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ChampCar Meister und Formel-1

Das Formel 1 Forum früherer Tage...

Beitrag Sonntag, 03. Dezember 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Mears begann seine ChampCar bzw. USAC Karriere 1976 mit einem Eagle Offenhauser des kleinen Art Sugai Teams. Insgesamt gewann er bis zu seinem ChampCar Karriereende 26 Rennen.

Mears fuhr praktisch seine ganze Karriere bei Penske - außer zu Beginn seiner Karriere 1976/77. 1977 fuhr er auch ein paar Rennen bei Teddy Yip und seinem Champcar-Team (Unsere Schweizer werden sich sicher an den Regazzoni-Einsatz in Indy erinnern) - hier Mears in Pocono 1977; ziemliche Rarität...

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Beitrag Sonntag, 03. Dezember 2006

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Danke für die Infos!

Johnny Rutherford (CHampCar Meister 1980)
Johnny Rutherford fuhr kein Formel-1 Rennen, doch der 1938 geborene US Amerikaner fuhr erfolgreich für das McLaren Team beim Indy 500. Zwei seiner 3 Indy Siege holte er für McLaren Offenhauser, nämlich 1974 und 1976. Zudem siegte er 1980 auf Chaparral Ford. Rutherford fuhr auch lange Nascar.

Beitrag Sonntag, 03. Dezember 2006

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@Michael; es gibt zu Johnny Rutherford eine ganz witzige Querverbindung in die F1. Emerson Fittipaldi testete 1974 seinen McLaren (die waren ja damals in beiden Serien aktiv) in Indy (allerdings nicht während des Rennwochen, sondern später im Herbst) - Johnny wollte dafür beim US-Rennen in Watkins Glen seinen Wagen fahren. Warum der Deal dann letztlich platzte (Termine?) kann ich nicht sagen. Kann auch daran dass Emmo ziemlich über Indy motzte und ihm die Amis die kalte Schulter zeigen wollten. Merkwürigerweise hatte er 10 Jahre später seine Meinung über Indy völlig geändert...

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Zu Johnny Rutherford später mehr...

Beitrag Sonntag, 03. Dezember 2006

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Interessant! Das wusste ich nicht. Ich hab jetzt zu Bobby Rahal mal etwas ausführlicher was geschrieben:

Bobby Rahal (ChampCar Meister 1986, 1987 und 1992)
Bobby Rahal fuhr auch Formel-1 Rennen. 1978 bekam er beim Kanada- und USA GP Chancen bei Wolf Ford. Gegen Jody Scheckter zog er aber klar den Kürzeren. Während Scheckter 2-mal auf das Podest fuhr und in den USA sogar aus der 1. Startreihe startete, kam Rahal nicht in die Top 20 am Start hinaus und wurde 12. in Kanada. Rahal hatte nach den 2 Einsätzen für Wolf auch noch einmal was mit der Formel-1 zu tun. Ferrari baute 1986 einen Ferrari ChampCar und wurde – neben Ferrari Pilot Michele Alboreto – auch von Bobby Rahal getestet, weil er als amtierender ChampCar Meister natürlich genug Erfahrung in der ChampCar hatte. Die Ernsthaftigkeit des Projekts wurde angezweifelt, denn es gingen Gerüchte um, dass Ferrari das ChampCar Projekt nur dazu missbrauchte, Druck auf die FIA auszuüben und man nie einen Einstieg in die ChampCar vorhatte – der kam ja auch nie. Offiziell drohte Ferrari aber mit dem Rückzug aus der Formel-1 und mit einem Wechsel in die ChampCar. Ferrari wollte damals unbedingt einen V12 Motor bauen, die FIA wollte das nicht zulassen. Das Ferrari Chassis wurde von Gustav Brunner designet. Ferrari baute auch einen V8 Turbomotor nach ChampCar Reglement. Die Pläne waren also doch recht konkret. Man plante auch beim Indy 500 1987 diesen Rennwagen mit dem Italiener und Formel-1 Pilot Andrea de Cesaris an den Start zu schicken. Die Amis hätten mit dem Crashpiloten sicher ihre Freude gehabt.

Aber auch der Test für Ferrari war noch nicht das letzte Abenteuer für Bobby Rahal in der Formel-1. Nach dem er in Amerika schon längst ein Team aufgestellt hat, wurde er Anfang des neuen Jahrtausends für kurze Zeit Teamchef bei Jaguar Ford in der Formel-1! Lang blieb die Rennlegende aber diesen Posten nicht treu, aber die Teamchefs bei Jaguar wechselten eh wie die Frauen an der Seite von Renault Teamchef Flavio Briatore. Rahal verzeichnete als Jaguar Teamchef aber einige Erfolge: Man nahm den Topdesigner Adrian Newey unter Vertrag. Für viel Geld kaufte McLaren Newey wieder aus dem Vertrag heraus und somit blieb Newey bei McLaren Mercedes. Nun stieß er 2006 ins Team, allerdings heißt das Team nun Red Bull. Außerdem nahm Rahal Eddie Irvine unter Vertrag und gewann damit das Duell mit Eddie Jordan, der sich ebenfalls um die Dienste von Irvine buhlte, der mit Ferrari ja damals aktueller Vizemeister war. Rahal wurde dann vom dreimaligen Formel-1 Weltmeister Niki Lauda als Teamchef abgelöst. Alle 3 Versuche von Rahal in der Formel-1 gingen also mehr oder weniger in die Hose; in Amerika war Rahal eine Legende und war sogar ChampCar Präsident 2000!

Er gewann 3-mal den ChampCar Titel, nämlich 1986, 1987 und 1992. Ferner gewann er das Indy 500 1986 auf March Ford und gewann insgesamt 24 ChampCar Rennen. 1982 begann er seine ChampCar Karriere und gewann noch im gleichen Jahr sein erstes Rennen (in Phoenix). Bis Ende 1998 war er in der ChampCar als Fahrer aktiv, 1992 feierte er seinen letzten Sieg. 1995 fuhr er auf Penske Ilmor Mercedes sein letztes Indy 500 und wurde 3. Auch bei den Sportwagen feierte Rahal in Amerika Erfolge: 1981 gewann er die 24 Stunden von Daytona in einem Porsche mit Brian Redman und Bob Garretson und 1987 siegte er gemeinsam mit dem Deutschen Jochen Mass in einem Porsche die 12 Stunden von Sebring.

