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Manfred von Brauchitsch gestorben

Das Formel 1 Forum früherer Tage...
Beitrag Sonntag, 09. Februar 2003

Beiträge: 187
Für alle, die es noch nicht gehört haben:

http://de.news.yahoo.com/030206/12/3a2ct.html

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 1477
Hallo Holger, schön dich hier zu treffen!
Wie du weisst, habe ich vor einiger Zeit in TNF versucht, diesen Teil seines Lebensweges zu rekonstruieren, vor allem in Zusammenhang mit dem ominösen "Dr. Ring". Viel ist dabei allerdings nicht herausgekommen, weil es keine vernünftigen Quellen zu geben scheint. Im Westen war er "persona non grata", und der Osten scheint kein grosses Interesse gehabt zu haben, diese Details an die grosse Glocke zu hängen. Nach dem Mauerfall hat ihn Mercedes-Benz sozusagen "ausgegraben", und ihn als Aushängeschild für die alte Silberpfeil-Ära benutzt (um nicht zu sagen missbraucht). Und die waren natürlich an negativen Details seines Biographie überhaupt nicht interessiert. MvB hat die letzten Jahre seines Lebens kategorisch keine Interviews mehr gegeben, ob das seine eigene Entscheidung war, oder ein verpasster Maulkorb, weiss ich nicht.

Nachdem er nun leider verstorben ist, kann es gut sein, dass bisher verborgene Details der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können. In diesem Zusammenhang möchte ich eine Mail zitieren, die ich vor einiger Zeit von unserem Forum-Moderator Tom Distler erhalten habe (hoffe, Tom hat nichts dagegen):

Hi Michael,

mittlerweile bin ich etwas schlauer. Herr Seidel (ADAC- Berlin) hat mich heute mit Horst Scholz (Vertrauter MvB) in Verbindung gebracht. Hoffe, ich bringe das lange Gespräch noch etwas auf die Reihe.

MvB und Dr. Ring sind definitiv nicht identisch. Warum Scholz das so genau weiß ? Wir sind nicht die ersten, die nach Dr. Ring suchen. Ein gewisser Horst Illig aus Eisenach versucht, die Spuren aller damaligen Fahrer zu finden und das Thema Dr. Ring wurde schon diskutiert.

Er bekam auch die (privaten) Unterlagen von Herrn Scholz aus der Zeit vom ADMV und ist (vermutlich) im Besitz eines der größten Archive aus der Zeit um 1950.

Im Rennkollektiv "Johannsthal" in Aldershof (die Örtlichkleiten dürften Dir besser bekannt sein) war innerhalb 2 Tagen Schluß. Der dortige Flughafen fiel in die Hände der Engländer und das Gebäude an die Russen. Man zog um ins Automobilwerk Eisenach. Rosenhammer, Barth usw. waren alle noch mit dabei, nur
Dr. Ernst Ring tauchte nicht mehr dort auf. Er wurde 1951 wegen Unterschlagung eingesperrt, seine Spur verlor sich dann irgendwo Richtung / in Bayern......und er tauchte bis heute unter diesem Namen nicht mehr in der Öffentlichkeit auf.

Mvb wurde 1957 Präsident vom ADMV (mit Scholz als Vorstandsmitglied) und hörte aus einem einfachen Grunde dort wieder auf. Er wurde Sportpräsident der ostdeutschen olympischen Gesellschaft, allerdings erst 1962 bis 1989/90 !

Vor 8 Wochen wurde der "Traditionsclub MvB" in Schleiz gegründet. MvB (96), der ja im Nachbarort
lebt, hat vor einigen Tagen alle seine Rennunterlagen, Fotos usw. diesem Club (anscheined sogar per Testament) versprochen und sich auch einen Grabstein gekauft. Für den (dortigen ?) Motorsportverband (Broschüre) schrieb er noch ein Vorwort und seine 83jährige Frau kümmert sich um in und um Anfragen. MvB selbst wird hin und wieder von ein paar Freunden, darunter Herr Scholz, besucht, gibt aber keine Interviews mehr.

Zur "Silberpfeil - Legende":
Scholz wiederholte eine Aussage von MvB, wonach der Mercedes grundiert und lackiert war, dann kam die "Nacht und Nebel Aktion" von Berlin, alles wurde abgekratzt und anschließend mit einer leichten abwaschbaren Nitrofarbe (so seine Aussage) bestrichen.

Soweit das Gespräch. Herr Scholz bot mir auch zu weiteren Fragen rund um MvB seine Hilfe an und Herr Illig ist ebenfalls zu erreichen. Er wäre sicherlich ein hochinteressanter Gesprächspartner für Dich:

Horst Illig
.....
(Adresse und Telefonnummer gibt's ausschliesslich bei Tom, sorry)

Gib mir aber vor einer eventuellen Kontaktaufnahme noch eine Rückantwort.

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Michael_Mueller hat geschrieben:
...dann kam die "Nacht und Nebel Aktion" von Berlin, alles wurde abgekratzt und anschließend mit einer leichten abwaschbaren Nitrofarbe (so seine Aussage) bestrichen.


