Vor dem siebten Rennen der Saison am Nürburgring könnte die Ausgangslage im Hinblick auf den Titelkampf kaum spannender sein. Der Meisterschaftsführende Mike Rockenfeller scheiterte bereits im Q2 und muss das drittletzte Rennen des Jahres von Platz 11 in Angriff nehmen. Seinem Titelkonkurrenten Bruno Spengler erging es kaum besser. Der amtierende Champion kam nicht über die zehnte Position hinaus und startet nur wenige Meter entfernt von Rockenfeller. "Das verleiht dem Rennen noch mehr Würze", sagte BMW-Motorsportchef Jens Marquardt kurz nach dem Zeittraining. "Wir hätten es natürlich genossen, wenn Bruno weiter vorn gewesen wäre, aber so ist nun einmal die Realität. Das wird ein hartes Stück Arbeit, aber unser Auto geht hier ganz gut."

Wie gut der BMW M3 in der Eifel geht, stellten Augusto Farfus und Marco Wittmann eindrucksvoll mit der Besetzung der ersten Startreihe unter Beweis. Direkt dahinter ordnete sich das Audi-Duo Miguel Molina und Edoardo Mortara ein, doch Rockenfellers Resultat sorgte bei den Ingolstädtern für gemischte Gefühle. "Ich denke, dass wir es heute nich einmal mithilfe eines Hubschraubers auf die Pole geschafft hätten", sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass mit einem verschmitzten Grinsen und dachte an das ausgefallene Q4 zuletzt in Moskau zurück.

Doch für Rockenfeller sah Gass noch längst nicht alle Hoffnung verschwunden, schließlich habe der DTM-Veteran schon oft bewiesen, sich durchs Feld nach vorn kämpfen zu können. "Rocky ist ja auch schon einmal von 15 auf 5 gefahren, da ist also morgen noch eine Menge Luft nach oben", so Gass. Rockenfeller und seinem Audi RS5 DTM fehlten im Q2 des Qualifyings gerade einmal neun Tausendstelsekunden für den Einzug in die nächste Runde. Gass: "Ich möchte bei ihm nicht von einem Fehler sprechen, aber wenn man die Runde nicht perfekt hinbekommt, steht man direkt weiter hinten. Aber für ihn ist im Rennen noch einiges möglich."

Während sich BMW und Audi die ersten beiden Startreihen in der Eifel teilen und mit ihrer allgemeinen Performance zufrieden sein konnten, hatte Mercedes kein besonderes Highlight vorzuweisen. Aber: Mit Gary Paffett auf Platz 5 haben die Stuttgarter ein heißes Eisen im Feuer. Besser noch: Der Brite und aktuelle Meisterschaftsdritte ist nach hinten perfekt durch seine Teamkollegen abgeschirmt. Mercedes belegte im Qualifying die Plätze fünf bis acht und Paffett verfügt über die beste Ausgangslage der drei Titelfavoriten.

"Wir haben ein sehr kompaktes Ergebnis eingefahren und die Meisterschaftsgegner stehen hinter uns", sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Gleichzeitig warnte der Österreicher vor übertriebener Euphorie angesichts der Lage vor dem Rennen. Wolff: "Wir haben in diesem Jahr gesehen, dass man mit einer guten Strategie auch von ganz hinten nach vorn fahren kann. Deshalb kann man nicht sagen, dass man von Startplatz elf keine Chance mehr hat, aufs Podium zu kommen. Das stimmt nicht mehr."

Nicht nur die Strategie, sondern auch das Wetter könnte am Rennsonntag eine entscheidende Rolle spielen. Während sich der Nürburgring am Freitag und Samstag noch von seiner sonnigsten Seite präsentierte, hat der Eifelkurs für Sonntag eine unangenehme Überraschung in petto: Regen ist angesagt. Ein Regenrennen könnte die Reihenfolge noch einmal gewaltig durcheinander spülen. "Jetzt müssen wir sogar noch mehr vorbereiten", so Marquardt. "Ich glaube, dass unsere Strategieleute in den kommenden Stunden ganz schön heiße Köpfe bekommen werden. Aber aus der ersten Reihe zu starten, ist schon einmal eine sehr gute Ausgangsposition."