1991 verwirklichte Bobby Rahal zudem seinen Traum von einem eigenen Team. Gemeinsam mit Carl Hogan stieg er beim Patrick Racing Team ein. Mit einem Lola Chevrolet wurde Rahal mit diesem Team gleich im ersten Jahr 1992 ChampCar Meister! 1995 kam neben Rahal Ex Formel-1 Pilot Raul Boesel zum Team und fuhr einen Duracell Mercedes. 1995 kam auch David Letterman ins Team und später wurde sein Engagement auch deshalb deutlich, weil das Team in Rahal Letterman umgetauft wurde – so, wie es auch noch 2006 besteht. 1996 kam als Teamkollege von Rahal als Fahrer Bryan Herta ins Team. Mit dem von Shell gesponserten Reynard Mercedes kamen beide einige Male in die Top10. Später kamen in das Team noch Fahrer wie Ex GP Pilot Massimiliano Papis und Kenny Bräck. Bräck wurde 2001 für das Team in der ChampCar Vizemeister – das beste Saisonresultat seit dem Titel von Bobby Rahal 1992. 2002 fuhren Ex ChampCar Meister Jimmy Vasser und der Mexikaner Michel Jourdain jr. für das Team. 2003 stieg das Team dann in die IRL ein (mit Bräck) und auch in die Formel Atlantik (mit Dancia Patrick), Jourdain fuhr nebenher für Rahal Letterman Racing in der ChampCar. Danach fuhr das Team nur noch in der IRL. Fahrer waren unter anderem Buddy Rice, Roger Yasukawa, Vitor Meira und Dancia Patrick. Rahal war lange der letzte Fahrer, der ein Rennen in seinem eigenen Team gewann in der ChampCar. 2003 tat es ihm Adrian Fernandez gleich.

Beitrag Sonntag, 03. Dezember 2006

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zu erwähnen wäre auch noch, dass rahal indirekt in den tödlichen unfall von herbert müller verwickelt war.
"When you're racing, it's life. Anything that happens before or after is just waiting."

Michael Delaney (Steve McQueen), Le Mans

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006

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Jean hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Zum nächsten habe ich so gut wie nix gefunden, vielleicht kann ja wer ergänzen:

Joe Tracy (AAA Meister 1906)
.
Hat er irgentetwas mit Paul Tracy zu tun.? :?

Der Mann ist doch interessanter als gedacht - immerhin fuhr er sogar in Europa Rennen!

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Dieses Fahrzeug - einen riesigen 16-Zylinder Locomobile, speziell konstruiert von A.L. Riker, fuhr er 1905 in Europa beim letzten Gordon-Bennet Cup - leider schnitt das Monster enttäuschend ab. Im selben Jahr probierte man es mit einem etwas verbesserten Auto beim Vanderbilt Cup und erreichte prompt einen dritten Platz - das war die beste Platzierung eines amerikanischen Wagens in dem Rennen. 1906 kam Tracy wieder - diesmal mit einem 16.8(!)-l-Wagen und fuhr die schnellste Runde im Rennen, aber auf Dauer waren die Reifen dem Ungetüm nicht gewachsen. Erst 1908 konnte dieser weiter verbesserte 'Old 16' mit George Robertson dann aber das Rennen gewinnen.

Eine umfangreiche Biografie über Tracy (einem irischen Auswanderer) gibt's unter:

www.ireland.com/newspaper/motors/2006/0 ... 04995.html

Man muss halt bei den Iren suchen... :wink:

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Interessant! Das wusste ich nicht.

Eigentlich nicht weiter verwunderlich - McLaren war in den 70er Jahren quasi ein US-Team - Teddy Mayer leitete das F1-Team, Tyler Alexander das Indy-Team. Daher waren dieser 'Tausch' gar nicht verwunderlich. Erst als Marlboro mehr Einfluss auf das immer erfolglosere Team nahm und Ron Dennis einsetzte, wurden die US-Aktivitäten eingestellt. Wer weiss wie sich das alles ohne MP4 entwickelt hätte...

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006
gbl gbl

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Alfalfa hat geschrieben:
MichaelZ hat geschrieben:
Mears begann seine ChampCar bzw. USAC Karriere 1976 mit einem Eagle Offenhauser des kleinen Art Sugai Teams. Insgesamt gewann er bis zu seinem ChampCar Karriereende 26 Rennen.

Mears fuhr praktisch seine ganze Karriere bei Penske - außer zu Beginn seiner Karriere 1976/77. 1977 fuhr er auch ein paar Rennen bei Teddy Yip und seinem Champcar-Team (Unsere Schweizer werden sich sicher an den Regazzoni-Einsatz in Indy erinnern) - hier Mears in Pocono 1977; ziemliche Rarität...

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Danke, habe ich noch nie gesehen, das Auto hat übrigens Bill Simpson gehört, Yip war der Sponsor.

Der Rahal/Alboretotest in Fiorano war übrigens mit einem 85er March-Cosworth, der richtige Ferrari ChampCar ist wohl nie offiziel gefahren.

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006

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Danny Sullivan (CHampCar Meister 1988)
Danny Sullivan fuhr eine ganze Formel-1 Saison. Neben dem Italiener Michele Alboreto fuhr der US Amerikaner, der am 9. März 1950 im US Bundesstaat Kentucky das Licht der Welt erblickte, 1983 für Tyrrell Ford. Er hatte keine Chance gegen Alboreto. Während Alboreto in der USA sogar gewann – zugegeben unter etwas glücklichen Umständen – reichte es für Sullivan als beste Saison- und damit Formel-1 Platzierung nur zu Rang 5 beim Monaco GP. Dafür gab es 2 Zähler, die Sullivan am Ende den 17. WM Platz bescherte. Der Deal mit Tyrrell kam auch nur zu Stande, weil Sponsor Benetton unbedingt einen amerikanischen Fahrer wollte. Seine Vorstellung in der ChampCar 1982 war auch recht ordentlich. Für das Forsythe Newman Team wurde er bei seinem ChampCar Debüt in Atlanta 3. (auf March Cosworth). 1984 ging Sullivan wieder zurück in die ChampCar und wurde 1985 ins Penske Team geholt. Mit Penske gelang 1988 mit 4 Siegen der ChampCar Titel mit einem Penske Chevrolet. 1994 fuhr Sullivan wieder in Europa (DTM und LeMans), 1995 ging er noch mal in der ChampCar an den Start. Danach engagierte ihn Red Bull für die Suche nach Nachwuchsstars in den USA.

