Die vierte Etappe der Rallye Dakar 2024 war gleichzeitig der erste Teil der ersten Marathon-Prüfung in diesem Jahr. Nach einem dramatischen Verlauf der letzten drei Abschnitte der Tagesroute konnte sich auf den letzten Kilometern der Franzose Sebastien Loeb im Prodrive durchsetzen. Am fünften Tag gab es damit zum fünften Mal einen anderen Sieger.

Yazeed Al Rajhi und Navigator Timo Gottschalk wurde dadurch der mögliche erste Tagessieg entrissen. Dafür baute das Toyota-Duo die Führung im Gesamtklassement auf 4:19 Minuten aus. Verlierer des Tages war erneut Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah im Prodrive. Gestern und heute verlor der fünffache Champion aus Katar auf den letzten Kilometern die Führung. Er bleibt aber hinter Carlos Sainz Senior Dritter im Gesamtklassement.

Rallye Dakar 2024: Streckenverlauf der 4. Etappe
Die Route der 4. Etappe, Foto: A.S.O. / DPPI

4. Etappe: Al Salamiya – Al Hofuf

(Prüfung: 299 km, Verbindung: 332 km, Tagesdistanz: 631 km)

Heute ging es für die alle Teilnehmer vom Biwak in der Nähe von Al Salamiya nach Al Hofuf. Es war der zweite Teil der zweitägigen ersten Marathon-Etappe. Die Piloten, Teams und Mechaniker konnten gestern nach Ankunft im Biwak nur zwei Stunden am Fahrzeug arbeiten.

Nach einer langen Verbindung zum Startpunkt folgte die heutige Wertungsprüfung über 299 Kilometer. Die Streckenabschnitte waren etwas einfacher, als im ersten Teil. Auch gab es keine neutralen Zonen. Der Untergrund mit Felsen, Steinen, Schotter, Sand und Dünen wechselte laufend. Navigation war besonders wichtig. Sieben Waypoints mussten angefahren werden. Nach der Zielankunft folgte eine weitere lange Verbindung zum Biwak in Al Hofuf. Die Stadt Hofuf ist umgeben von Oasen und mehreren Millionen Dattelpalmen.

Start/WP1: Gibt es erneut ein anderen Etappensieger?

In der Autokategorie starteten die Top-10-Teams erneut in einem 3-Minuten-Modus. Anschließend wurden die Startintervalle kürzer. Etappensieger Lucas Moraes eröffnete im Toyota die Zeitenjagd der heutigen Tageswertung. Mattias Ekström folgte im Audi vor Yazeed Al Rajhi und Co-Pilot Timo Gottschalk im Toyota. Das Duo aus Saudi-Arabien und Deutschland konnte gestern die Gesamtführung übernehmen. Als Vierter startete Titelverteidiger Nasser Al-Attiyah im Prodrive. Der Katarer verpasste gestern den Sieg, weil er auf den letzten Kilometern mit nur drei Reifen Richtung Ziel rumpelte.

Der erste Waypoint der Marathon-Etappe wurde nach 36 Kilometern durchfahren. Al-Attiyah erzielte die Bestzeit und machte sich auf dem Weg, seinen Gesamtrückstand von 10:49 Minuten zu verkürzen. Zweiter war Seth Quintero im Toyota, der gestern durch einen Reifenschaden zurückgefallen war. Audi-Pilot Stephane Peterhansel folgte auf Rang drei vor Sebastien Loeb im Prodrive und Carlos Sainz Senior im Audi. Innerhalb von 15 Sekunden überquerten die Top-5-Teams den Kontrollpunkt.

Toyota-Pilot Lucas Moraes
Lucas Moraes beim Start, Foto: Red Bull Content Pool

WP2/3: Die Spitzengruppe liegt dicht beisammen

Bei Kilometer 82 erfolgte die zweite Zeitmessung, die weiterhin von Al-Attiyah angeführt wurde. Auch am dritten Waypoint führte der fünffache Dakar-Gesamtsieger nach einer Stunde das Feld an. Gleichzeitig erhöhte auch Al Rajhi das Tempo und war jetzt Zweiter vor Peterhansel und Loeb, der 50 Minuten später gestartet war. Der Franzose Mathieu Serradori im Century konnte sich nach jeder Zwischenzeit um zwei Positionen nach vorne kämpfen und belegte zu diesem Zeitpunkt Rang fünf.

WP4: Halbzeitführung für Al-Attiyah

Al-Attiyah holte sich die Halbzeitführung beim vierten Kontrollpunkt nach 156 absolvierten Kilometern. Teamkollege Loeb war jetzt der erste Verfolger mit einem Rückstand von 1:20 Minuten. Al Rajhi und Gottschalk folgten direkt dahinter vor den beiden Audi mit Sainz und Peterhansel am Steuer.

