Der US-Amerikaner Kurt Caselli, der bei der Dakar kurzfristig für den verletzten Marc Coma bei KTM eingesprungen war, entwickelt sich so langsam zum Überraschungsmann der diesjährigen Ausgabe. Nach seinem Sieg auf der siebten-Etappe, fuhr Caselli auch an Tag elf an die Spitze. Den Weg von La Rioja nach Fiambala bewältigte er am schnellsten, brauchte für die 191 Kilometer Prüfungsabschnitt, denen 262 Kilometer Verbindungsstück vorausgegangen waren, nur 2 Stunden 55 Minuten und 1 Sekunde. Mit etwas mehr als viereinhalb Minuten Rückstand ging der zweite Tagesrang an Paulo Goncalves. Cyril Despres wurde mit mehr als sechs Minuten Rückstand Dritter, seinen Vorsprung in der Gesamtwertung baute er damit auf 13 Minuten aus.

Despres hat nun 13 Minuten Vorsprung, Foto: DPPI/ASO
Despres hat nun 13 Minuten Vorsprung, Foto: DPPI/ASO

Der erste Verfolger des Franzosen, Ruben Faria, kam am Mittwoch nicht über Tagesrang zehn hinaus. Gesamtdritter ist nach wie vor Francisco Lopez, der auf der elften Etappe den fünten Platz belegte, noch hinter Juan Pedrero. Joan Barreda Bort, der am Vortag noch siegreich war, musste sich diesmal mit P6 zufriedengeben. Er war standesgemäß als Erster auf die um 30 Kilometer verkürzte Spezialetappe gegangen, auf der es an manchen Stellen zu Regenfällen kam. Auf dem anspruchsvollen Teilstück war einmal mehr die Navigation ein entscheidender Faktor: Einen kostspieligen Fehler beging dabei Ivan Jakes. Der Slovake bog bei Kilometer 33 zu früh in Richtung Osten ab.

Jakes bemerkte seinen Fehler aber schon nach wenigen Kilometern und konnte diesen korrigieren. Nach 51 Kilometern führte schließlich Helder Rodrigues, gut anderthalb Minuten vor Francisco Lopez und fast drei vor Paulo Goncalves. Caselli und Despres lagen zu diesem Zeitpunkt mit drei Minuten Rückstand auf den Plätzen vier und fünf. Während Stefan Svitko anschließend von technischen Problemen geplagt wurde und zwischenzeitlich stoppen musste, holte Caselli auf. Bei Kilometer 83 war der US-Fahrer bereits auf P2 vorgedrungen, mit einem Rückstand von weniger als zwei Minuten auf Rodrigues, der zu diesem Zeitpunkt nach wie vor die Führung inne hatte. Nach 120 Kilometern musste er diese jedoch endgültig an Caselli übergeben.

Später Rückschlag für Rodrigues

Rodrigues wurde kurz vorm Zielstrich gestoppt, Foto: Dakar Press
Rodrigues wurde kurz vorm Zielstrich gestoppt, Foto: Dakar Press

Während sich der KTM-Mann ganz vorne in Topform präsentierte, stand Farres Guell mit mechanischen Schwierigkeiten an seiner Honda über eine halbe Stunde in der Wüste. Mit ähnlichen Problemen musste sich auch Hans-Jos Liefhebber auseinandersetzen, der gleich 40 Minuten verlor. Gleiches galt ebenso für James West, Tomas Maffei, Bruno Chichizola und Jacques Barron. Caselli blieb ganz vorne von derlei Irritationen verschont - nach 174 Kilometern hatte er das Ziel vor Augen und einen Vorsprung von über einer Minute auf Rodrigues im Gepäck. P3 hielt zu diesem Zeitpunkt noch Francisco Lopez.

Gerade als es so aussah, als könne Rodrigues dem Spitzenreiter unter Umständen noch einmal gefährlich werden und zur finalen Attacke blasen, musste der Honda-Fahrer kurz vor der Zieldurchfahrt stoppen - von seinen plötzlich auftretenden mechanischen Problemen wurde er nicht nur seiner Top-Platzierung beraubt, auch fiel er im Gesamtklassement weit zurück. Caselli wiederum hatte somit auch den letzten Angriff pariert und durfte sich im Ziel über seinen zweiten Tagessieg freuen und vom KTM-Team gebührend feiern lassen.

