Zu wenig Grip, unberechenbareres Fahrverhalten in schnellen Kurven und daraus resultierende Frustration. Die Kritik am F1-Spiel des vergangenen Jahres war vielfältig. EA und Entwickler Codemasters nahmen sich der Kritik der Community an, wie auch der Blick auf die User-Reviews auf Steam zeigt: F1 22 empfohlen gerade einmal 70 Prozent der Käufer, EA SPORTS F1 23 wird zwei Monate nach dem Release von 85 Prozent der Spieler empfohlen. Doch nicht nur die Änderungen am Fahrverhalten der schnellsten Boliden der Welt machen F1 23 besser als seine Vorgänger.
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Match made in heaven: Lenkrad-Spieler und das neue Fahrverhalten
Einen Monat vor der Veröffentlichung von F1 23 versprach EA das authentischste Fahrerlebnis, das die F1-Reihe jemals bot. Dieses Versprechen wurde gehalten. Bei der Entwicklung wurde regelmäßig das Feedback der Formel-1-Teams und ehemaliger sowie aktueller F1-Fahrer einbezogen. Das Resultat ist beeindruckend. Selbst mit einem mittelklassigen Force-Feedback-Lenkrad stieg der Spielspaß erheblich.
Als erstes machen sich die Änderungen in den langsamen Kurven bemerkbar: In den vergangenen Jahren war in der Theorie extreme Zurückhaltung am Gaspedal geboten, weil die Fahrphysik kaum Grip beim Herausbeschleunigen bot. Das beste Gegenmittel war die Short-Shifting-Technik: also möglichst frühes Hochschalten, um die Drehzahl möglichst gering zu halten. Das reduzierte die Chance auf durchdrehende Räder und Quersteher, dennoch konnte man erst ab dem fünften Gang ohne Bedenken Vollgas geben - jetzt kann man bereits vor dem vierten Gang auf dem Stempel stehen.
Generell haben die Entwickler es geschafft, das Verhältnis zwischen dem aerodynamischen Grip und dem mechanischen Grip deutlich besser aufeinander abzustimmen. Selbst wenn der Spieler dann doch etwas zu übermotiviert auf das Gas steigt, gibt die neue Physik die Chance, das Auto auch wieder abzufangen. Das Fahrverhalten wurde schlichtweg berechenbarer. Das ist gerade für Spieler, die 50 oder 100 Prozent der Renndistanzen fahren, ein wahrer Segen.
Einfach nur gut: F1 23 Precision Drive ermöglicht die Renaissance des Controllers
Natürlich kommt das deutlich verbesserte Fahrverhalten auch dem Controller-Spieler entgegen. Das Problem der unpräziseren Inputs mit einem Stick gegenüber einem Lenkrad kann die Fahrphysik allein aber nicht lösen. Genau dort setzten die Entwickler mit der Einführung von Precision Drive in F1 23 an. Spieler können in den Einstellungen die "Lenkrate" einstellen. Je geringer dieser Wert ist, desto sanfter wird die Eingabe des Sticks übernommen. Das bedeutet speziell am Kurvenausgang, dass sich das Auto stabil herausbeschleunigen lässt.
Dennoch gilt es, in dieser Einstellung die richtige Balance zu finden. Stellt der Spieler den Wert zu gering ein, reagiert das Auto auch am Kurveneingang sehr träge und wird häufig nicht den Kurvenscheitelpunkt treffen. Richtig abgestimmt profitiert der Controller-Spieler aber gerade in technischen Sektionen wie dem ersten Sektor in Suzuka, wo viel Feingefühl am Gas und am Lenkrad gefragt ist.
Precision Drive ermöglicht aber auch einen weiteren fundamentalen Bestandteil des Motorsports. Es gibt nichts Nervenaufreibenderes als einen Zweikampf, der über mehrere Kurven hinweg Rad an Rad geführt wird. In den vergangenen Jahren war der Spieler beraten, das Überholmanöver vor dem Scheitelpunkt vollendet zu haben. Dank der neuen Technologie sind Rad-an-Rad-Duelle mit kalkuliertem Risiko auch für Controller-Spieler durchführbar.