Berlin?!?!?!?

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 8060
@Holger,
wir waren schon mehrmals dran an dem Thema. 2 Threads fallen mir spontan ein: Hier...

http://www.f1welt.com/forum/viewtopic.php?t=3244

...und hier...

http://www.f1welt.com/forum/viewtopic.php?t=6380

Sehr interessant!

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 1477
Ich muss zu meinem Leidwesen gestehen, dass ich diese Mail von Tom damals zu früh abgelegt habe, nicht weiter verfolgt, und sogar vergessen hatte (sorry Tom, sorry Uechtel). Wenn du Illig kennst, solltest du dich vielleicht mit ihm treffen, da du ja doch öfters dort in der Gegend bist. Wenn er jetzt das Brauchitsch-Archiv hat, müsste er eigentlich in der Lage sein. die offenen Fragen zu beantworten.

Und was "Berlin" angeht, das ist sicherlich ein Schreibfehler von Tom, den ich aber nicht korrigiert habe. Ist für mich auch nicht relevant, denn die Lackabkratzstory ist für mich nach wie vor nie so passiert, ich muss es nur noch beweisen.

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

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Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 1477
Mann, hier geht ja heute richtig die Post ab! Ich glaube wir haben einen neuen Rekord in Sachen "Postings per Tag" (Gesamt-Yesterday).
Muss deshalb heute abend meine versäumte Arbeit nachholen ...!

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 8060
...aber echt! Ich habe zum Glück momentan nicht viel zu tun. Aber es tummeln sich einige recht gute Themen momentan hier... :wink:

Beitrag Dienstag, 11. Februar 2003

Beiträge: 543
Na, dann hoffe ich mal, daß der Kontakt zu Herrn Illig klappt! Das hört sich echt vielversprechend an, der scheint ja wirklich viel zu wissen!

Beitrag Donnerstag, 13. Februar 2003
Tom Tom

Beiträge: 2713
Natürlich möchte ich auch noch ein paar Zeilen über Manfred von Brauchitsch verlieren, der durch seinen verwegenen Fahrstil und seinen großen Einsatz auch hin und wieder Caracciloa in den Schatten stellen konnte. Manfred war ein echter Racer und der letzte noch lebende große Rennheld (Paul Pietsch möge es mir verzeihen) der Vorkriegsära !

Er nahm nie ein Blatt vor den Mund (was nicht immer von Vorteil war) und gab als Zeitzeuge mit viel Leidenschaft und seiner "oberlehrerhaften Kompressorstimme" die alten Sagen zum Besten.

Wir haben bereits ein paar Auszüge an anderer Stelle veröffentlicht. Für von Brauchitsch war Monaco (Sieger 1937) eine "kleine, enge, ganz schmale, widerliche, ekelhafte Stadtstrecke" und er vergaß nie, persönliche Rundenrekorde zu erwähnen. Die Formel 1 bekam nach zwischenzeitlicher Begeisterung - "die herrlich breiten Reifen, ja mei o mei" - natürlich auch sein Fett ab. Ein bekannter Satz: "Die heutigen Rennfahrer wollen nicht überholen, sie sind zu feige. Wir mussten selbst in Monaco überholen, denn die Auspuffgase eines Vordermannes hätten uns vergiftet".

Leider konnte ich diesen großen Sportsmann (Versuch vor einem Jahr) nicht mehr interviewen, aber zumindest mit seinem Freund Horst Scholz sprechen. Michael, es war auch in meinem Sinne, dass du den Mailauszug veröffentlicht hast. Sorry, mit "Berlin" ist natürlich die Avus gemeint.
In stillen Gedenken

Tom Distler
Ansprechpartner "Projekt Yesterday"

Nachtrag:
Wow, es gibt ja inzwischen wieder einiges zum schmökern, kompliment. An dieser Stelle auch ein herzliches "Grüß Gott" an Brun und CMR. Da mein Terminplaner momentan voll ist, reicht es nur zu sporadischen Besuchen im Forum. Offiziell sind ja Hans (?) und Stefan jetzt die Moderatoren.

Beitrag Donnerstag, 13. Februar 2003
Tom Tom

Beiträge: 2713
Hier die komplette Nachricht (Danke an Yahoo) von Prostfan:

Donnerstag 6. Februar 2003, 14:19 Uhr
Rennfahrer-Legende Manfred von Brauchitsch ist tot

Gräfenwarth (AP) Rennfahrer-Legende Manfred von Brauchitsch ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 97 Jahren in seinem thüringischen Wohnort Gräfenwarth, wie eine Sprecherin der Stadt Schleiz bestätigte. Als Pilot des berühmten Silberpfeils im Rennstall von Mercedes-Benz gehörte von Brauchitsch zu den erfolgreichen Grand-Prix-Rennfahrern. Er gilt als «Jahrhundertperson», dessen Leben deutsche Geschichte verkörpert.

