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Tyrrell - 1991 !!

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Freitag, 21. Mai 2004

Beiträge: 86
Beim Thema Mugen-Honda darf man das Tyrrell-Team nicht vergessen.
Wie A.SdS im vorigen Topic richtig bemerkte fuhr Tyrrell 1991 mit dem V10-Aggregat von Honda.
Der Tyrrell war wie 1990 mit seiner hochgezogenen Fahrzeugnase unterwegs.
Wenn ich mich nicht irre hat es zwischen Ron Dennis und Ken Tyrrell eine gewisse Art von technischer Zusammenarbeit gegeben, da Ron Dennis sehr an der Frontpartie des Tyrrell interessiert war.
Meine Frage wäre folgende: Inwieweit funktionierte die Zusammenarbeit und hat es jemals einen McLaren mit der Tyrrell-Schnauze gegeben?

Beitrag Freitag, 21. Mai 2004

Beiträge: 8060
Interessantes Thema - muss aber wie immer erst mal in die tiefen meines Archivs abtauchen. Aus dem Gedächtnis kann ich aber bestätigen, dass es 1990 eine enge Zusammenarbeit zwischen Ron Dennis' McLaren Team und Tyrrell gab. Nach der katastrophalen Saison 1991 war aber die Herrlichkeit schon wieder vorbei. Genaueres später...

Beitrag Samstag, 22. Mai 2004

Beiträge: 8060
Von einem geplanten Mugen-McLaren-Deal 1993 habe ich nie etwas vernommen. Kann sein das so etwas angedacht war, mir ist jedoch nichts bekannt.

Zu der McLaren-Tyrrell-Connection: Honda trug damals an McLaren Chef Dennis den Wunsch heran, ab 1991 ein zweites Team zu beliefern. Nakajima brauchte ein Cockpit! Der Deal läuft ungefähr folgendermaßen: Wer den Japaner freiwillig nimmt, bekommt im Gegengeschäft den letztjährigen Honda V10. Dennis hatte Honda bei der Partner-Wahl beraten und Tyrrell vorgeschlagen, den allseits beliebten Hungerleider, dem 1989 mit dem 018 wahrscheinlich das beste Chassis des Jahres gelungen war. Da die Marketingabteilung von McLaren noch Kapazitäten zu der Zeit frei hatte, stellte Dennis drei Leute ab um für Tyrrell Sponsoren zu suchen. Dazu musste natürlich auch die Optik stimmen - die McLaren-Leute erarbeiteten für den verlotterten Tyrrell-Rennstall ein neues Erscheinungbild. Wohlgemerkt - das lief lief schon 1990.

Das Honda-Jahr 1991 war für Tyrrell aber dann alles andere als erfreulich - der V10 leistete zwar gut 80 PS mehr als der gute, alte Cossi, aber er war größer und schwerer, das beeinträchtigte die Aerodynamik, den Schwerpunkt, die Gewichtsverteilung, das Umfeld des Motors (obwohl das Auto optisch fast wie das Vorjahresmodell aussieht). Man musste neue Kühler bauen, die Tankkapazität erhöhen, Getriebeinnereien und Antriebswellen verstärken, mehr Abtrieb auf die Hinterachse legen - das Auto wurde folglich auch ca. 20 kg schwerer! Auch kann man den Motor nicht mit dem WM-Motor von McLaren 1989/1990 vergleichen. McLaren bekam sogennante Wegwerfmotoren, die nur ein Rennen eingesetzt wurden (und danach höchstens noch zum Reifentests oder zum freinen Training verwendet wurden). Das konnte man mit einem Kunden wie Tyrrell natürlich nicht treiben - es wäre auch nicht zu finanzieren gewesen. Der Motor wurde also haltbarer gemacht; der Brennraum wurde modifiziert, das Ölsystem und die Elektronik ganz auf Sicherheit ausgelegt, die Drosselklappen wurden durch Gasschieber ersetzt. Und trotzdem hatte Tyrrell in der Saison eine 50%-Ausfallquote - und 6(!) Motorschäden.

Schon im Laufe der Saison übernahm übrigens Mugen (einer Fa. die dem Sohn von Honda-Chef gehörte) den Kundenservice - nur ein Honda-Mann (Motorenchef Shirai) war noch mit an Bord. 1992 gab es dann keinen Honda V10 mehr - er wurde komplett von Mugen überarbeitet und nannte sich dann auch Mugen.

Nicht zu vergessen auch bei dem Tyrrell-Niedergang; die wenig überzeugende Pirelli-Performance. Vielleicht hoffte man bei McLaren auch wichtige Informationen über die Ende '89 stark gestiegene Performance (besonders im Quali) der Pirelli heranzukommen, aber im Laufe der Saison hatten sie schon nachgelassen und 1991 waren sie - zum Leidwesen ihrer Speerspitzen von Benetton und Tyrrell - kaum mehr konurrenzfähig.

Beitrag Samstag, 22. Mai 2004

Beiträge: 8060
McLaren testete 1990 übrigens wirklich eine hohe Nase - ein ausgesprochen hässliches Ding...

Bild

Beitrag Sonntag, 23. Mai 2004

Beiträge: 86
Schade, dass die Zusammenarbeit zwischen McLaren und Tyrrell so enden musste. Eigentlich wurde 1990/91 die heutige Partnerschaft zwischen Ferrari und Sauber schon vorexerziert. Vielleicht war die V12 Philosophie für Honda zu intensiv um ein Kundenteam technisch unterstützen zu können. Es hat ja zu Beginn der Saison 1992 bei Honda Probleme mit dem neuen V12 mit pneumatischer Ventilsteuerung gegeben.
McLaren selbst hatte auch keine Ressourcen frei um Tyrrell technisch voll unterstützen zu können. McLaren musste selbst alle Register ziehen um, speziell auf elektronischer Seite, an Williams näherzukommen.
Die aktive Radaufhängung, welche Williams schon zu Beginn der Saison einsetzte, kam bei McLaren viel später, zudem noch probeweise. Wäre Honda dem V10 treu geblieben hätten für Tyrrell mehr an Möglichkeiten zur Verfügung gestanden um sich wieder etablieren zu können.

Beitrag Sonntag, 23. Mai 2004

Beiträge: 8060
Man könnte auch sagen, man hat sich bei McLaren von den starken V12 Ferrari verrückt machen lassen und ist in eine Sackgasse geraten. Die konsequente Williams /Renault-Arbeit hat sich schnell als erfolgreicher erwiesen. Wäre sicher interessant heute einen V10/V12-Vergleich zu sehen - leider ist der V12 ja mittlerweile untersagt.

Beitrag Sonntag, 23. Mai 2004

Beiträge: 86
@ Alfalfa!

Der Vergleich hat eigentlich stattgefunden. Von 1993 bis 1995 fuhr man bei Ferrari als einziges Team mit V12 Aggregate. Der Motor basierte leider auf ein, zu diesem Zeitpunkt, alten Konzept. Zudem zuwenig Kraft, noch weniger Fahrbarkeit. 1992/1993 muß der Ferrari-Motor ein Wahnsinn im negativen Sinne gewesen sein. Ferrari war es anscheinend nicht möglich aus eigener Kraft
den Motor grundlegend zu modifizieren. Daher regte Gerhard Berger, welcher mit dem damaligen Honda-Konzernchef Kawamoto 1992 anläßlich des Japan-GP darüber redete, bei Montezemolo an eine Art von Techniktransfer bez. V12 Technologie durchzuführen. Widerwillig billigte Montezemolo ein und der V12 wurde wirklich fahrbarer und haltbarer. Der Honda-Stand, wäre, gem. Gerhard Berger, in Dingen wie variable Lufttrichter, Zylinderkopf-Airflow und pneumatische Ventilführung aus reinen Ferrari-Ressourcen nicht (oder zu spät) erreichbar gewesen.
Innerhalb eines halben Jahres machten die Motoren einen Sprung von 80 PS(auf etwa 750, damals aus 3,5 Liter Hubraum). Obwohl der V12, Honda Probleme bereitete war man trotzdem Ferrari technisch 1991/1992 weit überlegen. War eigentlich schon eine Glanzleistung der Honda V12.


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