Braking Point 2: Interessante Story und der perfekte Einstieg für Neulinge
Die Einzelspielerkampagne Braking Point feierte ihr Debüt in F1 2021 und in EA SPORTS F1 23 dürfen sich Spieler an der Fortsetzung begeistern. Die Geschichte wird aus den verschiedenen Sichten der Hauptcharaktere Aiden Jackson, Devon Butler und Callie Mayer erzählt. Das Storytelling sowie die Szenerien mancher Zwischensequenzen erinnern an die Aufmachung von Drive to Survive.
Der Fokus liegt in diesem Story-Modus auf der Handlung, der Spieler wird aber immer wieder aktiv eingebunden. Resultate, der Auftritt vor den Medien und weitere Entscheidungen beeinflussen den Ausgang der Geschichte. Der Spieler wird im Rahmen der Geschichte in verschiedene Szenarien reingeworfen und absolviert selten lange Renndistanzen.
Das kommt jedem Spieler entgegen: Für die Core-Fans bietet die Kampagne eine Abwechslung zum üblichen Gameplay. Gelegenheitsspielern und Neulingen bietet der Story-Modus einmal den Netflix-Wiedererkennungswert und die Möglichkeit, das Spiel und seine Mechaniken nach und nach kennenzulernen. Ein Beispiel: Man sollte nicht unterschätzen, dass Anfänger gerade in der Startrunde aufgrund der vielen Autos und Gegner schnell überfordert werden können. In Braking Point 2 können die Anfänger hingegen in einem entzerrten Feld lernen, wie man Zweikämpfe führt. Was EA an dieser Stelle so herausragend gelingt: Der Story-Modus funktioniert als Tutorial ohne das sich dieses zu irgendeinem Zeitpunkt wie eines anfühlt.
Dramatische Wendungen: Die roten Flaggen sind zurück
Niemand hat bis heute den Großen Preis von Italien in Monza 2020 vergessen. Pierre Gasly holte damals seinen ersten und bislang einzigen Formel-1-Sieg. Das Glück hatte der Franzose einer roten Flagge zu verdanken, die das Rennen komplett über den Haufen warf. Diese Möglichkeit besteht erstmals seit neun Jahren auch wieder in der F1-Simulation von EA.
Das Prozedere gleicht dem realen Vorbild. Die Autos müssen unverzüglich an die Box und der Spieler kann dort die Strategie anpassen, Reifen wechseln und Schäden reparieren lassen. Anschließend wird selbstverständlich stehend gestartet. Hier kann Strategie-Glück maximiert und Strategie-Pech relativiert werden. Undenkbare Wendungen sind endlich auch in EA SPORTS F1 23 im wahrsten Sinne des Wortes programmiert.
Die zwei besten F1 World-Features
Einen Tag nach dem Ungarn GP wurde der Ende Juni angekündigte F1 Replay-Modus im Rahmen des Updates 1.08 in F1 23 hinzugefügt. In diesem Modus können die Spieler die Geschichte der 2023er-Rennen neu schreiben. Jede Woche können die Spieler im Rahmen einer Herausforderung einen beliebigen Fahrer aus der originalen Startaufstellung (beispielsweise wie zuletzt die des Bahrain-GPs) auswählen und das Rennen fahren. Je nachdem welche Zielvorgaben innerhalb der Challenge erreicht werden, sahnt der Spieler mehr oder weniger Belohnungen ab. Schafft ihr es, in einem anderen Auto als dem RB 19 zu gewinnen?
Bald könnt ihr euch aber nicht mehr nur mit Verstappen als KI-Gegner messen, sondern euch auf den verschiedenen Rennstrecken mit dem realen Weltmeister duellieren. Der Cover-Athlet des diesjährigen F1-Spiels ist in der Sim-Racing-Szene ebenso bekannt und erfolgreich unterwegs. Abseits der Rennwochenenden streamt Verstappen sogar auf Twitch und sitzt natürlich auch online hinter dem Lenkrad. Ende August fügt EA die F1 Pro Challenge hinzu. In dieser werdet ihr den Zeitfahrgeist von Verstappen finden und müsst seine Zeit unterbieten. Wer den Weltmeister auf eine Runde schlagen kann, kann und sollte sich das vielleicht sogar im Anschluss einrahmen lassen.
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