Wenn Volkswagen Motorsport-Direktor Kris Nissen die diesjährige Dakar als die härteste Dakar aller Zeiten bezeichnet, dann ist klar, dass trotz einer Dreifach-Führung für den Autohersteller aus Wolfsburg die erste Woche alles andere als einfach war. "Die erste Woche hatte drei, vier sehr anspruchsvolle Tage, die kommenden sieben Etappen werden aber noch härter", meint Nissen und deutet damit gleich an, dass es bis zum möglichen ersten Dakar-Sieg des Race Touareg noch ein weiter Weg ist. Wie schnell sich Glück zu Pech umwandeln kann, hat er in den vergangenen Jahren oft genug erlebt. "Wir sind im Fahrplan, müssen aber weiterhin konzentriert und fehlerfrei arbeiten, um unser Ziel, die Dakar zu gewinnen, auch zu erreichen. Dazu muss erst einmal die Rallye selbst bezwungen werden, denn sie war und ist der härteste Gegner."

Auch Carlos Sainz, der in der Gesamtwertung um gerade einmal neun Sekunden voraus liegt, hat schon die erste Woche als sehr hart erlebt; die zweite erwartet aber er als noch härter. "Nach der ersten wirklich fordernden Woche ist der Abstand zwischen mir und meinem Teamkollegen Giniel de Villiers wirklich sehr eng", meint er, freut sich aber, dass die Situation für VW gut aussieht. Doch auch ihm ist es wichtig, dass man nun weiter umsichtig und konzentriert bleibt. "Denn die nächsten Etappen werden mit Sicherheit - ich kann mich nur wiederholen - noch härter als die zurückliegenden." Dabei ist es für Sainz' Co-Piloten Michel Périn so, als ob die Dakar nach dem Ruhetag erst beginnen würde, was an dem kleinen Vorsprung zu de Villiers liegt. "Der Veranstalter spricht von einer Trilogie noch härterer Etappen ein paar Tage nach dem Ruhetag - aber nach allem was ich weiß, sind es eher vier Tage in Folge, die einen nächsten Schritt an Herausforderungen bieten."

Für de Villiers ist es erst im Ziel vorbei

Verfolger de Villiers weiß jedenfalls, dass seine Chancen mehr als nur intakt sind. "Die erste Woche der Dakar hat gezeigt: es ist niemals vorbei, ehe man das Ziel erreicht hat", meint er. So hatte vor allem die letzte Etappe vor dem Ruhetag ein paar Überraschungen parat, die laut de Villiers typisch für die Dakar sind. "Man kann sechs gute Tage in Folge haben und am siebten ist alles ruiniert. Wir haben viel erreicht, aber noch nichts gewonnen - die nächste Woche wird schließlich extrem hart." De Villers Co Dirk von Zitzewitz hatte schon in Woche eins genug zu tun, ist aber von der Rallye begeistert und sieht das sportliche Niveau sehr hoch. "Der kleinste Fehler kann das Aus bedeuten. Unter diesen Umständen müssen wir konzentriert und vorsichtig bleiben. Aber ich bin optimistisch, denn ich sehe unsere Stärke ohnehin eher in der zweiten Woche", sagt der Deutsche.

Mark Miller verfolgt seine Taktik weiter, Foto: Volkswagen Motorsport
Mark Miller verfolgt seine Taktik weiter, Foto: Volkswagen Motorsport

Auch wenn die Dakar härter wird, so wird Mark Miller, in der Gesamtwertung auf Rang drei, seine Taktik weiter verfolgen und sich einfach von unten an das Limit und richtige Tempo herantasten. Er will abgeklärt, kontrolliert und konzentriert bleiben. "Ich bin mit dem Erreichten mehr als zufrieden. Doch das härteste Stück Arbeit liegt immer noch vor uns, obwohl wir bereits einen echten Härtetest absolviert haben. Der hat gezeigt: Unser Auto ist wirklich hart im Nehmen", erklärt Miller. Ungeachtet der Strapazen kann Millers Co-Pilot Ralph Pitchford der Dakar einiges abgewinnen. Er meint, dass die Fans bei der Ankunft im Biwak jeden Tag für die Mühen entschädigen. "Ganz klar: es war eine gute Idee, mit der Dakar nach Südamerika umzuziehen."

Depping trotz Problemen nicht unzufrieden

Am wenigsten zufrieden nach der ersten Dakar-Woche ist Dieter Depping, der auf Rang acht liegt. Er hatte vor allem mit technischen Problemen zu kämpfen, die ihn bereits einige Stunden gekostet haben. "Trotzdem: wenn man sich die Ausfallquote der ersten Tage ansieht, dann kann man nur sagen: Volkswagen hat mit dem Race Touareg ein zuverlässiges Auto. Denn alle vier, die an den Start gegangen sind, sind auch noch im Rennen. Angesichts dieser sieben zurückliegenden harten Etappen ist das mehr als positiv", erklärt er. Co-Pilot Timo Gottschalk macht es wie Pitchford und sieht das Positive vor allem an den Fan-Reaktionen. "Mich hat die Begeisterung der Zuschauer für unseren Sport sehr beeindruckt. Wenn man die Zielstädte erreicht, stehen hunderttausende Menschen an den Straßen und jubeln uns zu. Auf den letzten Kilometern bis zum Biwak braucht man gar kein Roadbook, denn die Fans weisen uns den Weg. Diese Begeisterung steckt an und motiviert dazu, auf den Prüfungen besonders gute Arbeit abzuliefern", sagt der Deutsche.