Mike Rockenfeller feierte in Brands Hatch einen souveränen Start/Ziel-Sieg und damit den zweiten seiner DTM-Karriere. Der Audi-Pilot, der die Pole nach der Disqualifikation von Martin Tomczyk geerbt hatte, ließ nichts anbrennen und setzte sich durch. Bruno Spengler eroberte den zweiten Platz vor Robert Wickens - damit standen Piloten aller drei Hersteller auf dem Podium beim zweiten Rennen des Jahres.

Gary Paffett war der tragische Held des Rennens. Innerhalb der 98 Runden verbesserte er sich von Startplatz 11 um acht Positionen und wollte nach Rennende schon in Richtung Podium - dann das Drama! Der Brite wurde nachträglich mit einer 5-Sekunden-Strafe belegt, weil er während einer Gelbphase zu schnell war und somit auf den sechsten Platz zurückfiel. Wickens erbte somit Platz drei und schaffte es zum ersten Mal in seiner Karriere auf das Podium.

Drama um Gary Paffett, Foto: DTM
Drama um Gary Paffett, Foto: DTM

Marco Wittmann wusste ein weiteres Mal zu überzeugen und belegte den vierten Platz vor Markenkollege Joey Hand und dem zurückgestuften Paffett. Mit deutlichem Rückstand überquerte Mattias Ekström die Ziellinie als Siebter. Christian Vietoris, Timo Scheider und Pascal Wehrlein komplettierten die Punkteränge. Nach dem schwierigen Qualifying schafften es somit vier der sechs Mercedes-Piloten in die Punkte. Das stark aufs Rennen eingestellte Setup zahlte sich voll aus.

Spengler fuhr ein sauberes Rennen und profitierte vor allem vom Ungeschick seiner Markenkollegen: Von Startplatz vier kassierte der amtierende Champion Hand vor ihm am Start und machte kampflos eine weitere Position gut, als Augusto Farfus seinen M3-Boliden wegen eines elektrischen Problems vorzeitig abstellen musste und somit wohl den zweiten Platz verpasste. Der Brasilianer sorgte für den Aufreger des Rennens: In Runde 66 wurde sein BMW plötzlich langsam und er fiel weit zurück. Auf der Start/Ziel-Geraden stellte er das Auto schließlich ab, statt in die Box zu fahren. Ein Abschleppwagen verfrachtete Farfus' Auto dann aus der Gefahrenzone - bei laufendem Fahrbetrieb.

Der Start: Augusto Farfus erwischte von P2 einen Blitzstart, doch Pole-Mann Rockenfeller konnte die Führung behaupten. Hand verpatzte seinerseits den Beginn und fiel von Platz drei auf die sechste Position zurück. Davon profitierte das BMW-Duo Spengler/Wittmann, das sich auf Platz drei und vier festsetzte. Tomczyk preschte von ganz hinten durchs Feld vor auf P18. Trotz des engen Kurses schafften es die Piloten geradezu vorbildlich, Kollisionen zu vermeiden.

Merhi ließ es mal wieder krachen, Foto: RACE-PRESS
Merhi ließ es mal wieder krachen, Foto: RACE-PRESS

Die Zwischenfälle: In Runde sechs sorgte Merhi für Aufsehen, als er mit Glock um Platz zehn kämpfte, die beiden sich berührten und der BMW-Neuzugang auf die Wiese abgedrängt wurde. In Runde 26 der nächste unangenehme Kontakt: Tambay stach innen an Priaulx vorbei, erwischte den BMW-Piloten jedoch an der Seite, woraufhin dieser sich drehte und ans Ende des Feldes zurückfiel. Tambay wurde daraufhin mit einer Durchfahrtsstrafe belegt. In Runde 38 war erneut Merhi im Fokus: Der Mercedes-Pilot steckte nicht gegen Tomczyk zurück und drehte den Bayer um - Durchfahrtsstrafe für den jungen Wilden von Mercedes.

Der (vermeintliche) Star des Rennens: Gary Paffett. Eigentlich. Der Mercedes-Star nahm das Rennen nur vom 11. Startplatz auf und landete am Ende auf dem Podium. Ein Husarenritt des Briten, der auch dank einer geschickten Taktik nach vorn kam: Schon in Runde vier wechselte er von den Standard-Reifen auf die schnellen Options und fuhr damit einen langen Stint. Außerdem war sein Auto extrem stark, denn Mercedes hatte sich nach den Trainings für ein stark aufs Rennen ausgelegtes Setup ausgelegt - das sollte sich nach dem schwachen Qualifying schließlich auszahlen. Die Strafe nach Rennende machte jedoch alles kaputt.

Tomczyk kam nicht über P14 hinaus, Foto: BMW AG
Tomczyk kam nicht über P14 hinaus, Foto: BMW AG

Der Pechvogel des Rennens: Martin Tomczyk. Der BMW-Pilot war sowieso schon angefressen genug, da er sich nach seiner Disqualifikation im Qualifying auf Startplatz 22 statt auf der Pole wiederfand. Mit Wut im Bauch machte er schon beim Start vier Positionen gut und lag auf Top-10-Kurs. Dann die 38. Runde, als er mit dem kämpfenden Merhi kollidierte, sich drehte und wild fluchend an die Box musste. Am Ende wurde es nur Platz 14, ohne den Zwischenfall wäre wohl ein wesentlich besseres Ergebnis drin gewesen. Ein weiteres Wochenende, das der Champion von 2011 schnell vergessen will.

Die Analyse: Die übliche Prozession in Brands Hatch? Diesmal nicht. Die neuen Option-Reifen sorgten für ein vergleichsweise spannendes Rennen, weil das Feld immer wieder dicht zusammengefügt wurde. Der Effekt des verstellbaren Heckflügels war zwar kein Vergleich zu Hockenheim, doch mittels Aktivierung saugten sich einige Fahrer immer wieder an ihre Vordermänner heran, um Überholmanöver anzusetzen. Die Option-Reifen waren sowieso die große Unbekannte, kamen sie am Sonntag doch zum ersten Mal überhaupt in Brands Hatch zum Einsatz.