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006

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Emerson Fittipaldi (ChampCar Meister 1989)
Emerson Fittipaldi ging erst nach einer langen Karriere in der Formel-1 in die ChampCar. Die lange Karriere in der Formel-1 von Fittipaldi begann 1970 auf Lotus Ford. Der am 12. Dezember 1946 in Sao Paulo geborene Fittipaldi steigerte sich schnell und fuhr 1972 seinen ersten WM Titel für Lotus Ford in der Formel-1 ein. Mit 25 Jahren war er der jüngste Weltmeister aller Zeiten, erste Fernando Alonso 2005 mit Renault korrigierte diese Statistik nach unten. Schon 1970 fuhr Fittipaldi beim USA GP seinen ersten WM Sieg ein. In seinem Weltmeisterjahr 1972 siegte Fittipaldi bei 5 WM Rennen. 1974 wechselte er zu McLaren Ford. Mit einer konstanten Leistung fuhr er seinen 2. und letzten Titel ein. Fittipaldi hätte sich noch mehr erreichen können, doch für die Saison 1976 entschied er sich völlig überraschend für einen Wechsel in das Team seines Bruders Wilson Fittipaldi (Fittipaldi bzw. Copersucar Team). Der Grund des Wechsels in ein hinteres Mittelfeldteam war wohl das Geld, das Fittipaldi für den Posten einstecken durfte. Die Fittipaldis sind also auch eine richtige Rennfahrerfamilie, denn außer den beiden Gebrüder Fittipaldi fuhr in den 90er Jahren auch der Sohn von Emerson, Christian Fittipaldi in der Formel-1 und in der ChampCar. Im Copersucar Team blieben die Erfolge aus. Beim Heimrennen in Brasilien 1978 wurde er immerhin 2. Bald verlor er aber die Lust am Rennenfahren und Ende 1980 zog er sich als Fahrer zurück und wurde Teamchef bei Copersucar. 1984 kam Fittipaldi wieder zurück und fuhr nun ChampCar. Bis zu einem schweren Feuerunfall beim Michigan 500 1996 fuhr Fittipaldi in der ChampCar und wurde Meister 1989 und gewann auch das Indy 500 – 1989 und 1993 jeweils für Penske Chevrolet. Insgesamt gewann Fittipaldi von seinen 195 ChampCar Rennen 22. In der Formel-1 legte er folgende Bilanz zurück: 144 WM Rennen, davon gewann er 14 und sammelte 281 WM Punkte. Auch aktuell fährt Fittipaldi wieder Rennen – in der Grand Prix Master Series für ehemalige F1 Fahrer.

Beitrag Montag, 04. Dezember 2006

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Al Unser jr. (ChampCar Meister 1990 und 1994)
Der US Amerikaner liebäugelte 2-mal mit einem Einstieg in die Formel-1. Recht konkret waren die Pläne 1991. Damals testete er auch für Williams Renault. Ehemalige ChampCar Fahrer im Williams Formel-1 Team sind nichts neues, siehe Jacques Villeneuve, Alessandro Zanardi oder Juan Pablo Montoya. Doch letztlich kam der Deal mit Al Unser jr. 1991 nicht zu Stande. Doch little Al behielt die Formel-1 weiter im Auge. Recht konkret wurden auch Gespräche mit Benetton für die Saison 1992. Doch mehr als eine Sitzprobe im Benetton Ford kamen nicht heraus. Auch Benetton hatte nie was gegen ChampCar Fahrer, als man nur Sponsor bei Tyrrell war musste Tyrrell auf Wunsch von Benetton Danny Sullivan aus der ChampCar verpflichten, als Benetton Sponsor bei Toleman war, fuhr Fabi zeitgleich bei Toleman und in der ChampCar und auch als Team führte Benetton einige Male Gespräche mit ChampCar Piloten, unter anderem testete auch Paul Tracy 1994 für Benetton Ford. Aber Al Unser blieb in der ChampCar und holte sich 1994 seinen 2. ChampCar Titel, seinen ersten gewann er bereits 1990.

Die ChampCar Karriere von Al Unser jr. (geboren wurde er am 19. April 1962 als Alfred Unser jr.) begann 1982 für Forsythe. Der größte Erfolg war Rang 5 beim California 500. 1983 fuhr er auch erstmals beim Indy 500. 1985 hätte Unser jr. für das Shierson Team fast den Titel gewonnen. Er verlor das Titelduell gegen seinen Vater um nur einen Punkt - nach der Punkteverteilung in der ChampCar war im Vergleich dazu der Formel-1 Titel von Niki Lauda 1984 gegen Alain Prost (mit 0,5 Punkten Vorsprung) eine Dominanz von Lauda! 1988 wechselte er in das Galles Team und holte sich neuerlich die Vizemeisterschaft, 1990 klappte es dann endlich mit dem 1. Titel. 1992 gewann Unser junior dann sein erstes Indy 500 mit einem Galmer Chevrolet – mit einem wahnsinnigen knappen Vorsprung. 1994 gewann er in seinem ersten Jahr für Penske seinen 2. ChampCar Titel. Im selben Jahr gewann er mit seinem Penske Ilmor Mercedes das Indy 500 zum 2. und letzten Mal. Unser jr. fuhr dann bis Ende 1999 ChampCar, danach fuhr er immer wieder in der IRL ein paar Rennen und gewann ChampCar und IRL zusammengerechnet 34 Rennen. Auch außerhalb der ChampCar war Unser jr. erfolgreich, so gewann er das 24 Stundenrennen von Daytona und fuhr auch Nascar. Zuletzt fuhr Unser jr. auch für das USA Team in der A1 GP Serie. Immer wieder geriet Al Unser jr. in den Verdacht Probleme mit dem Alkohol zu haben, was er aber überwunden hat.

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

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MichaelZ hat geschrieben:
Jetzt kommt ein interessanter Fahrer, vielleicht kann da jemand was genaueres dazu schreiben, mir fehlt momentan die Zeit :cry:

AJ Foyt (USAC Meister 1960, 1961, 1963, 1964, 1967, 1975 und 1979)

A.J. Foyt (wegen seines grenzenlosen Selbstvertrauens gerne 'Cassius' genannt) war zwei Mal nahe dran an der Formel 1 - aber beide mal schlug er (gute) Angebote aus:

1964 hatte er ein Angebot von BRM als zweiter Mann neben Graham Hill. Foyt konnte mit dem Nummer-1, -2, -3 Quatsch absolut nichts anfangen, machte sich darüber lustig und gab BRM einen Korb!

1967 meldete ihn Kollege Dan Gurney für sein Eagle Team bei einigen Rennen (z.B. in Spa), als Foyt gerade wegen den 24 Stunden von Le Mans (die er so nebenbei bei seinem einzigen Einsatz gewann) in Europa weilte. Teamchef Gurney hielt ihn, trotz leichter Schwächen auf Straßenkursen, für mindestens so gut wie Mario Andretti, der ja bekanntlich seinen Weg in der F1 machte, aber Foyt reiste zurück ohne auch nur einen Meter mit dem Eagle gefahren zu sein.

Eigentlich Schade für die Formel 1...

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 8060
Alfalfa hat geschrieben:
1964 hatte er ein Angebot von BRM als zweiter Mann neben Graham Hill. Foyt konnte mit dem Nummer-1, -2, -3 Quatsch absolut nichts anfangen, machte sich darüber lustig und gab BRM einen Korb!

Zum Thema Foyt/Hill/BRM noch mal ganz kurz; Ob Foyt vor Hill (bzw. seinem #1-Status) Angst hatte? Wer Foyt kennt schließt das eigentlich aus.

Trotzdem wurden die beiden auch später keine Freunde - das kommt von dem Indy Rennen 1966, das Hill gewann, das er aber (lt. Foyt) nie hätte gewinnen dürfen, weil er durch eine Überreaktion (zu frühes, bzw. heftiges Bremsen) die Massenkarambolage am Start auslöste.

Wie lief das genau ab?

Bis heute hat niemand die Ursache herausfinden können. Damals beschuldigte so ziemlich jeder Fahrer den anderen. Höchstwahrscheinlich wurde der Massencrash vom Kanadier Billy Forster ausgelöst, dessen Vollstedt-Ford, im Gegensatz zu den anderen Wagen um ihn herum, die mit einem für diese Art Ovalrundstrecke idealen 2-Gang-Getriebe ausgerüstet waren, über vier Gänge verfügte. Sobald die grüne Lampe aufleuchtete, nutzte Foster die Vorteile der besseren Beschleunigung aus, um sich von seinem Startplatz in der vierten Reihe durch das Feld nach vorn zu schlängeln. Unterwegs touchierte er den Gerhardt von Gordon Johncock, der von der zweiten Startreihe gestartet war, und dieser schlug in die Mauer ein.

Das löste dann die Kollisionen aus: Räder, Wagen und Wagenteile flogen wild durch die Luft. 'Supertex' Foyt war äußerst verärgert - über die Indy-untypische Abbrems-Aktion von Graham Hill, der (statt auszuweichen oder einfach stur auf dem Gas zu bleiben) in die Eisen gestiegen war und viele Kollision hinter sich auslöste.

Aber wahrscheinlich hat er sich nur so sehr aufgeregt, weil Millionen von Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt gesehen hatten, wie er dem Durcheinander, durch panisches affengleiches Überklettern eines Zaunes entkommen war.

Und es war wie ein Wunder; Foyts Finger, den er sich am Zaun zerschnitt, war die einzige von einem Teilnehmer erlittene Verletzung dieses erschreckenden Vorfalls!

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

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Ob A.J. Foyt in der Formel 1 einen solche Bereicherung gewesen wäre, darf bezweifelt werden. Den Rundstrecken-Rennen haben ihm nicht gelegen. So hat er 1978 anlässlich der USAC-Rennen in Silverstone und Brand Hatch (!) im Training jeweils über 3 Sekunden auf die Pole Position verloren. Und er hat sich beklagt, dass man auf solchen Strecken nicht überholen könne, da es ja immer rechts oder links gehe...

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 45322
Beim nächsten hab ich mich etwas angestrengt:

Michael Andretti (ChampCar Meister 1991)
Michael Andretti fuhr ebenfalls Formel-1. Er ist der Sohn der US Rennlegende Mario Andretti und das verpflichtet. Andretti kam mit dem Druck ständig mit seinem Vater verglichen zu werden in Amerika gut zurecht. Doch Mario Andretti sammelte nicht nur Erfolge in Amerika, sondern auch in Europa in der Formel-1 (Weltmeister 1978 mit Lotus Ford) und so musste auch Michael Andretti in die Formel-1. 1993 gab er sein GP Debüt mit McLaren Ford. Zu dieser Zeit war der US Amerikaner in Amerika bereits ein Star und hatte zu dieser Zeit auch schon einen ChampCar Titel in der Tasche: 1991 wurde er das erste und einzige Mal ChampCar Meister. Die Saison 1993 wurde zur Katastrophe. Außer einem 3. Platz beim Italien GP fiel Michael Andretti kaum positiv, sondern eher mit Unfällen auf (wie der spektakuläre Startcrash beim Brasilien GP mit Ferrari Pilot Gerhard Berger). Ähnlich wie 1999 mit Alessandro Zanardi können sich nur die wenigstens erklären, warum Andretti in der Formel-1 so schlecht war. Gründe könnte es einige geben: Michael hatte einfach keine Lust in Europa und leben und wohnte weiter in Amerika. Was auch beim deutschen Bundestrainer Jürgen Klinsmann oft kritisiert wurde, wurde auch dem moppeligen Andretti vorgehalten, schließlich verpasste er so einige Tests, konnte weniger mit dem Team in Großbritannien arbeiten und hatte natürlich vielmehr Reisestress. Mit Ayrton Senna hatte Andretti natürlich einen harten Gegner, denn der Brasilianer war damals bereits dreimaliger Formel-1 Weltmeister und zählte zu den besten Fahrern überhaupt. Auch die schwächelnde Form des McLaren Teams, die den Umstieg von den dominanten Honda Motoren auf die gewöhnlichen Ford Aggregate nie ganz verkrafteten, dürften für den Karrierestart von Andretti in der Formel-1 eher hinderlich gewesen sein. Wie dem auch sei: Nach 12 Rennen wurde Andretti durch den Finnen Mika Häkkinen ersetzt.

Dennoch wurde Andretti ja nicht wirklich ins kalte Wasser geschmissen. Immer wieder wurde er schon zuvor mit Formel-1 Teams, speziell McLaren, in Verbindung gebracht und im Frühjahr 1991 gab es im portugiesischen Estoril auch die erste Testfahrt im McLaren Honda. Er konnte bei diesem Test auf der damaligen GP Strecke nur 12 Runden absolvieren – genug für McLaren Teamchef Ron Dennis, der Andretti als Testfahrer unter Vertrag nahm. Wirklich Testfahrer war er aber nicht, es war mehr eine Option auf den flotten Ami, denn er fuhr 1991 nur einen einzigen weiteren Test: Mitte des Jahres im französischen Magny Course, wo 1991 auch erstmals der Frankreich GP ausgetragen wurde. Bis September 1992 schliefen dann die Kontakte von McLaren und Andretti ein, bis McLaren wieder positive Schlagzeilen brauchte, denn man verlor die Honda Motoren an Williams und den Österreicher Gerhard Berger an Ferrari und auch Ayrton Senna hatte bereits Augen auf ein Cockpit bei Williams Renault geworfen, der Wechsel für 1993 scheiterte ja nur am Vertrag von Alain Prost: Der Franzose kehrte nach einem Jahr nur unter der Bedingung zurück, nicht gemeinsam mit Senna im Team fahren zu müssen. Prompt wurde er nochmals Weltmeister. Dennis flog nach Detroit und unterzeichnete einen Vertrag mit Andretti für die Saison 1993 mit einer Option für 2 weitere Jahre.

