Was den Istanbul Speedpark mit dem legendären Kurs im belgischen Spa-Francorchamps verbindet? Das Alter der Strecken kann es nicht sein, ebenso wenig Ausstattung und Infrastruktur, die sich in Spa vergleichsweise altertümlich präsentieren. Vielmehr ist es die Streckenführung des 5,378 Kilometer langen Kurses selbst, die nicht nur so manchem Fahrer und Verantwortlichen in der Formel 1, wo man sich vor etwas mehr als einem Monat auf die Reise nach Istanbul machte, nach Inspizieren des erst vor wenigen Monaten eröffneten Kurses das Wort "Spa" über die Lippen kommen ließ.

Orientalische Anklänge bei der Architektur, Foto: Sutton
Orientalische Anklänge bei der Architektur, Foto: Sutton

Bereits wenige Tage nach dem Grand Prix der Türkei im August schien die DTM das Istanbul-Fieber gepackt zu haben, verwarf man doch den Gedanken, die Türkei-Premiere zu Gunsten einer größeren Rundenzahl auf der Kurzanbindung der Strecke abzuhalten. Stattdessen kommen die 20 DTM-Piloten in den Genuss der Grand-Prix-Strecke - und somit auch in den der "türkischen Eau Rouge". Zwar heißt diese ins Anglotürkische übersetzt "Turn 8" und hat äußerlich kaum etwas mit dem belgischen Original gemein, braucht sich allerdings hinsichtlich der fahrerischen Herausforderung nicht zu verstecken. Die aus mehreren im stumpfen Winkel zusammengesetzten Geraden bestehende 180-Grad-Kurve stellt das Herzstück des Speedparks dar - und ist prädestiniert dafür, selbst gestandene DTM-Piloten aus dem Rhythmus zu bringen.

"Vor allem die Kurve acht erfordert jede Menge Mut. Ich bin davon überzeugt, dass die DTM hier in Istanbul ein spannendes und interessantes Rennen zeigen wird", bestätigte auch Opel-Pilot Manuel Reuter nach der ersten Sichtung auf der offiziellen DTM-Webseite. Jean Alesi nennt weitere Hinweise auf die belgischen Gene des Bosporus-Kurses: "Die Rennstrecke hat mich sehr beeindruckt. Das Streckenprofil mit seinen Steigungen und Gefällen erinnert mich sehr an Spa-Francorchamps und wird für uns DTM-Fahrer eine echte Herausforderung."

Istanbul als siebter Rennfahrerhimmel?, Foto: xpb.cc
Istanbul als siebter Rennfahrerhimmel?, Foto: xpb.cc

Eine Herausforderung, die mehr denn je auch darin bestehen wird, sich für die persönliche Ideallinie zu entscheiden, ist der Speedpark doch so breit wie keine zweite Strecke im DTM-Kalender. So werden zwar kleine Ausrutscher - auch angesichts asphaltierter Auslaufzonen - verziehen, diese sind allerdings nicht nur in Turn 8 äußerst schnell passiert. Die Berg- und Talbahn verlangt eine optimale Bremsbalance sowie ein hohes Maß an Abtrieb für die zahlreichen langsamen Streckenteile - der wiederum auf der 655 Meter langen Start-/Ziel-Geraden rasch zum Hindernis wird. Eine Haarnadelkurve mit einem Radius von nur 15 Metern offeriert den Piloten eine der in Istanbul vergleichsweise wenig limitierten Überholmöglichkeiten.

Und so sind es die nicht immer ruhmvollen Ergebnisse türkischen Straßenbaus, die neben der attraktiven Architektur der Streckengebäude stellvertretend für landestypische Eigenheiten der Türkei stehen. So kritisierten die Formel-1-Piloten unisono das für eine neue Strecke ungewöhnlich hohe Maß an Bodenwollen, die bestimmte Körperregionen ebenso deutlich spüren lassen wie die Tatsache, dass der Kurs entgegen sonstigen Gepflogenheiten gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird.