Bei Mercedes hatte man vor dem ersten Qualifying der Saison mit viel gerechnet, doch dass die Stuttgarter bei ihrem Heimspiel in Hockenheim derartig Schiffbruch erleiden würden, das kam auch wohl auch für die größten Pessimisten überraschend. Einmal mehr musste Gary Paffett das Sternenbanner hochhalten, doch selbst für den erfahrenen Briten sprang nicht mehr als der 15. Startplatz heraus, womit er sich unmittelbar vor seinem Markenkollegen Pascal Wehrlein klassierte. Die fünf weiteren Mercedes-Piloten, darunter Paul di Resta, der Champion des Jahres 2010, mussten schon in Q1 die Segel streichen.

"Wir sind enttäuscht, das ist nicht die Performance, die wir uns erhofft haben", gab sich Wolfgang Schattling, Leiter DTM-Management, keinen Illusionen hin. Warum es so überhaupt nicht nach Wunsch lief, konnte aber auch er wenige Stunden nach dem Zeittraining nicht beantworten. Dabei habe man zwischen dem Freien Training und dem Qualifying sogar Verbesserungen am C-Coupé erzielt, welche jedoch offenbar nicht ausreichten, um einen Sprung nach vorne zu machen - bereits im Training zierte Mercedes nahezu geschlossen das Ende des Feldes. "Das geht alles nicht in einem Riesenschritt, sondern wir müssen sehen, dass wir unsere Probleme Schritt für Schritt ausmerzen", erklärte Schattling.

Paffett selbst hielt mit seiner Enttäuschung ebenfalls nicht hinter dem Berg und sah die Performance des Boliden als größten Minuspunkt. "Wir haben noch keine perfekte Fahrzeugbalance gefunden und können noch viel Rundenzeit über die Abstimmung des Autos finden", sagte er. "Heute haben wir gesehen, wo wir aktuell liegen, jetzt müssen wir daran arbeiten, uns so schnell wie möglich zu steigern."

Kann Mercedes im Rennen mit BMW und Audi mithalten?, Foto: DTM
Kann Mercedes im Rennen mit BMW und Audi mithalten?, Foto: DTM

Doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Mercedes machte auf den Longruns eine durchwegs gute Figur, weshalb es nicht völlig unmöglich scheint, zumindest in die Nähe der Punkteränge zu kommen. "Qualifying war enttäuschend Punkt. Rennen ist morgen. Punkt. Wir werfen nicht die Flinte ins Korn. Punkt", gab Schattling voller Entschlossenheit die Marschrichtung vor. "Das ist das erste Qualifying des Jahres, das muss nicht symptomatisch für alles andere sein."

Konkurrenz lässt sich nicht blenden

Bei der Konkurrenz war man angesichts des mageren Abschneidens von Mercedes einerseits zwar überrascht, andererseits traute man dem Braten aber noch nicht so recht. "Wenn man sich angesehen hat, wie Wehrlein und Paffett hochgeschossen sind, sieht man, wie viel Potenzial in dem Auto ist", merkte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com an. "Man hat gesehen, auch die sind extrem nahe dran und es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen."

In dasselbe Horn stieß auch Marco Wittmann, der seinen BMW M4 auf den zweiten Startplatz lenkte. "In der Vergangenheit hatte Mercedes immer eine gute Rennpace, man sollte also mit ihnen rechnen", warnte der Franke. "Ich weiß nicht, was bei ihnen im Qualifying los war, aber abschreiben darf man sie nicht - man muss sie immer auf der Rechnung haben."

Bruno Spengler, der selbst einige Jahre lang in Diensten von Mercedes stand, hat seinen ehemaligen Arbeitgeber für den ersten Saisonlauf sogar ganz dick auf der Rechnung. "Ich erwarte sie sehr stark morgen, denn wir haben schon bei den Wintertestfahrten gesehen, dass sie über die Distanz schnell sind", rief der Kanadier in Erinnerung, dass Mercedes bei den letzten Testfahrten, die auch in Hockenheim stattfanden, einen guten Eindruck hinterließ. "Wir müssen auf sie achten, die sind schon da. Morgen ist ein neuer Tag."