Dennis vertraute Andretti ein Geheimnis an, dass noch heute nicht offiziell bekannt wurde: McLaren fährt 1993 mit Renault Motoren. Auf Deutsch: Dennis hat Michael Andretti gelinkt, in dem er ihn anvertraute, dass man sich mit Renault fast einig sein – ein Vertrag kam jedoch nie zu Stande. Dennis wollte kein Risiko eingehen, denn ob Andretti gewechselt wäre, wenn er gleich damit konfrontiert worden wäre, dass McLaren doch nur auf die mittelmäßigen Ford Motoren zurückgreifen wird, ist mehr als fraglich, immerhin gehörte er in der ChampCar zum Spitzenfeld. Zusätzlich kam das Pech, dass die Testfahrten, die Michael Andretti natürlich nötig hatte, von der FIA etwas reduziert wurden. Im Dezember 1992 stieß Michael Andretti ins Team und testete in Barcelona und Le Castellet zunächst noch mit den Honda Motoren, doch dann kamen die Ford V8 Motoren, die im Grunde die gleichen waren, die auch Benetton einsetzte, nur ca. 20 PS schlechter waren und fast 80 PS schlechter als die Renault Motoren. Gegen McLaren sprach auch der Verbot der elektronischen Fahrhilfen für die Saison 1993, denn McLaren war durch TAG in dieser Hinsicht das beste Team. Für Andretti war das zwar weniger schlimm, weil auch die ChampCars über keine Fahrhilfen verfügten, aber letztlich litt er deswegen darunter, weil die Performance von McLaren Ford dadurch sich verschlechterte. Zusätzlicher Druck auf Michael Andretti lastete durch die Mika Häkkinen, der als 3. Mann zum Team stieß. Der Finne galt zwar in erster Linie als Ersatz für Ayrton Senna, weil dieser immer wieder andeutete, dass er keine Lust hat bei McLaren weiter zufahren, doch bald stellte sich heraus: Senna war weiter voller Elan bei der Sache und Häkkinen war bei den Tests schneller als Andretti.

Dass es wirklich schlecht war, dass Andretti weiter in den USA lebte zeigte sich bereits im Februar 1993 bei Tests. Andretti musste einen Test wegen Elektronikproblemen aufgeben und er flog zurück nach Amerika. Während dessen sortierte Häkkinen die Probleme aus und das Auto wäre wieder fahrtauglich gewesen, doch Andretti hatte es sich schon wieder daheim gemütlich gemacht. Mario Andretti sieht kein Problem, darin, dass das Heimatland weit weg war, schließlich lebte auch er in Amerika, als er (erfolgreich) Formel-1 fuhr. Besonders bei Ferrari stieß dies aber auch auf wenig Gegenliebe, obwohl Ferrari vor allem genervt war, weil Andretti unbedingt auch Rennen in Amerika fahren wollte, wie das Indy 500. Mario zu Michaels Wohnort weit entfernt von McLaren: „Michael braucht keine Tests, er ist kein Testfahrer, sondern er ist bei McLaren um Rennen zu fahren und zu gewinnen. Er ist nicht so wie die anderen Jungs, die neue Teile erproben müssen.“ Zu Marios Zeiten waren die Tests aber auch weniger wichtig als im Jahr 1993 bzw. als in der Neuzeit des GP Sports. In den 70er Jahren war es in der Formel-1 ähnlich wie in der ChampCar – es fanden nur wenige Testfahrten im Jahr statt. Michael zu dem heiklen Thema: „Wenn mich McLaren zum Testen braucht – ich bin doch nur ein Anruf und ein 6-Stunden Flug entfernt.“ Doch bald wurde klar: McLaren brauchte Andretti nicht zum Testen, sondern Andretti brauchte die Tests.

Soweit zur Theorie der misslungenen Formel-1 Karriere von Michael Andretti, nun zur Praxis: In den ersten 4 Rennen hatte er jeweils einen Unfall, danach fuhr er beim Spanien Grand Prix mit Rang 5 seine ersten Punkte ein. Danach ging’s blamabel weiter. Hoffnungsfunken gab es beim Frankreich GP (6. Platz) und beim Ungarn GP, bei dem Andretti auf Rang 2 liegend mit einem defekten Gaspedal ausfiel – das einzige Mal, dass Andretti zu fest aufs Gas ging. Ron Dennis gab bald darauf bekannt, dass er die Option auf Andretti (2 weitere Jahre) nicht ziehen wird und dass Häkkinen sein Ersatz sein würde. Ferner wollte Dennis Häkkinen noch 1993 Fahrpraxis geben und so wurde bald bekannt, dass der Italien GP der – zumindest vorerst – letzte GP für Andretti werden würde. Und im Geburtsland seines Vaters Mario ließ er sein Können aufblitzen und erreichte Rang 3. Die Formel-1 sah den WM-11. von 1993 danach nicht mehr.

In der ChampCar verlief die Karriere von Michael Andretti ganz anders: 1983 gab er sein ChampCar Debüt für das Kraco Team. Im Finale in Phoenix wurde er 9. 1984 wurde er Rookie of the year beim Indy 500. 1986 folgte mit seinem March Ford sein erster ChampCar Sieg der Karriere vor Al Unser jr. und Geoff Brabham (beide Lola Ford). In jenem Jahr folgten noch 2 weitere Triumphe. 1989 wechselte Michael Andretti zu Newman Haas Lola Chevrolet und wurde Teamkollege seines Vaters Mario! Er gewann in Toronto und das Michigan 500. 1990 gewann er in Mid Ohio auf Lola Chevrolet vor seinem Vater. 1991 gewann er mit Newman Haas 8 Rennen und damit auch den ChampCar Titel. Nach seiner Rückkehr aus der Formel-1 zeigte Michael Andretti wieder sein Können: In Australien 1994 kehrte er bei Chip Ganassi Racing zurück in die ChampCar und gewann gleich das Rennen im Reynard Ford vor Emerson Fittipaldi (Penske Ilmor Mercedes) und Mario Andretti (Lola Ford). 1995 kehrte er zu Newman Haas zurück und gewann im Lola Ford das Rennen in Toronto vor Lola Ilmor Mercedes Pilot Bobby Rahal und dem späteren ChampCar Meister Jacques Villeneuve. 2003 machte er sein eigenes Team auf (Andretti Green Racing). 2003 beendete er seine Karriere als aktiver Fahrer und wandte sich seiner Teamführung zu, wobei er beim Indy 500 immer wieder selbst hinters Steuer greift. 2005 konnte Andretti Green Racing mit Bryan Herta, Dan Wheldon, Dario Franchitti und Tony Kanaan mehrere Rennen gewinnen.

