Mercedes zeigte sich auf dem Nürburgring im Vergleich zum vergangenen Rennen in Moskau stark verbessert, mit Gary Paffett startet die Speerspitze der Silberpfeile aber nur von Rang fünf. Kein Grund zur Sorge für Toto Wolff: "Die Dichte ist so unglaublich hoch, dass Farfus, der bis zum Ende gar nicht in Erscheinung getreten war, dann auf der Pole steht." Für Christian Vietoris hingegen, der im zweiten Qualifikationsabschnitt die beste Zeit in den Asphalt brennen konnte, lief es genau gegensätzlich, für ihn ging es nach hinten.

"Das ist einerseits die Dichte, aber es war auch extrem windig, dann waren mal Wolken da, dann war es sonnig", erklärt Wolff die Schwankungen. "Man sieht: Rockenfeller dominiert die Sessions und steht am Ende auf P11, deswegen muss man das so nehmen wie es ist." Dass hinter Gary Paffett gleich drei weitere Mercedes-Piloten stehen, gefällt dem Österreicher zwar, verlasse möchte er sich darauf aber nicht.

"Es geht auch darum, dass man sauber durch die erste Runde kommt", gibt er zu bedenken. Neuralgische Stellen würden unmittelbar in den Kurven eins und zwei liegen, doch auch Turn vier und Turn fünf müsse man erst einmal unbeschadet überstehen. Doch die Reihenfolge vor den ersten Stopps hält Wolff ohnehin für nicht allzu wichtig. "Man hat es ja in den bisherigen Läufen gesehen - wenn man sich nach dem Reifenwechsel freifahren kann, dann spielt es auch keine Rolle, ob man von zehn gestartet ist."

War es am Samstag noch sonnig und trocken, könnte sich das Wetter am Sonntag von seiner weniger schönen Seite zeigen. Der Wetterbericht sagt eine Regenwahrscheinlichkeit von 95 Prozent vorher, für den Mercedes-Benz Motorsportchef trotzdem kein Grund alles auf eine Karte zu setzen. "Wenn man sich die Vorhersage anschaut, dann ist da immer wieder eine kleine Sonne mit dabei und Eifelwetter ist da ganz speziell, also kann es morgen absolut staubtrocken bleiben."

"Obwohl jetzt da 95 Prozent steht, kann man nicht sagen, man geht einen Kompromiss ein und stimmt das Auto ein bisschen Richtung Nässe ab, weil dann ist man sofort zwei Zehntel weg von der Musik und dann steht kein Mercedes unter den ersten zehn", widerspricht Wolff allen Stimmen, aufgrund der hohen Regenwahrscheinlichkeit müsse man das Auto auf Nässe abstimmen. "Ich glaube nicht, dass irgendjemand gezockt hat."

Pessimistisch im Meisterschaftskampf

Nachdem Gary Paffett auf dem Moscow Raceway zwar Schadenbegrenzung betreiben konnte, wegen Rockenfellers Sieg aber dennoch wertvolle Punkte im Meisterschaftskampf verlor, ist der Rückstand des Briten bereits beträchtlich. "Ich bin grundsätzlich eher auf der pessimistischeren Seite", stellt Wolff gleich zu Beginn klar. "Man muss sagen, dass wir einfach - wenn ich mich nicht täusche - 36 Punkte Rückstand haben." Zwar täuscht sich Wolff, schließlich sind es derer 37, doch die Erklärung kommt umgehend: "Oder 37 - diese ganzen Hoppalas heute, das machen die Sommerferien", scherzt er.

2012 führte Gary Paffett die komplette Saison - und verlor in Hockenheim die Meisterschaft, Foto: DTM
2012 führte Gary Paffett die komplette Saison - und verlor in Hockenheim die Meisterschaft, Foto: DTM

"37 Punkte Rückstand, das ist mal richtig was!" Doch aufgeben möchte er die Hoffnung noch nicht, schließlich lag in der vergangenen Saison Gary Paffett ebenfalls in dieser Deutlichkeit an der Spitze, musste sich dann aber im letzten Rennen noch Bruno Spengler geschlagen geben. "Ein Sieg zur rechten Zeit und ein Ausfall des Mitbewerbers und plötzlich spricht niemand mehr von einem großen Rückstand. Also: Everything goes."

Während Mike Rockenfeller als einzige Audi-Spitze noch um den Titel kämpft, trennt Gary Paffett und Christian Vietoris lediglich ein Punkt voneinander. Jetzt schon über eine mögliche Stallorder zu sprechen, hält er für verfrüht. "Schauen wir mal, wie das Rennen morgen ausgeht und dann haben wir drei Rennen übrig und dann wird man vermutlich die ein oder andere Entscheidung im Sinne der Meisterschaft treffen." Gespannt ist er aber auf die Taktik der Konkurrenz aus Ingolstadt: "Mich würde interessieren, wie die Audis das morgen machen, wenn sie alles auf Rockenfeller setzten. Das ist natürlich bei acht oder sechs Autos ein komplexes Unterfangen."