Ein Monat im Leben des Joey Hand: Am 6. Mai steigt der BMW-Werkspilot in den neuen BMW M3 und nimmt das zweite Rennen der DTM-Saison am Lausitzring in Angriff. Rennende, raus aus dem Cockpit und ab in den Flieger. Nächster Halt: Monterey, USA. Dort steht am 12. Mai der dritte Lauf der American Le Mans Serie auf dem Programm, Hand startet an der Seite seines Teamkollegen Dirk Müller im BMW M3 GT2. Aus den Vereinigten Staaten geht es direkt weiter nach Brands Hatch, wo die DTM nur eine Woche später am 18. Mai gastiert.

Hand wurde vor einigen Wochen von BMW als Stammpilot für das DTM-Projekt der Münchener bestätigt. Allerdings kann er sich nicht nur auf die Tourenwagenserie konzentrieren, sondern startet gleichzeitig auch noch in der ALMS. In der GT-Serie steht die Titelverteidigung für BMW an - und für Hand. Inklusive des DTM-Show-Events in München kommt der US-Boy in der anstehenden auf die stattliche Anzahl von 18 Rennwochenenden. Regenerieren kann er quasi nur im Flugzeug, denn der Rennkalender ist von Mitte März bis Ende Oktober bis oben hin vollgepackt.

Noch nimmt Hand die Doppelbelastung sportlich. "Einen Titel zu gewinnen ist die eine Sache, ihn aber zu verteidigen, vielleicht noch einmal schwieriger. Das BMW Team RLL hat das Zeug dazu, das immens hohe Niveau aus dem Vorjahr zu halten", sagt er. "Dass ich parallel auch in der DTM antreten werde, motiviert mich zusätzlich. Als Rennfahrer kann man gar nicht oft genug auf die Strecke gehen." BMW gab gleichzeitig bekannt, dass Hands Fokus auf der DTM liegt, bei Terminüberschneidungen steht die ALMS also hinten an.

Davon gibt es im Kalenderjahr 2012 immerhin drei: so verpasst Hand das prestigeträchtige Road America in Elkhart Lake, weil Mitte August gleichzeitig der DTM-Lauf am Nürburgring ansteht. Außerdem gaben die Organisatoren der ALMS am Mittwoch bekannt, dass der neunte Lauf auf dem Virginia International Raceway stattfindet - gleichzeig steigt jedoch Oschersleben in der DTM. Auch wird es Hand wohl nicht schmecken, das traditionsreiche Petit Le Mans zu verpassen; DTM-Finale am Hockenheimring lässt zur selben Zeit grüßen.

Ob Hand mit der heftigen Doppelbelastung zurechtkommt oder ob seine Performance darunter leidet, wird sich noch zeigen. Ähnlich erging es Christian Vietoris in der vergangenen Saison. Der Mercedes-Pilot debütierte nicht nur in der DTM, sondern trat gleichzeitig auch noch in der GP2 an. "Man ist schon k.o.", gab er nach der Marathon-Saison bei Motorsport-Magazin.com zu. "Die Saison war lang, ich bin seit Mai über 30 Rennen gefahren und ich merke schon, dass ich müde bin. Aber wenn man im Auto sitzt, ist man wieder fit. Dafür sorgt der Adrenalinspiegel, aber am Wochenende ist man schon etwas müder."

Vorteil Vietoris: neun der zehn GP2-Läufe waren in Europa, erst nach dem Ende der DTM-Saison ging es nach Abu Dhabi. Hand muss hingegen immer wieder in die USA reisen. Ob Barcelona oder Baltimore - der Zeitaufwand ist immens höher, dazu lässt der Jetlag immer wieder grüßen. Ob sich Hand und BMW mit der heftigen Doppelbelastung einen Gefallen getan haben, zeigen am Ende nur die gesammelten Meisterschafts-Punkte - zumindest um Vielflieger-Punkte müssen sie sich keine Gedanken machen.