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 8060
superdan hat geschrieben:
Ob A.J. Foyt in der Formel 1 einen solche Bereicherung gewesen wäre, darf bezweifelt werden. Den Rundstrecken-Rennen haben ihm nicht gelegen. So hat er 1978 anlässlich der USAC-Rennen in Silverstone und Brand Hatch (!) im Training jeweils über 3 Sekunden auf die Pole Position verloren. Und er hat sich beklagt, dass man auf solchen Strecken nicht überholen könne, da es ja immer rechts oder links gehe...

So langsam kann Foyt nicht gewesen sein, denn er gewann immerhin das erste Rennen in Silverstone. :-)

Diese beiden Rennen in England 1978 sind ganz interessant - bieten sie doch einen schönen Vergleich zwischen Formel 1 und der in Europa immer belächelten USAC/CART. Oder sollte ich lieber sagen: sie HÄTTEN einen schönen Vergleich geboten, denn beide Rennen standen unter keinem gutem Stern.

Nach 7 Jahren fanden also mal wieder USAC Rennen außerhalb von Nordamerika statt. Lediglich 16 Fahrer wurden zugelassen - das Auswahlverfahren geschah aus einem Feld von 28 Fahrer beim Herbstrennen 1978 auf dem Oval von Michigan - in einem speziell dafür angesetzten Training. Ongais, Unser(A.), Mears, Johncock, Unser(B.), Rutherford, Bagley, Dallenbach, Sneva, Foyt, Krisiloff, Walther, Snider, Saldana, Simon & Gehlhausen konnten sie qualifizieren.

Das erste Rennen war für den 1. Oktober angesetzt. Doch in Silverstone war eines der verregnetsten Wochenenden seiner Motorsport-Geschichte. Das für Samstag geplante Rennen wurde immer wieder verschoben - aber der Regen hörte nicht auf und schließlich fuhr man einen Tag später. Auch am Sonntag wurde das Rennen mehrfach wegen Regen unterbrochen und fand auf meist halbnasser Strecke statt. Nach 38 Runden wurde der Regen so heftig dass abgebrochen werden musste. Die letzten 14 Runden fielen flach.

Trotzdem; soooooooooooo schlecht waren die USAC-Cracks nicht - trotz des für sie ungewohnten Wetter und der Tatsache dass man keine passenden Regenreifen hatte. Der furchlose Danny Ongais fuhr eine Pole-Zeit die nur 18/100 langsamer war als der aktuelle Streckenrekord von Ronnie Peterson. Seine schnellste Runde im Rennen war deutlich schneller als die von James Hunt beim britischen GP auf gleicher Strecke (allerdings vom Vorjahr - 1978 wurde in Silverstone kein GP gefahren).

Und im Halbnassen war A.J. Foyt hervorragend unterwegs - statt seines 1978 üblichen Parnelli hatte er seine alten Coyotes mitgebracht - von denen versprach er sich auf den winkligen und holprigen Strecken im alten Europa mehr. Er hatte sich sogar bei Jackie Stewart Tipps geholt und mit ihm ein Fahrtraining gemacht (Stewart war von Foyts Fahrweise beeindruckt und bezeichnete ihn als einen von lediglich drei(!) Fahrer die je Stowe korrekt genommen haben!)

Das zweite Rennen in Brands Hatch erwies sich allerdings als Witz, denn (aufgeschreckt durch die Ereignisse in Silverstone) fuhr man den winzigen 1.2-Meilen Club Kurs (der seitdem Indy-Kurs heisst) und der hatte nur knapp 40 Sekunden Fahrzeit! Man hoffe wohl bei Regen würde der schneller abtrocknen. Doch prompt blieb's am Renntag sonnig - und die Verkürzungs-Aktion wurde zum Rohrkrepierer; der Kurs war für die schweren, starken Indy-Auto völlig ungeeigent. Ein schauderhaft niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit von 95.788 Meilen war das Resultat.

Ein bisschen Ärger gab's zum Abschluss auch noch: Die fällige Teamorder bei den beiden führenden Penske-Autos blieb aus - der um die Meisterschaft kämpfende Tom Sneva wurde nicht an Mears vorbei gewunken; Mears gewann. Sneva war sowieso nie sehr beliebt im Team - und Penske hatte ihn mal als typischen B-Fahrer bezeichnet. Man wundert sich dass Sneva es so lange bei Penske aushielt...

Zwei Sachen müssen noch Erwähnung finden: 1. Der Zuschauerzuspruch in beiden Rennen war mehr als mies, ca. 12000 in Silverstone, etwa 20000 in Brands Hatch. 2. Die Autos wurden kurz nach ihrer Ankunft zu einer öffentlichen Präsentation mitten in London gebracht. So kann ich Euch zum Abschluss noch ein nettes Bild präsentieren: A.J. mit Bobby...

Bild

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 45322
Interessante Infos, Danke Alfalfa!

Den nächsten hab ich nur kurz angeschnitten:

Nigel Mansell (ChampCar Meister 1993)
Nigel Mansell ging als aktueller Formel-1 Weltmeister und gewann sofort die ChampCar. Bekannt wurde der Brite aber in der Formel-1. Der Löwe wurde am 8. August 1953 geboren und begann seine Karriere Ende der 60er mit dem Kartsport. 1976 fuhr er erstmals in der Formel Ford, 1977 gewann er diese Serie beeindruckend mit 32 Siegen aus 42 Rennen! Mit der Unterstützung seiner Frau Rosanne fuhr er 1978 Formel-3. Lotus Teamchef Colin Chapman wurde auf Mansell aufmerksam und gab ihm einen Vertrag im Formel-1 Team für 1980. Bei seinem Formel-1 Debüt in Österreich lernte Mansell die Formel-1 bereits von der schlechten Seite kennen: Eine Benzinleitung seines Lotus Ford Renners ging kaputt und Mansell zog sich im Benzinbad Verbrennung ersten und zweiten Grades zu. Beim Holland GP 1981 fuhr Mansell erstmals in die Punkte (Rang 3). Bis 1984 blieb Mansell bei Lotus. Bekannt war auch der USA GP in Dallas 1984 aus Sicht von Mansell: Sein Auto ging kurz vor Rennende defekt und Mansell versuchte seinen Lotus über die Ziellinie zu schieben, brach jedoch ohnmächtig zusammen. 1985 wechselte Mansell zu Williams Honda und gelangte damit bei einem Topteam an. Im britischen Brands Hatch gewann er noch 1985 seinen ersten GP und 1986 und 1987 hatte keiner mehr Siege am Konto als Mansell, dennoch scheiterte er jeweils am Weltmeistertitel und so wechselte er 1989 zu Ferrari. Die Scuderia war damals kein Spitzenteam und so ließ Mansell zwar sein Können aufblitzen und gewann auch Rennen, aber ernsthaft Chancen auf einen WM Titel hatte er nicht. 1991 kehrte er zu Williams Renault zurück und wurde Weltmeister 1992. 1991 scheiterte er bereits knapp an der WM und verschenkte dabei einen Sieg in Kanada, als er in der letzten Runde bereits jubelte und prompt gegen eine Mauer fuhr.

1993 nahm er die Herausforderung ChampCar an und gewann mit dem Newman Haas Team überraschend als erster Rookie der Geschichte dieser Rennserie den Titel! Bereits sein erstes ChampCar Rennen gewann er im Lola Ford vor Emerson Fittipaldi (Penske Chevrolet). Auch 1994 fuhr er für Newman Haas in der ChampCar und am Ende der Saison feierte er ein Formel-1 Comeback bei Williams Renault als Ersatz für den erkrankten David Coulthard. Inzwischen hatte er sich bereits an den Lifestyle von den Amerikanern gewohnt, soll heißen, sein athletischer Körper (neben seinem Schnauzbart ein Markenzeichen Mansells) bekam etwas mehr Umfang – wie das bei vielen ChampCar Fahrern der Fall war und ist. Dennoch gewann er das Saisonfinale (den Australien GP). 1995 fuhr er 2 Rennen für McLaren Mercedes, enttäuschte aber kläglich. 1996 wäre er fast bei Jordan Peugeot untergegangen, mehr als Tests kamen aber nicht heraus. 2004 fuhr er nochmals für Jordan bei einer Formel-1 Demo in den Straßen der britischen Hauptstadt Londons. Nun fährt Mansell auch in der Grand Prix Master Serie, eine Serie mit Autos auf GP2 Niveau für ehemalige Formel-1 Fahrer. Die Rennen in Kyalami 2005 und Katar 2006 konnte Mansell bereits gewinnen! Mansell gewann insgesamt 31 WM Rennen in der F1.

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 8060
Über Andretti hatten wir schon mal eine umfangreiche Diskussion - darin kam er leider nicht sehr gut weg...

www.motorsport-magazin.com/forum/viewtopic.php?t=13255

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 253
Danke für den Bericht. Ich bin gerade daran meine Motorsport Aktuell von 1977 - 1982 zu scannen (ausgewählte Artikel und Bilder. Allerdings sind es mega viele, die ich ausgewählt habe). Und da bin ich auf diese beiden Rennen gestossen. Foyt hat in Silverstone im Training sage und schreibe 7 Sekunden auf Ongais verloren. Das Training muss sowieso merkwürdig verlaufen sein, da der 2. Sneva bereits zwei Sekunden hinter der Pole war. Der 5. hatte bereits vier Sekunden Abstand.

Hast du noch mehr Bilder von London?

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 8060
superdan hat geschrieben:
Danke für den Bericht. Ich bin gerade daran meine Motorsport Aktuell von 1977 - 1982 zu scannen (ausgewählte Artikel und Bilder. Allerdings sind es mega viele, die ich ausgewählt habe). Und da bin ich auf diese beiden Rennen gestossen. Foyt hat in Silverstone im Training sage und schreibe 7 Sekunden auf Ongais verloren. Das Training muss sowieso merkwürdig verlaufen sein, da der 2. Sneva bereits zwei Sekunden hinter der Pole war. Der 5. hatte bereits vier Sekunden Abstand.

Die komischen Trainingszeiten können am Wetter gelegen haben. Ongais war übrigens der überragenden Mann in beiden Rennen - führte jeweils alle Runden - bis er jeweils ausfiel. Er war ein ertaunlich guter Rundkurs-Pilot - vor allem wenn man bedenkt dass er von den Dragstern kam.

Beitrag Dienstag, 05. Dezember 2006

Beiträge: 8060
superdan hat geschrieben:
Hast du noch mehr Bilder von London?

Ja, sogar einen ganzen Haufen. Muss aber erst mal suchen...

Beitrag Mittwoch, 06. Dezember 2006

Beiträge: 8060
superdan hat geschrieben:
Danke für den Bericht. Ich bin gerade daran meine Motorsport Aktuell von 1977 - 1982 zu scannen (ausgewählte Artikel und Bilder. Allerdings sind es mega viele, die ich ausgewählt habe). Und da bin ich auf diese beiden Rennen gestossen.

An weiteren Berichten zu den Rennen wäre auch ich sehr interessier.

Bislang habe ich 26 Bilder von den Rennen und der Präsentation in London gefunden. Wenn Du interessiert bist, kann ich sie Dir per E-Mail schicken. Hier im Forum wird das wohl zu viel. Schick' mir bei Interesse einfach eine PM.

Beitrag Montag, 11. Dezember 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Bobby Unser startete auch einen Versuch in der Formel-1; der Schuss ging aber eher nach hinten los: 1968 führte er einige Gespräche mit BRM, in Monza kam es zu einem Test und für den Italien GP wurde Bobby Unser auch als Teamkollege von Pedro Rodriguez. Er hatte allerdings ein anderes Rennen und so startete er nicht. Beim USA GP fuhr er dann aber endlich für BRM auch ein WM Rennen in der Formel-1. Er qualifizierte sich für den 19. Startplatz und schied mit Motorschaden aus. Beim Questor GP, einem GP außerhalb der WM auf amerikanischen Boden, wurde Bobby Unser auf einem Lola Chevrolet 12. Damit war’s das dann schon mit der Formel-1.

Dazu noch ein paar Worte von mir:

Bobby Unser war eine der großen Nummern im US-Rennsportgeschäft, als er Ende 1968 einen F1-Versuch unternahm. Auf Drängen von Goodyear sollte er die letzten drei Rennen der Saison (Monza, Kanada, USA - Mexiko war NICHT geplant) fahren. Man wählte das BRM-Team aus - obwohl das 1968 sehr unorganisiert und nicht auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit war.

Ich nehme mir die drei Rennen einfach der Reihe nach vor - ist nämlich ganz witzig und unterhaltsam was dem Bobby da alles passiert ist:

1. MONZA

Bild

Bobby Unser in Monza '68 - welchen BRM er nun genau in welchem Rennen fuhr ist auch mir noch nicht ganz klar, da BRM 1968 einen wilden Mix aus den Modellen 126, 133 und 138 fuhr...

In Monza durfte er, obwohl qualifiziert, auf Grund der (lokalen?!) 24-Stunden-Regel nicht starten.