Stimmen nach der 11. Etappe:

Kurt Caselli: Der Anfang war heute wirklich hart - auf Grund des Regens waren überall eine Menge Furchen, die ersten Fahrer mussten deshalb also langsamer machen. Ich bin als Fünfter losgefahren, konnte deshalb aufholen. Dann habe ich nach ungefähr 60 Kilometern Cyril überholt und danach lief alles glatt. Heute war wirklich ein guter Tag, fast perfekt. Der Dreck war nass, daher konnte man gut sehen und das Wetter wurde dann auch besser, es war also eine gelungene Etappe. Bis auf ein paar kleinere Ausnahmen war auch der Aufschrieb heute gut und ich denke, alle sollten gut damit klargekommen sein. Ich fühle mich gut und das Bike tut es auch. Mit dem Roadbook komme ich immer besser zurecht. Zuvor hatte ich damit noch einige Probleme und auch eine Wegpunkte verpasst. Heute lief das viel besser, denn ich konnte meine eigene Route finden und habe nichts ausgelassen - das war gut. Und jetzt gehe ich es Tag für Tag an.

Paulo Goncalves: Heute war ein schwierige Prüfung. Wir hatten Glück, denn es hat in den Vortagen viel geregnet, also war der Sand gut, um darauf zu fahren. Ich denke, die Fahrer, die hinter uns gestartet sind, haben uns schneller eingeholt. Trotzdem konnte ich erneut unter die Top-3 fahren und damit bin ich für mich und auch für Husqvarna wirklich glücklich. Drei Tage haben wir nun noch vor uns und wir werden jeden davon versuchen, um den Sieg zu kämpfen.

Cyril Despres: Die Etappe in Fiambala ist immer für Überraschungen gut. Heute bin ich nach 190 Kilometern wirklich müde, und zwar mehr noch als am Vortag, obwohl es da über 800 Kilometer ging. Es gab hier einen Sturm in den Dünen und dann fing es an zu regnen. Da bei der Navigation den Überblick zu behalten war gar nicht so einfach. Wir haben einige Schlamm- und Matschlawinen überquert, voller Wasser, was wirklich Erinnerungen an letztes Jahr hervorgebracht hat. Ich weiß nicht, was der heutige Tag in Sachen Resultat bedeutet, aber ich bin froh hier zu sein, ohne zu viele Probleme gehabt zu haben. Fiambala ist ein richtiges Scheißloch. Wir haben einige Zeit regelrecht durchs Wasser watend verbracht, neben dem Bike... schiebend. Später wurde es heute dann ruhiger, aber ich wusste schon davor, dass es kompliziert werden würde. Ich bin überrascht, dass nicht noch mehr Fahrer hinter mir angekommen sind, denn an einem gewissen Punkt sind wir zu sechst oder sogar zu acht nebeneinander gefahren. Nachdem Kurt mich überholt hat, ist die Pace aber ordentlich nach oben gegangen. Vielleicht bin ich auch deshalb so müde.

Joan Barreda Bort: Wir sind durch viele ausgetrocknete Flussbetten gefahren, meine Schutzbrille war am Ende dementsprechend schmutzig. An einem bestimmten Punkt war der Untergrund dann ein bisschen tiefer und ich bin gestürzt. Das war ungefähr 50 Kilometer vor dem Ziel der Etappe und dabei habe ich mit meine Schulter verletzt. Wir müssen uns das jetzt heute Abend im Biwalk anschauen, aber es ist sehr schmerzhaft. Wir müssen sehen, ob ich so überhaupt weitermachen kann. Gefallen bin wegen der schlechten Sicht und dem vielen Schlamm. Was ich genau an der Schulter habe, weiß ich nicht - nur, dass es verdammt wehtut.

Ergebnis 11. Etappe Motorräder (Top-10):

1. Kurt Caselli (KTM) 2:55.01 Stunden
2. Paulo Goncalves (Husqvarna) +00:04.45
3. Cyril Despres (KTM) +00:06.24
4. Juan Pedrero (KTM) +00:10.18
5. Francisco Lopez (KTM) +00:10.51
6. Joan Barreda Bort (Husqvarna) +00:11.09
7. Alessandro Botturi (Husqvarna) +00:11.31
8. Ivan Jakes (KTM) +00:11.36
9. Alain Duclos (Sherco) +00:12.21
10. Ruben Faria (KTM) +00:18.03

Gesamtwertung Motorräder 11/14 (Top-10):

1. Cyril Despres (KTM) 33:48.29 Stunden
2. Ruben Faria (KTM) +00:13.16
3. Francisco Lopez (KTM) +00:18.08
4. Ivan Jakes (KTM) +00:23.33
5. Alessandro Botturi (Husqvarna) +00:29.32
6. Juan Pedrero (KTM) +00:44.12
7. Olivier Pain (Yamaha) +01:07.12
8. Frans Verhoeven (Yamaha) +01:14.37
9. Helder Rodrigues (Honda) +01:16.24
10. Javier Pizzolito (Honda) +01:23.13