Die Aufgabenstellung für Audi ist in diesem Jahr recht einfach definiert: Die Ingolstädter wollen schnellstmöglich den Anschluss an BMW und Mercedes schaffen und vor allem Konstanz in die im Vorjahr doch recht schwankende und streckenabhängige Performance-Kurve hineinbringen. 2012 noch mit dem jüngsten Kader ausgestattet, tritt man dieses Jahr mit der erfahrensten Truppe an - beim schwierigen Aufholprozess kann das sicher nicht schaden, stellen sich Audi gerade auf Seite des Reglements ein paar Schwierigkeiten entgegen, da die Hersteller in ihrer Handlungsfähigkeit heuer doch arg eingeschränkt sind. Das Blatt zu wenden, wird vor diesem Hintergrund zu einer Herkulesaufgabe - am nötigen Hunger und der Motivation sollte es Audi nach dem enttäuschenden Vorjahr jedoch nicht mangeln.

Will mit Phoenix aus der Asche: Mike Rockenfeller & seine Kollegen möchten den Anschluss herstellen, Foto: HOCH ZWEI
Will mit Phoenix aus der Asche: Mike Rockenfeller & seine Kollegen möchten den Anschluss herstellen, Foto: HOCH ZWEI

Das Team: Nach der Verjüngungskur bei der Konkurrenz hat auch Audi nachgezogen und mit Dieter Gass als neuem Leiter DTM in der Team-Hierarchie eine zusätzliche Zwischenebene eingezogen, die Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich unterstützen soll. Weitere Veränderungen gab es im Teamhintergrund: Mattias Ekströms langjähriger Renningenieur Alexander Stehlig kümmert sich ab sofort um Neuzugang Jamie Green, wohingegen der Schwede in Zukunft mit Florian Modlinger zusammen am Set-Up feilt. Entscheidend wird das Jahr auch an der Teamfront. Dort will Hans-Jürgen Abt mit seinen Teams endlich wieder nach vorne, nachdem man 2011 Phoenix und Martin Tomczyk den Vortritt lassen musste und letztes Jahr in erster Linie die Rosberg-Truppe um Edoardo Mortara für Glanzlichter sorgte - für die ehrgeizige Truppe aus dem Allgäu natürlich kein annehmbarer Dauerzustand.

Die Fahrer: Bei Audi gab es nur eine Umbesetzung: Für Rahel Frey wurde mit Green von Mercedes ein hochkarätiger Neuzugang verpflichtet. Der Meisterschaftsdritte 2012 soll gemeinsam mit Doppelchampion Ekström das Audi-Flaggschiff Abt Sportsline wieder auf Vordermann bringen. Während beim Team Rosberg nach dem guten Vorjahr weiter Mortara und Filipe Albuquerque für Furore sorgen sollen, ist Timo Scheider bei Abt intern von Sportslinie zum Audi Sport Team Abt versetzt worden. Sein Stallkollege Adrien Tambay will nach einer positiven Rookie-Saison heuer noch weiter vorne angreifen, wohingegen Miguel Molina an der Seite von Mike Rockenfeller bei Phoenix Ergebnisse liefern muss - im Winter war der Spanier fast schon aussortiert, 2013 gilt als seine letzte Bewährungsprobe.

Alle Augen sind auf Neuverpflichtung Jamie Green gerichtet, Foto: Audi
Alle Augen sind auf Neuverpflichtung Jamie Green gerichtet, Foto: Audi

Das Auto: Mit dem Audi RS 5 DTM hat man dem aktuellen Fahrzeug einen neuen Namen verpasst, der für neuen Schwung sorgen soll. Zwar ist das technische Reglement weitestgehend eingefroren, gerade am Set-Up hat Audi im Winter aber gefeilt und Verbesserungen vornehmen können. Die Fahrer stellten bei den anschließenden Tests schnell fest, dass die vorgenommenen Maßnahmen das Auto vor allem auf der Vorderachse verbessert haben - daraus resultierend weist der RS 5 DTM weniger Untersteuern auf, was einem auf der Strecke die entscheidenden Zehntel bringen soll. Ob das allergings reicht, um die Gegnerschaft zu überflügeln, wird auch davon abhängen, wie sehr sich BMW und Mercedes ihrerseits gesteigert haben.

Saisonziel: Vom Jäger zum Gejagten werden

Pro: Das Jahr 2013 bietet viele neue Chancen, denn die DTM-Neuerungen wie das DRS und vor allem die Option-Reifen beinhalten heuer gute Möglichkeiten, auch abseits der statischen Teile am Auto größere Performance-Sprünge zu machen. Kriegt man beispielsweise die Pneus besser zum Arbeiten als die Konkurrenz, kann man die ein oder andere Schwachstelle an der Konstruktion des eigenen Autos schnell vergessen machen. Dass der Wagen nach Modifikationen auf der Vorderachse nun eher zum Über- als zum Untersteuern neigt, sollte den meisten Piloten entgegenkommen, allen voran Mattias Ekström, der damit wieder näher in Reichweite des Kreises der Titelfavoriten rücken dürfte.

Contra: Wunder kann man von Audi ob des eingefrorenen technischen Reglements sicher nicht erwarten und der Rückstand war 2012 teilweise schon recht groß. Auch die Tatsache, dass der Freitag in der DTM dieses Jahr wegfällt und sich die Serie insgesamt kompakter präsentiert, kommt den Ingolstädtern nicht entgegen. Wer Aufholbedarf hat, ist um jede Minute Streckenzeit froh - für Audi macht es das nicht einfacher. Dass zusätzlich noch zwei BMWs mehr im Feld sind, kann einem ob der Stärke des Pakets der Münchner eigentlich genauso wenig helfen, wie der Fakt, dass mit Valencia eine Strecke aus dem Rennkalender weggefallen ist, die Audi im Vergleich zu manch anderem Kurs eher entgegenkam.