Was war passiert? Unser & Landsmann Andretti (für Lotus) hatten für das Rennen gemeldet, wollten sich aber gleichzeitig das Hoosier 100 in Indianapolis am Tag davor (Samstag) nicht entgehen lassen. Beide drehten also einige Eingewöhnungsrunden am Mittwoch und Donnerstag, am Freitag blieb ihnen nur eine gute halbe Stunde um sich zu qualifizieren um dann rechtzeitig wieder für Quali und Rennen in die USA zurück zu fliegen. Klingt hektisch, war es auch, doch beide packten es tatsächlich ziemlich locker in Feld (wobei Augenzeugen berichten dass Teamkollege Pedro Rodriguez Unser bei einigen schnellen Runden im Windschatten schleppte, bis ihm der Motor einging).

Leider war die Trainings-Schlappe gegen Teamkollege Pedro Rodriguez, der über zwei Sekunden schneller war, ziemlich deftig - obwohl Monza nun wirklich keine großen fahrerischen Ansprüche stellte. Für Unser, der sich bis dahin für den schnellsten Fahrer der Welt hielt, eine unbegreifliche Sache. Andretti war deutlich schneller, obwohl auch er von Hill deutlich gebüglet wurde und Oliver um lediglich 2 Zehntel schlagen konnte.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: Kaum waren die beiden in den USA, trat der Veranstalter auf den Plan - und wollten den beiden die Teilnahme untersagen, weil es in Monza eine Regel gab, wonach kein Fahrer binnen 24 Stunden an einem weiteren Rennen teilnehmen durfte.

Natürlich gab's noch Diskussionen wie diese Regel anzuwenden sei; das Rennen in den USA fand am Samstag um 12 Uhr statt, der italienische GP am Sonntag um 15 Uhr - es waren also gar keine 24 Stunden Unterschied! Wenn man allerdings die 6 Stunden Zeitdifferenz zu den USA wegrechnet wäre das Rennen in Indianapolis am Samtag um 18 Uhr gewesen.

Es gab ziemlich Knatsch deswegen, aber letztlich wurde im Interesse der Sicherheit Beiden der Start verboten und ihre Zeiten gestrichen.

Die Botschaft erreichte Unser und Andretti während des Rennens in Indianapolis - so blieb ihnen wenigstens der überflüssig Flug nach Monza erspart.

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So sind sie, die Amis! Fahren lieber im Dreck als in Monza! Hier der Start der Hoosier 100: #2 ist Mario Andretti (auf Pole) im 'Overseas National Airway' Kuzma-Offy, daneben mit #5 Al Unser im Retzloff Chemical Dunlop-Offy, gleich dahinter der andere Monza Flüchtling Bobby Unser mit #3. Gewonnen hat dann übrigens A.J. Foyt.

2. ST. JOVITE

In Kanada stand Unser als #17 auf der Meldeliste, er zog es jedoch vor an diesem Wochenende ein USAC-Rennen auf dem 1-Meilen-Oval von Trenton zu fahren. Schließlich ging es für ihn zu dem Zeitpunkt noch um die USAC-Meisterschaft (die er schließlich auch gewann).

3. WATKINS GLEN

Nachdem nun schon zwei Versuche daneben gegangen waren überhaupt zu einem Start zu kommen, kam es beim dritten Mal noch schlimmer!

Am Abend vor dem ersten Training in Watkins Glen brach er sich bei einem Benefiz Basketball-Spiel zwischen Rennfahrern und Journalisten den rechten Knöchel. Er sagte Louis Stanley (dem damaligen BRM-Boss) dass er nicht fahren könne. Der fiel aus allen Wolken und nötigte Unser den Start mit allen Mitteln ab; von ihm aus könne er nach einigen Runden aufgeben, aber er habe geschäftliche Verpflichtungen, die an einen Start von Unser geknüpft wären. Irrsinnig vieeeeeel Geld stehe auf dem Spiel, und so weiter und so fort... tra-la-la...

Okay, Unser ging zum Doktor um sich Schmerzmittel verschreiben zu lassen (er erwähnt in einem Interview dass er bei früheren Unfällen gute Erfahrung mit 'Novocain' gemacht hatte - und wollte das auch diesmal wieder haben, aber der Arzt gab ihm große, weiße Pillen ('Darvon', oder so ähnlich), die Unser vor dem Training einwarf.

Kaum war er auf der Strecke, hatte er schon einen gewaltigen Unfall - und wusste gar nicht wie es dazu gekommen war - die Pillen hatten seinen Verstand völlig benebelt. Und das beste - er verspürte nicht die geringsten Schmerzen! Das Auto war totaler Schott, Benzin lief aus und Unser konnte von Glück sagen dass kein Brand ausbrach, da er nur mühsam aus dem Fahrzeug kam.

Es folgte eine weitere Diskussion mit Stanley, der weiterhin auf den Start bestand.

Unser orderte also das Ersatzfahrzeug von Rodriguez (man musste zuerst einen passenden Sitz für ihn 'bauen') - und war überrascht. Das Ding ging wesentlich besser als die Karre die man ihm in Monza und bis zu seinem Unfall in Watkins Glen fahren ließ. Hier wurde wohl ein 'namenloser' Mexikaner bevorzugt!

Leider musste er nun auf die 'gefährlichen' Schmerzkiller verzichten und konnte kaum einen Meter ohne starke Schmerzen fahren. Dabei fuhr er dann auch noch eine Maschine kaputt und konnte sich nur als Vorletzter fürs Rennen qualifizieren. Im Rennen hatte er sich bereits 8 Autos geschnappt und lag auf Platz 10 als das Getriebe kaputt ging und er den Motor ruinierte. Es war ein frustrierendes Wochenende für Unser - und ein teueres für BRM

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Ziemlich bedient steigt Bobby Unser nach dem Ausfall aus dem BRM - das war's mit der F1-Karriere...

Nach dem Rennen sah Bobby Unser dann ein dass es wohl besser war es in der F1 bleiben zu lassen. 1971 fuhr er zwar noch mal beim Questor GP in Ontario einen F5000 in dem gemischten F1/F5000-Rennen, aber mit den schweren Stock-Block-Motoren hatten die 5000er nicht die geringste Chance gegen die F1.

End of the story...

Beitrag Montag, 11. Dezember 2006

Beiträge: 45322
@Alfalfa: Danke für deine Ergänzungen!

Ich habe derzeit kaum Zeit für das Forum und für mein Hobby Motorsport. Und auch, weil ich zum nächsten auch ein bisschen was ausführlicheres schreiben will, dauert es noch ein wenig!

Beitrag Dienstag, 12. Dezember 2006

Beiträge: 8060
MichaelZ hat geschrieben:
Ich habe derzeit kaum Zeit für das Forum und für mein Hobby Motorsport.

Ja, ich hab' Dich schon vermisst - ich hatte echt schon befürchtet Du sagst Yesterday adieu. :wink:

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