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Amerikanische F1-Teams

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Beitrag Donnerstag, 10. September 2015

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Beim Namen Haas dürfte es beim ein oder anderen eingefleischten F1-Fan noch klingeln. 1985 und ’86 gab es bereits ein Haas-Team in der Formel-1, allerdings nicht von Gene Haas, sondern Carl Haas. Beide sind miteinander weder verwandt, noch verschwägert. Beide trafen auch im Rennsport nie aufeinander: Carl Haas betrieb seinen Rennstall hauptsächlich in der IndyCar, wo man stolze acht Meisterschaften und 105 IndyCar-Siege erzielen konnte. Für Haas wurden Fahrer wie Mario Andretti, Nigel Mansell und Sébastien Bourdais Meister. Gene Haas hat einen NASCAR-Rennstall – und ab 2016 auch ein F1-Team.

Das F1-Intermezzo von Carl Haas war nur von kurzer Dauer. Die Zutaten für ein erfolgreiches F1-Projekt waren aber durchaus vorhanden: Als Teamchef fungierte Teddy Mayer, der in den 70er Jahren schon das McLaren-Team zum Weltmeister machte. Die Boliden wurden nach der Rennwagenfirma Lola getauft, doch Lola selbst war im F1-Projekt gar nicht involviert: Die Chassis ließ sich Haas in Europa bei FORCE entwickeln, wo die heute sehr bekannten Techniker Adrian Newey, Ross Brawn und Neil Oatley tätig waren. Mit dem Lola-Namen erhoffte sich der große Lola-Importeur Haas nur einen höheren Bekanntheitsgrad. Das wollte man auch mit der Rückkehr von Ex-Weltmeister Alan Jones erreichen, der neben Patrick Tambay als Fahrer an Bord kam.

Doch Erfolg hatte das Team nie: Jones‘ vierter Platz beim Österreich GP 1986 war das höchste der Gefühle. Der geplante Ford-Turbo-V8 kam nicht, Haas musste mit den weniger konkurrenzfähigen Hart-Motoren herumschlagen und nachdem sich 1986 Hauptsponsor Beatrice Food zurückzog, musste Haas sein F1-Projekt wieder einstampfen – seither gab es kein US-Team mehr in der Formel-1!

Erster GP-Sieg für Duesenberg


Natürlich gab es auch erfolgreiche US-Teams im GP-Sport. 1921 galt die gleiche Motorformel sowohl bei den europäischen GP-Rennen, als auch bei den amerikanischen IndyCar-Rennen. Viele europäische Teams machten sich in Gier nach Preisgeldern deswegen auch nach Amerika auf und umgekehrt. Jimmy Murphy hatte mit seinem von Albert Champion eingesetzten Duesenberg beim Frankreich GP auch Erfolg und gewann.

Bis zum nächsten US-Sieg im GP-Sport dauerte es lange. Natürlich gehörte von 1950 bis ’60 auch das Indy-500 zur Fahrermeisterschaft und obschon es auch ein paar F1-Piloten gab, die sich in Indy versuchten, war das Rennen de facto ein IndyCar-Lauf. Wir klammern also die Siege der amerikanischen Teams dieser elf Rennen aus. In Murphys Fußstapfen trat somit erst wieder Dan Gurney 1967 beim Belgien-GP, der mit seinem eigenen All-American-Racers-Team gewann. Das US-Team war in der IndyCar über Jahre eine große Nummer. 21 IndyCar-Siege gehen auf das Konto des Rennstalls, darunter auch der Triumph von Bobby Unser 1975 im Eagle Offenhauser. Von 1966 bis ’68 betrieb AAR auch in England eine Mannschaft, die Eagle-F1-Rennwagen herstellten. Gurneys Sieg in Belgien blieb aber der einzige F1-Erfolg.

Keine US-Equipe konnte bisher mehr als ein GP-Rennen für sich entscheiden. Aber es gab noch zwei weitere siegreiche Teams: Penske und Shadow. Heute ist Penske mit 179 Siegen (15 beim Indy-500) und 12 Meisterschaften das erfolgreichste Team in der IndyCar. Das Imperium von Penske umfasst weltweit 39.000 Mitarbeiter. In der Formel-1 mischte man immer wieder mit: 1962 meldete er sich selbst mit einem Lotus Climax beim USA-GP und wurde Zwölfter. 1971 kam Penske mit einem McLaren-Ford-Kundenwagen und Mark Donohue fallweise in die Formel-1 und erntete einen Podestplatz.

Triumph und Tragödie für Penske


1974 bekannte man sich dann voll zur Formel-1. Mark Donohue war für Penske nicht nur Fahrer, sondern auch Ingenieur. Nach seinem CanAm-Titel 1972 wollte er seinen Helm an den Nagel hängen. Das F1-Projekt von Penske diente als Köder, um Donohue weiter an der Stange zu halten. Die F1-Boliden wurden von Geoff Ferris in England in den Hallen entwickelt, in denen Graham McRae bereits erfolgreich seine F5000-Chassis auf Kiel legen ließ. Beim Österreich-GP 1975 kam es dann zur Tragödie: Donohue erlitt einen Reifenschaden, kam von der Strecke ab, krachte gegen einen Pfosten und zog sich tödliche Verletzungen zu. Seine Frau verklagte daraufhin Goodyear auf Schadensersatz.

Ausgerechnet in Österreich gelang dann ein Jahr später aber auch der größte F1-Erfolg für Penske, als John Watson als Erster die schwarz-weiß-karierte Flagge sah. Nach der Saison zog sich Penske von der Formel-1 wieder zurück, ATS und Interscope setzten die Boliden in den folgenden zwei Jahren weiter ein. 1979 entwickelte Penske in Auftrag von Hector Rebaque erneut einen F1-Boliden, der aber nur unter ferner liefen fuhr. 1995 arbeitete Penske mit McLaren zusammen und erwägte eine Übernahme des Erfolgsteams in Zusammenarbeit mit Mercedes. 1999 sprossen Gerüchte aus dem Boden, Penske würde zusammen mit Toyota das Minardi-Team kaufen, 2003 war er als Käufer des Jordan-Rennstalls im Gespräch, aber all das scheiterte genauso wie die von Ecclestone verkündeten F1-Pläne für 2008.

Beim Shadow-Rennstall handelt es sich um das Team von Don Nichols, der in Japan nicht nur Reifen verkaufte und Rennstrecken baute, sondern auch als CIS-Agent fungierte! Mit Alan Rees als Teamchef und Tony Southgate als Konstrukteur stellte sich Nichols eine schlagkräftige Truppe zusammen, mit der er 1973 in die Formel-1 kam. Mit 103 Rennen ist Shadow das Team mit den meisten WM-Rennen eines US-Teams. Alan Jones konnte 1977 in Österreich sogar eines davon gewinnen. Ende 1979 verkaufte Nichols das Team an GP-Mäzen Teddy Yip.

Teambesitzerin für F1


Neben diesen zumindest mittelmäßig erfolgreichen US-Teams gab es noch zahllose andere Projekte. Es gab viele Privatfahrer und auch einige richtige US-Teams, die aber heute keiner mehr kennt. Oder wussten Sie, dass Monisha Kaltenborn längst nicht die erste weibliche Teamchefin beziehungsweise Teambesitzerin in der Formel-1 ist? Die ehemalige Rennfahrerin Louise Bryden-Brown brachte 1961 und ’62 ihre All American Equipe mit Kundenfahrzeugen von Lotus und Cooper in die Formel-1. Mehr als zwei elfte Plätze waren für Ian Burgees und Masten Gregory aber nicht drin.

Dann gab es die F1-Versuche des Milliardär-Erben Lance Reventlow, der sich für die Saison 1960 von Dick Troutman und Dick Barnes einen F1-Rennwagen konstruieren ließ. Leo Goosens, der die siegreichen Offenhauser-Motoren in der IndyCar baute, entwickelte einen eigenen 2,4-Liter-Reihen-4-Zylinder. Doch der Rennwagen war als Frontmotor-Wagen nicht mehr zeitgemäß. Mehr als ein zehnter Platz durch Chuck Daigh beim USA-GP 1960 erreichte man nicht.

Es gab das Mecom-Team von John Mecom, für das Graham Hill 1966 das Indy-500 gewann, das 1962 aber auch in der Formel-1 auftauchte. Es gab das Interscope-Team von Ted Field mit Kundenfahrzeuge von Penske und McLaren – und Danny Ongais am Steuer, ein gebürtiger Hawaiianer, der zunächst im Dragster-Sport von sich reden machte. Es gab das Camoradi-Team von Floyd Casner, das sich 1959 von Valerio Colotti sogar einen Rennwagen entwickeln ließ: Den Tec-Mec-Maserati, auf Basis eines Maserati-Sportwagens. Fritz d’Orey, ein Brasilianer deutscher Abstammung, ist damit F1-Rennen gefahren. Es gab das Scirocco-Team mit Eigenchassis von Hugh Powell.

Es gab das Vels Parnelli Jones Team von Parnelli Jones und Velco Miletich, einem serbo-kroatischen Geschäftsmann in den USA. Al Unser gewann 1970 und ’71 für das Team in einem Colt Ford das Indy-500. Von 1974 bis ’76 versuchte man sich auch in der Formel-1. Mit den eigenen Parnelli-Chassis kam Mario Andretti 1975 beim Spanien-GP sogar zu Führungsrunden und der Schnellsten Rennrunde, Rang vier beim Schweden-GP 1975 war aber das beste Resultat. Und es gab auch das BS-Fabrications-Team von Bob Sparshott, das 1978 McLaren-Chassis einsetzte und den späteren dreimaligen F1-Weltmeister Nelson Piquet das F1-Debüt ermöglichte. Die Pläne eines eigenen Rennwagens für 1981 scheiterten und das Team engagierte sich stattdessen in der Formel-3000. Christian Danner holte 1985 den Titel.

Beitrag Dienstag, 15. September 2015

Beiträge: 1199
MichaelZ hat geschrieben:
Den Tec-Mec-Maserati, auf Basis eines Maserati-Sportwagens. Fritz d’Orey, ein Brasilianer deutscher Abstammung, ist damit F1-Rennen gefahren.


Ich wußte gar nicht das der Maserati 250F ein Sportwagen ist. Man lernt nie aus. Und 7 Runden beim GP USA 1959 ist auch nur ein Rennen. Die anderen Rennen 1959 benutzte d`Orey einen Maserati 250F. Ein Sportwagen in der Formel 1? Ja das gab es, aber das war kein Maserati 250F!
Diskutiere niemals mit Idioten!
Erst ziehen sich dich auf ihr Niveau
und schlagen dich dann mit ihrer Erfahrung.

(c) by Mark Twain


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