Beim Blick auf die DTM-Gesamtwertung muss man kein Fachmann sein, um den großen Vorsprung von Marco Wittmann zu erkennen. Nach dem Sieg auf dem Nürburgring und der Nullrunde von Mattias Ekström hat Wittmann mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie seine schärfsten Verfolger. 64 Punkte Vorsprung, 75 Zähler sind in den verbleibenden drei Rennen noch zu holen. Das heißt im Umkehrschluss: Wittmann steht schon so gut wie sicher als Champion fest, beim nächsten Rennen würde ihm schon ein vierter Platz genügen, selbst wenn Ekström oder der punktgleiche Edoardo Mortara gewinnen würde.

Ob er denn nun an die Meisterschaft denkt? "Mittlerweile kann ich mich um diese Frage wohl nicht mehr rumschlagen. Es schaut gut aus, wenn wir so weiter machen und konstant bleiben", so Wittmann, der schon fast zurückhaltend anfügt: "Es ist noch nichts gewonnen. Wir müssen die nächsten Rennen fahren und schauen, wie es läuft." Auch der BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt drückt noch auf die Euphorie-Bremse: "Es sind noch drei Rennen und 75 Punkte. Soweit ich weiß, hat Marco keine 75 Punkte Vorsprung. Heute hat er einen super Job gemacht in einem harten Rennen. Er und Rocky haben sich vom Rest des Feldes abgesetzt."

Das heutige Rennen lief für den souveränen Tabellenführer jedenfalls wie geplant. Nach einem guten Start setzte sich Wittmann gleich ein paar Sekunden von Mike Rockenfeller ab. "Danach hatte ich die besten Vorraussetzungen und konnte mir mein Rennen bei freier Fahrt freie einteilen und auf die Reifen achten." Eine kleine Schrecksekunde gab es lediglich nach dem Boxenstopp, als Wittmann am Ende der Geraden den Bremspunkt verpasste und in der Schikane geradeaus fuhr.

Stärker als erwartet

Marco Wittmann bejubelt den Sieg, Foto: BMW AG
Marco Wittmann bejubelt den Sieg, Foto: BMW AG

Dass es am Ende doch noch einmal eng wurde und Rockenfeller näher als zwei Sekunden heran kam, lag auch am höher als erwarteten Reifenverbrauch. "Ich war schon glücklich, dass das Rennen vorbei war und nicht länger dauerte", berichtete der BMW-Pilot. "Ich habe einfach versucht keine Zeit durch Fehler zu verlieren. Einfach war das nicht, ich musste die Konzentration aufrecht halten, um vorne zu bleiben."

Die zehn zusätzlichen Kilogramm, die Wittmann nach den letzten BMW-Erfolgen mit um den Kurs fahren muss, machten sich dagegen nicht so stark bemerkbar. "Im Rennen ist das immer eine andere Geschichte als im Qualifying, wo es immer sehr eng ist", so Wittmann. "Vor dem Wochenende hätte ich allerdings nicht erwartet, dass wir hier so schnell sind, wie wir es letztlich waren. Wir hatten ein sehr guts Paket und ich freue mich, dass wir Dieter Lamm mit dem Sieg noch ein Geschenk machen konnten."