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IndyCar: Aufschwung?

NASCAR, Formel E, Formel 2, u.a.: Hier sind alle weiteren Serien daheim.
Beitrag Dienstag, 28. Februar 2012

Beiträge: 45360
Was sagt ihr aktuell zur IndyCar?

Die IndyCar geht einen anderen Weg: Der neue Dallara für die Saison 2012 schlägt optisch ganz neue Richtungen an. Noch wichtiger aber: Weg mit dem Einheitsbrei: 2012 gibt es mit Honda, Chevrolet und Lotus/Judd drei Motorenhersteller und in den kommenden Jahren sollen dann Teams eigene Aerodynamikteile entwickeln dürfen. Die IndyCar wird technisch wieder interessanter – und lockt immer mehr Fahrer an. Am Donnerstag hat der F1-Rekordteilnehmer Rubens Barrichello zu einer Pressekonferenz geladen. Dort dürfte sein Vertrag mit dem KV-Team des ehemaligen IndyCar-Meisters Jimmy Vasser und des Cosworth-Chefs Kevin Kalkhoven offiziell werden. Das Versprechen an seine Frau, um die IndyCar wegen der gefährlichen Ovalrennen eine Schleife zu machen, wurde über Bord geworfen.

Aber nicht nur Barrichello zeigt Interesse. Jüngst wurde sogar Adrian Sutil mit einem Wechsel in die IndyCar in Verbindung gebracht. Der Deutsche dementierte, sein Ziel sei eine F1-Rückkehr im Laufe der Saison 2012. Dafür bereitet sich der GP-Sieger Jean Alesi auf sein Comeback vor, das beim Indy-500 steigen soll. Allerdings: Um den Franzosen wurde es zuletzt arg still. Dafür sprach Luca Filippi, der amtierende GP2-Vizemeister, mit !NS!DE-RAC!N darüber, dass der Italiener ein Kreuz hinter dem Thema Formel-1 setzt und sich stattdessen langfristig in der IndyCar engagieren will. Und dann gibt es ja auch noch die ehemaligen F1-Fahrer, die in der IndyCar längst etabliert sind: Justin Wilson, Sébastien Bourdais und Takuma Sato.

Doch mal ehrlich: In der Formel-1 waren all diese genannten Fahrer immer nur zweitklassig. Jeder dieser Fahrer ist für die IndyCar ein enormer Gewinn. Tatsächlich dürften Fahrer wie Barrichello dazu beitragen, dass die IndyCar in Europa populärer ist. Das Problem der IndyCar ist aber vor allem, dass man selbst zu Hause nur noch die zweite Geige ist. In zwischen hat man das Rennen gegen die Formel-1 (Zur Jahrzehntenwende vor 20 Jahren durchaus ein gleichwertiges Duell) verloren, aber schlimmer noch: In Amerika ist die Nascar-Serie deutlich populärer. Spätestens die Spaltung der IndyCar-Serie 1996 (ein folgenschwerer Irrtum, der 2008 viel zu spät wieder aufgehoben wurde) stehen die US-Amerikaner auf die Stockcarrennen, nicht mehr auf die IndyCars.

Da hilft kein Barrichello. Helfen würde, wenn die IndyCar einen eigenen Star hervorbringt. Das kann auf zwei verschiedene Arten passieren: Erstens ein US-Amerikaner, dessen Name an alte Glanztage erinnert, setzt sich gegen hochkarätige Fahrer durch und holt sich den Titel. Solche Fahrer wären zum Beispiel Marco Andretti (Sprössling von Michael Andretti und Enkel von Mario Andretti, nicht nur ein F1-Weltmeister, sondern auch eine US-amerikanische Rennlegende) oder Graham Rahal (dessen Vater Bobby Rahal auch eine erfolgreiche Figur in der erfolgreichen Epoche war). Von beiden sah man in den vergangenen Jahren gute Ansätze, aber keine Geniestreiche. Fahrer wie Dario Franchitti und Will Power, beide für die F1-Teamchefs nie interessant genug, drücken fahrerisch einen deutlich anderen Stempel auf.

Zweitens: Die IndyCar hat einen Star, der auch in der Nascar oder der Formel-1 zu Ruhm kommt. Das könnte zum Beispiel passieren, wenn Danica Patrick nach ihrem Wechsel in die Nascar dort große Erfolge feiert. Oder Simona de Silvestro in der Formel-1 eindockt und dort auch für Furore sorgt.

Beides würde helfen, beide Möglichkeiten sind aber nicht Rezepte, mittels denen alleine die Operation IndyCar erfolgreich sein wird. Die IndyCar wird dann erfolgreich, wenn US-Größen wie Jacques Villeneuve, Juan-Pablo Montoya oder die Nascar-Stars zumindest beim Indy-500 auftauchen. IndyCar-Chef Randy Bernard hat das erkannt und deswegen die Idee gehabt, beim Saisonfinale 2011 in Las Vegas fünf Stars anzulocken, für die ein Sieg fünf Millionen US-Dollar gebrach hätte. Das sollte passen zur einmaligen Spielerstadt und hätte für die IndyCar einen Erfolg verbucht. Stattdessen war Las Vegas ein Schuss in den Ofen: Terminkollision mit der Nascar, reihenweise Absagen der großen Stars und dann der Unfalltod von Dan Wheldon.

Bernard, der für seine Einfälle bisher stets gelobt wurde, stand plötzlich scharf in der Kritik. Er hat spätestens jetzt erkannt, dass die IndyCar noch einen weiten Weg vor sich hat – aber eben auch auf dem richtigen Weg ist. Das wird auch dadurch deutlich, dass auch ehemalige IndyCar-Fahrer wie Michel Jourdain wieder Interesse zeigen. Der Mexikaner ist ein Widersacher gegen Luca Filippi um das zweite Cockpit im Team von Bobby Rahal neben Takuma Sato.

Beitrag Mittwoch, 07. März 2012

Beiträge: 3402
Die neuen Regeln finde ich persönlich gut. Man sollte aber auch daran denken, die Sicherheit der Serie weiter zu entwickeln, wie es z.B. in der F1 der Fall ist. Außerdem sollte man diese Serie auch in Europa interessanter machen. Als erstes bin ich dafür, dass die IndyCar wieder im deutschen TV übertragen wird. Die NASCAR hat das ja bereits vorgemacht. Zweitens: Rennen auf europäischem Boden wären ideal. Bernard hat ja schon angekündigt, eventuell ein Rennen auf dem EuroSpeedway auszutragen. Besonders gut täten der IndyCar-Serie ein GP in Monza, Spa, Silverstone und Monaco. ;)
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Beitrag Mittwoch, 07. März 2012

Beiträge: 45360
Ich weiß nicht, ob wir wirklich Rennen in Europa sehen werden. Letztlich würde das die Kosten in die Höhe treiben.

Beitrag Mittwoch, 14. März 2012

Beiträge: 2951
Aber nur durch Rennen in Europa kann man auch Interesse bei der breiten Masse in Europa erreichen. NASCAR ist zwar hier in Deutschland auch ein Begriff, die meisten Menschen ohne Motorsport-Hintergrund sehen darin aber auch nur viele bunte Autos, die im Kreis fahren und ab und zu spektakulär in großen Gruppen abfliegen. Wenn man sich hier in Europa etablieren will, muss man einfach mit Rennen zeigen, dass man eine interessante Serie ist. Es wird sich zeigen, ob die neuen Autos und technischen Freiheiten das erreichen oder ob dadurch nur die Kosten ansteigen und man am Ende quasi Formel-1-Verhältnisse hat, mit zementierten Topteams, die den Sieg unter sich ausmachen und nur alle paar Jahre durch drastischere Regeländerungen in ihrem Gefüge etwas erschüttert werden. Natürlich braucht man auch Medienpräsenz, das GT-Masters liefert hier in Deutschland ja auch Markenvielfalt, Spannung und Transparenz und wird trotzdem im allgemeinen Interesse von der DTM deutlich übertrumpft, die erst noch zeigen muss, ob man mit dem neuen Reglement aus der Langeweile ausbrechen kann.
In den USA sieht das mit der Präsenz aber ganz anders aus. Da zählt vor allem die Show. So ziemlich jede Sportveranstaltung in den USA, ob jetzt Baseball, Football oder halt NASCAR, wird so brutal aufgeblasen, dass man am Ende mehr eine Show mit Sport dabei hat, als umgekehrt. Bei NASCAR sind die Autos bunt und mit Sponsoren gepflastert, um manche der Toppiloten wird ein unglaublicher Kult abgehalten, zum Beispiel mit Merchandise, das sind halt eben nicht nur Fahrer, sondern feste Bestandteile der Popkultur. Das kann man hier in Europa eigentlich nur mit Vereinsfußball vergleichen und von meinem Gefühl her ist es selbst dort nicht so ausgeprägt.
Jetzt glaube ich aber, die IndyCar ist schon ganz zufrieden mit ihrem Status als Rennserie ohne großartige unnötige Show. Also wird man sich wohl eher daran machen, die an die Formel 1 verlorenen Fans wieder zurück zu holen, die auch wirklich am Sport interessiert sind. Zwar werden von dort im Moment noch nur die Reste aufgesammelt, aber im GT Masters sind am Anfang auch hautpsächlich ehemalige DTM-Piloten unterwegs gewesen, jetzt hat die Serie aber schon deutlich mehr sportliche Relevanz und vor allem auch noch etwas Luft nach oben.
R.I.P. Marco Simoncelli
20.01.1987-23.10.2011


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