Marco Wittmann ist heuer einfach wie entfesselt - egal wie hoch seine Zuladung sein mag, er fährt nahezu immer vorne mit. Natürlich halfen die Teamkollegen bereitwillig mit, aber Wittmann war eben auch in der Position, um die Plätze aufzusammeln. Mit inzwischen 39 Punkten Vorsprung ist der geborene Fürther ganz klar auf Meisterschaftskurs. Wer kann ihn eigentlich noch einholen? Wenn überhaupt, dann noch Audi-Pilot Mattias Ekström. Dieser nimmt bereits seine Markenkollegen in die Pflicht. Bei BMW tritt man wie üblich die Euphoriebremse.

Jens Marquardt wollte gegenüber Motorsport-Magazin.com noch nicht von einer Vorentscheidung sprechen: "Es sind noch vier Rennen, da kann noch viel passieren. Man darf sich keine Nullnummer erlauben - Marco hat schon eine. Daher ist es noch ein weiter Weg; es gilt, die Konzentration für die nächsten Rennen zu bewahren. Vier harte Rennen kommen da noch auf uns zu, vor allem in Anbetracht der Gewichtssituation. Wir müssen weiter hart arbeiten und dürfen nicht auf etwas schielen, das keinen Sinn macht."

Allerdings glaubt der BMW-Motorsportchef nicht, dass er seinen Topfahrer auf den Boden der Tatsachen zurückholen müsse: "Da brauchen wir bei Marco eigentlich gar nicht so viel machen, weil er das komplett auf dem Schirm hat. Es geht um jedes Rennen - jedes Rennen zählt maximal und wichtig ist, aus jedem Rennen das Optimum herauszuholen." Sein Schützling enttäuschte ihn in Sachen Tiefstapeln nicht: "Ich denke von Rennen zu Rennen, und so möchte ich auch in Zukunft fortfahren. Es sieht in der Gesamtwertung gut aus, aber es sind noch vier Rennen zu fahren", sagte er nach seinem dritten Saisonsieg.

Ekström fordert "Kriegseinstellung" von Markenkollegen

Realistisch betrachtet wird es jedoch sehr schwer, ihn überhaupt noch einzuholen. Denn nicht nur müsste Wittmann schlecht punkten, sondern Ekström auch noch mehrere Rennen gewinnen. Und in der äußerst eng umkämpften DTM ist es äußerst schwierig, mit einer solchen Regelmäßigkeit "big points" zu holen. Und so sieht es dann auch Dieter Gass: "Es ist schon so, dass er eine sehr konstante Leistung abliefert und dass das unter regulären Umständen zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer aufzuholen sein wird. Zumal wir ja dieses Jahr noch nicht mit Rennsiegen geglänzt haben. Das wäre das absolute Minimum, um einen solchen Vorsprung noch aufzuholen."

Mattias Ekström mahnt: 'Es ist fünf vor zwölf!', Foto: DTM
Mattias Ekström mahnt: 'Es ist fünf vor zwölf!', Foto: DTM

Mattias Ekström, der in Spielberg Siebter wurde, will noch nicht aufgeben, sieht aber die Dringlichkeit der Situation: "Wenn wir die knacken wollen, dann müssen wir langsam anfangen, Gas zu geben. Jetzt ist, wie man in Deutschland sagt, fünf vor zwölf, um Gas zu geben. Der Plan war eigentlich, dass der Vorsprung weniger wird, stattdessen sind es jetzt 19 Punkte mehr." Bei 39 Punkten Rückstand und noch vier Rennen müsse er nun jedes Mal zehn Punkte mehr holen als Wittmann, rechnete der Ex-Meister vor und fügte hinzu: "Ich sehe ein, dass ich das alleine nicht mehr schaffe. Ich gebe mich da keinen Träumen hin."

Deshalb wird er ab sofort die Unterstützung seiner Markenkollegen einfordern und kündigte martialisch an: "Da unsere Kollegen aus München auch noch für ihn [Wittmann] fahren, wird es noch schwieriger. Das heißt, dass ich ab sofort auch alle meine sieben Kollegen auf Kriegseinstellung haben muss. Das ist der Plan für den Nürburgring."