innerhalb des PSA-Konzerns - im Kontrast zu Peugeot - mehr als komfort- denn als sportorientierte Marke positioniert. |
Daihatsu | Würde den revolutionären Wechsel auf Kleinwagen-Silhouetten in der DTM voraussetzen... |
Dodge | Mercedes-Konzernschwester. Jüngste Bemühungen um ein nachhaltiges Etablieren der Marke in Europa. Gerüchte um ein WTCC-Engagement. |
Fiat | Im Fiat-Konzern als junge Einstiegsmarke positioniert. Kein geeignetes Serienfahrzeug. |
Ford | In der WTCC vertreten. Bemüht sich um ein emotionaleres Markenimage. Einsätze in der alten DTM. |
Honda | In der WTCC vertreten. Sportlich positionierte Marke, fokussiert jedoch das Formel-1-Engagement. |
Hyundai | Im Kontrast zu Konzernschwester Kia mittelfristig aks weniger sportive Marke ausgelegt. |
Jaguar | Hat seit Einführung des X-Type ein geeignetes Serienfahrzeug im Angebot. Zurzeit noch angespannte finanzielle Lage innerhalb des Ford-Konzerns. |
Jeep | Trat bislang nur als Abschleppfahrzeug für gestrandete DTM-Boliden in Erscheinung... | Kia | Anders als Konzernschwester Hyundai mittelfristig als sportive Marke ausgelegt. Interesse an der DTM allerdings mehr als unwahrscheinlich... |
Landrover | Auf Geländewagen spezialisiert. Könnte sich bestenfalls im Kiesbett gegen die Konkurrenz durchsetzen... | Lancia | Im Fiat-Konzern - im Kontrast zu Alfa Romeo - als weniger sportive Marke positioniert. |
Lexus | Sieht sich auf dem europäischen Markt als Herausforderer von Audi, BMW und Mercedes. Könnte in der DTM das sportliche Image sowie die noch beschränkte Bekanntheit ausbauen. | Mazda | Erarbeitet sich ein Image als sportive Marke, das durch ein DTM-Engagement bestärkt würde. |
Mercedes-Benz | In der DTM aktiv. Keine Anzeichen eines Ausstiegs. | Mini | Durchaus reizvoll, die Fahrzeuge verlören allerdings in der nötigen Stretch-Version an optischer Attraktivität... |
Mitsubishi | Angesichts der finanziellen Lage darf ein DTM-Engagement ausgeschlossen werden. | Nissan | Im Frühjahr Gerüchte um einen DTM-Einstieg. Erfahrungen im europäischen Tourenwagensport. Könnte in der DTM dem noch unscharfen Markenimage Kontur verleihen. |
Opel | Mehr Ursache als Lösung des verschärften Herstellerproblems... | Peugeot | Innerhalb des PSA-Konzerns eher sportiv orientierte Marke. In der WTCC vertreten. |
Renault | Konzentriert sich auf Nachwuchsförderung und das Formel-1-Engagement. | Saab | Betont sportliche Serienfahrzeuge, angesichts der finanziellen Lage darf ein DTM-Engagement jedoch ausgeschlossen werden. |
Seat | Audi-Konzernschwester. In der WTCC aktiv. |
Škoda | Audi-Konzernschwester. Motorsportengagement auf Rallye-Sport ausgerichtet. |
Smart | Mercedes-Konzernschwester. Teilt das Schicksal des Konkurrenten Mini... |
Subaru | Als Allradspezialist traditionell nur im Rallye-Sport vertreten. |
Suzuki | Ebenso wie Konkurrent Daihatsu kein geeignetes Serienfahrzeug... |
Toyota | Konzentriert sich auf das Formel-1-Engagement. Tritt auf dem Markt - anders als Konzernmarke Lexus - nicht direkt gegen Audi und Mercedes an. |
Volkswagen | Audi-Konzernschwester. Motorsportliches Engagement auf Nachwuchsförderung und Rallye-Sport ausgerichtet. |
Volvo | Baut sich zunehmend ein sportliches Image auf, das durch einen DTM-Einsatz verstärkt würde. In den 80er-Jahren in der DTM vertreten. Angesichts der finanziellen Lage des Ford-Konzerns keine Anzeichen eines Einstiegs. |
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