RangFahrerMarkeZeit (in Stunden)
1N. Al-AttiyahProdrive01:20:02
2S. LoebProdrive+00:01:20
3Y. Al RajhiToyota+00:01:38
4C. SainzAudi+00:02:27
5S. PeterhanselAudi+00:04:18
Prodrive-Pilot Nasser Al-Attiyah
Titelverteidiger Al-Attiyah im Prodrive, Foto: A.S.O. / DPPI

WP5/6/7: Gibt es am fünften Tag zum fünften Mal einen anderen Sieger?

Am fünften Kontrollpunkt lagen die Team in den Top-10 immer noch dicht beisammen. Nur sieben Minuten trennten die Kontrahenten. Al Rajhi/Gottschalk waren das schnellste Team auf den letzten 33 Kilometern. Der Rückstand auf Al-Attiyah betrug nur noch 26 Sekunden. Dadurch fiel Loeb eine Position zurück, hatte aber auch nur noch 30 Sekunden Rückstand. Auch Sainz und Peterhansel machen über eine Minute gut.

Sofort erhöhte Al-Attiyah das Tempo, als er die Zwischenzeiten studierte. Loeb war sogar noch etwas schneller unterwegs und damit wieder Zweiter vor Al-Rajhi. Die beiden Audi-Teams konnten nicht mithalten. Sainz und Peterhansel lagen jetzt über vier Minuten zurück. Loeb konnte bei der letzten Zeitmessung vor dem Ziel weitere drei Sekunden aufholen, während Al Rajhi zehn Sekunden verlor.

Ziel: Loeb gewinnt sensationell nach Aufholjagd

Auf den letzten 36 Kilometern bis zum Ziel konnte Al Rajhi noch einmal zulegen und machte aus einem Rückstand von 1:32 Minuten einen Vorsprung von 14 Sekunden auf Al-Attiyah. Damit verpasste der Titelverteidiger aus Katar zum zweiten Mal in Folge einen Sieg. Jetzt musste der Lokalheld aus Saudi-Arabien noch über 40 Minuten auf die Zieldurchfahrt von Loeb warten, der ihm noch den Tagessieg nehmen konnte.

Endlich flog Loeb über die Ziellinie. Mit einer sensationellen Zeit gewann Loeb doch noch die vierte Etappe mit einem unglaublichen Vorsprung von 1:08 Minuten. Al Rajhi/Gottschalk damit Zweiter. Allerdings konnte das Duo den Vorsprung im Gesamtklassement gewaltig ausbauen. Dritter wurde Al-Attiyah, der kopfschüttelnd das Ergebnis hinnehmen musste.

Die Plätze vier und fünf gingen an Audi mit Sainz und Peterhansel, die über vier Minuten Rückstand beklagten. Serradori lag im gesamten Etappenverlauf hinter fast immer auf Platz sechs. Siebter wurde De Mevius vor Zala im Mini, Vitse im MD und Prokop, der zum dritten Mal in Folge seinen Ford auf Platz zehn ins Ziel brachte. Moraes, der Sieger von gestern, belegte Rang elf vor Ekström im dritten Audi.

RangFahrerMarkeZeit (in Stunden)
1S. LoebProdrive02:36:02
2Y. Al RajhiToyota+00:01:08
3N. Al-AttiyahProdrive+00:01:22
4C. SainzAudi+00:04:58
5G. De MeviusToyota+00:05:21

Gesamtstand nach 4 Etappen

In der Gesamtwertung baute das saudi-arabisch-deutsche Duo Al Rajhi/Gottschalk die Führung gewaltig aus. Sainz bleibt Zweiter vor Al-Attiyah, der sich um zwei Positionen verbessern konnte. Moraes bleibt Vierter vor Ekström, der zwei Ränge verlor. Etappensieger Loeb machte einen Sprung von Platz neun auf Platz sechs.

RangFahrerMarkeZeit (in Stunden)
1Y. Al RajhiToyota15:44:39
2C. SainzAudi+00:04:19
3N. Al-AttiyahProdrive+00:11:03
4M. EckströmAudi+00:17:42
5L. MoraesToyota+00:19:31
Toyota-Pilot Al Rajhi mit Navigator Timo Gottschalk
Gesamtführung: Al Rajhi/Gottschalk, Foto: Timo Gottschalk

Motorsport-Magazin.com berichtet von der Rallye Dakar in Saudi-Arabien: