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Wie kann GP2 wieder besser werden?

NASCAR, Formel E, Formel 2, u.a.: Hier sind alle weiteren Serien daheim.
Beitrag Montag, 23. Dezember 2013

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Mal abgesehen von sportlichen Aspekten (Muss es ein Reverse-Grid) geben steht für mich die Frage im Zentrum, wie die GP2 wieder eine gute Nachwuchsserie werden kann, wo die Meister auch Aufstiegschancen haben. Was sagt ihr dazu?

Kosten runter
Überseerennen sind nicht wirklich notwendig

Fernsehdeal
Die GP2 muss im Free-TV übertragen werden, das stärkt die Attraktivität für Sponsoren, weil das Zuschauerpublikum so wachsen würde.

Freier (technischer Wettbewerb)/Budgetobergrenze

Helfen könnte der GP2 auch ein ähnliches System wie das, das in der LMP2 zum Einsatz kommt. Hier erlaubt das Reglement technischen Wettbewerb. Seit Jahren gibt es den vorherrschenden Gedanken, dass mit Einheitschassis und Einheitsmotoren die Kosten gesenkt werden können. Die LMP2 geht einen anderen Weg: Hier versucht man verschiedene Hersteller zu holen, die dann für den Geld die Einsatzteams auch bezuschussen. Auch in der F3-EM engagieren sich ja zumindest mehrere Motorhersteller, die auch eigene Juniorenkader haben und durchaus auch Geld in die Serie pumpen. In der LMP2 gab es mit Morgan, Alpine, Oreca, Zytek, Lotus und Lola auf der Chassis- und mit Nissan, Judd und Hondas auf der Motorenseite verschiedene Hersteller, nächstes Jahr könnten weitere folgen. Dome wird ein LMP2-Chassis bauen. Damit die Kosten nicht aus dem Ruder laufen gibt es strenge finanzielle Auflagen: Ein Chassis darf nicht mehr als 362.100 Euro, ein Motor nicht mehr als 78.750 Euro kosten. Wenn sogar schon die Formel-1 (hier sind die Teamstrukturen mit Unter- und Überfirmen viel komplexer) auf eine Budgetobergrenze setzt, wieso sollte das die GP2 nicht tun? Ein schöner Nebeneffekt des offenen technischen Wettbewerbs wäre es, dass man auch die Ingenieur besser trainieren könnte.

F1-Gelder

Die in der Formel-1 ab 2015 geplante Budgetobergrenze könnte vieles in der GP2 verbessern, denn viele sind der Meinung, dass die wahren Probleme in der Formel-1 liegen: 22 Autos sind eben weniger als bis zu 39 Fahrzeuge, die in den Hochzeiten 1989 zum Einsatz kamen. Die Budgetobergrenze könnte neue Teams in die Formel-1 und damit zu einem vollen Starterfeld mit 26 Autos führen. Noch wichtiger aber: Die kränkelnden F1-Teams sind nicht mehr so dringend auf Bezahlfahrer angewiesen und könnten daher wieder Talente wie die GP2-Meister nehmen. Noch sind die genauen Pläne der Budgetobergrenze nicht fix, aber nach dem Fünf-Jahresplan, der am Rande des USA GP durchgesickert ist, würde das Maximalbudget 2019 nur noch 87 Millionen Euro betragen, das ist weniger als Topteams wie Red Bull und Ferrari derzeit an F1-Einnahmen kassieren! Damit wären also Ressourcen frei, die F1-Einnahmen gerechter zu verteilen (noch mehr Entlastung für kränkelnde Teams) und vor allem um F1-Preisfelder auch in der GP2 auszuschütten, denn die Formel-1 sollte ein gewisses Interesse, ja sogar eine gewisse Aufgabe darin haben, die Nachwuchsfahrer zu unterstützen.

Preisgeldsystem
Eine Denkmöglichkeit wäre auch ein Preisgeldsystem. Die Fahrer würden ein ordentliches Preisgeld immer in der Woche nach dem Rennen bekommen. Damit könnten Teams solange Topfahrer einsetzen, solange diese ordentlich Preisgeld anschleppen. Die GP2-Teams hätten also einen gewissen Anreiz dafür, Topstars zu verpflichten. Am Beispiel Russian Time erkennt man, wieso: Das Team besteht zwar aus den Resten des iSport-Teams, ist aber trotzdem ein neuer Rennstall. Und trotzdem gewann er den Teamtitel, weil man nicht auf Bezahlfahrer setzte, sondern sich zwei talentierte Fahrer (Sam Bird und Tom Dillmann holte), die man für ihren Job auch bezahlte!

Weniger gute Ideen

- Es gibt die Idee, dass man die GP2 mit zwei oder drei Jahren alten F1-Autos austragen könnte. Wer die Meisterschaft gewinnt, der ist zweifelsohne bereit für die Formel-1 und wohl auch ein riesiges Talent. So etwas würde auch dahingehend Sinn machen, als dass durch die Testbeschränkungen die Nachwuchsfahrer kaum zu F1-Tests kommen. 2014 gibt es zwar auch wieder drei Tests während der Saison, aber dafür fallen ausgerechnet die Nachwuchstests weg. Die Boss-GP-Serie plante deshalb schon 2013 den Einsatz zweier alter HRT-Rennwagen, aber dazu kam es nicht. Nur sind solche Überlegungen absolut unrealistisch: Das würde die Kosten in die Höhe treiben, außerdem wäre die Beschaffung von Ersatzteilen richtig schwer

- Viele argumentieren auch, dass die GP2 ein Fahrer-Problem hat, weil viele Fahrer zu lange GP2 fahren. Gerade in den letzten vier Jahren wurde immer ein Fahrer Meister, der schon mindestens drei oder vier Saisons in der GP2 gefahren ist. Der Grund ist klar: Bei nur 22 F1-Cockpits wird es eben schwer, in die F1 aufzusteigen, also fährt man auch in den unteren Klassen länger. Viele schlagen deshalb vor, dass Fahrer nur maximal etwa zwei Jahre GP2 fahren dürfen. Damit könnten sich Naturtalente schneller durchsetzen und müssten nicht gegen Fahrer fahren, die viel Routine und daher einen Erfahrungsvorteil haben. Nur, ist das wirklich zielführend? Wieso muss es ein Nachteil sein, wenn ein Fahrer drei oder vier Jahre in der zweiten Liga übt? In jeder anderen Disziplin (egal ob im Sport, im Beruf oder in welchem Lebensbereich auch immer) ist Erfahrung in der Regel eher ein Topfahrer. Steigen solche Fahrer in der F1 auf, sind sie in der Regel kompletter, routinierter, möglicherweise also sogar besser, als wenn sie schon nach einem oder zwei Jahren GP2 in die F1 kommen.

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