Jürgen Hubbert, bei DaimlerChrysler im Vorstand für Mercedes verantwortlich, sagte: «Dem Können und dem Enthusiasmus von Manfred von Brauchitsch verdanken wir wichtige Erfolge der Silberpfeile.» Erstmals gelang es dem Autosportler, der in Hamburg als Sohn eines Oberst' geboren wurde, im Eifelrennen 1934 mit dem Silberpfeil vor seinem Konkurrenten Stuck zu siegen. 1937 fuhr er beim Großen Preis von Monaco vor Caracciola als erster über die Ziellinie, und beim Großen Preis von Frankreich im Juli 1938 siegte er in Rekordzeit. Während des Krieges war er Sturmführer im Nationalsozialistischen Kraftfahrer-Korps und arbeitete als Referent für Panzerfragen im Rüstungsministerium Albert Speers.

Als am 6. November 1948 die Neugründung des Automobilclubs von Deutschland (AvD) erfolgte, wurde er zum Sportpräsidenten des Clubs gewählt. Zwei Jahre später erschien sein Buch «Kampf um Meter und Sekunden» im Ostberliner «Verlag der Nation». Es erregte Aufsehen, weil das Honorar von 75.000 DM-Ost angeblich auf Fürsprache des damaligen Generalsekretärs der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), Walter Ulbricht, eins zu eins in DM-West umgewechselt worden war.

1951 unterzeichnete von Brauchitsch einen Aufruf zur von der SED gestarteten «Volksbefragung gegen eine Remilitarisierung Deutschlands». Er gehörte auch zum Präsidium des Komitees zur Vorbereitung der kommunistisch dirigierten Weltjugendfestspiele in Ostberlin, an denen er im August 1951 teilnahm.

Von Brauchitsch wurde 1953 wegen Verdachts der Vorbereitung zum Hochverrat in seiner Villa in Kempfenhausen bei Starnberg verhaftet. 1955 reiste er in die DDR, wo er seitdem blieb. Seine Ehefrau Gisela, die ihm nicht gefolgt war, verübte 1957 Selbstmord.

In der DDR wurde der berühmte Rennfahrer zunächst Sportpräsident des Allgemeinen Deutschen Motorsportverbands (ADMV) und von 1960 bis 1990 Präsident der Gesellschaft zur Förderung des olympischen Gedankens. Nach dem Fall der Mauer trat der damals 85-Jährige von seinem Amt zurück. Mit seiner zweiten Frau lebte er in seinem Haus in Gräfenwarth. Gelegentlich lud ihn die Firmenleitung von Daimler-Benz den ehemaligen Silberpfeil-Piloten in die Konzernzentrale nach Stuttgart ein.

Beitrag Sonntag, 16. Februar 2003

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Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

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Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 0
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Zuletzt geändert von deleted am Donnerstag, 22. Dezember 2011, insgesamt 1-mal geändert.

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 29
Ok, kann schon stimmen. Ich würde sagen das der Sokol zwischen ende 1948 und anfang 1950 seine erste Versuchsfahrten aufgenommen hat. Denn:

- Auto Union hat vorm Krieg immer 1 bis 2 Jahre vom Entwurf bis fertiggestelltes Auto gebraucht. Manchmal sogar länger. Denke nicht das die das nach dem Krieg schneller machen könnten.
- Den Zwei-liter-Formel gab es erst ab 1948. Frühestens ende 1947 waren die Regeln bekannt. Also kann man sich erst um die Jahreswechsel 47/48 entschieden haben, ein Auto für diese Rennen zu bauen oder die Konstruktion zu ändern.
- Die Pirelli-Reifen sind erst 1948 oder 1949 geliefert worden. Das Donington-Auto hatte diese Reifen nämlich noch drauf als es nach England kam, von daher weiß man welche Reifensorte es war. Ich habe den Artikel von Doug Nye worin er sagt das es die Pirellis aus dieser Zeit wahren.

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 1477
Ich glaube, dass die Entscheidung zur F2 für 1948 bereits im Sommer 1947 getroffen wurde. Das erste meiner Meinung nach für diese Klasse entwickelte Auto bei Ferrari tauchte erstmalig im September 1947 auf. Vorher hatte man sich auf die recht populäre Klasse 1500 ccm konzentriert, um dann auf 1900 ccm hochzugehen (die vollen 2 Liter wurden erst im Winter 1947/48 erreicht).

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

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Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 1477
Ja klar Ferrari, es ging mir nur um den möglichen Zeitpunkt der F2-Verabschiedung bei der FIA.

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 383
Laut L’Equipe vom 17. Oktober 1947 erfolgte die Entscheidung bezüglich einer zweiten internationalen Formel und der diesbezüglichen technischen Regularien (maximal 2000 ccm bzw. aufgeladen 500 ccm Hubraum) am Vortag, also genau
am 16. Oktober 1947

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 1477
Damit wäre ja unsere damalige gemeinschaftliche Theorie in Sachen SC # 002C hinfällig, oder?

Beitrag Donnerstag, 27. März 2003

Beiträge: 383
Michael, wenn ich ehrlich bin, kenne ich unsere damaligen gemeinschaftlichen Theorien nicht mehr so genau im Detail. Das ist alles schon soooo lange her. Wahrlich eine Schande.

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