Oft hört man vom Sieger einer Rallye: 'Das war ein ganz besonderer Erfolg für mich'. Bei Jari-Matti Latvala fällt es jedoch besonders leicht, diesen Worten Glauben zu schenken. Denn der Sieg in Portugal war für den Finnen eine Erlösung, ein Befreiungsschlag, schlicht die Rettung. Auf Platz zwei in Monte Carlo folgten für den VW-Piloten drei punktelose Rallyes in Schweden, Mexiko und Argentinien. Gedanken an die Meisterschaft hatte er bereits abgeschrieben.

Sicherlich kam Latvala in Portugal die deutlich bessere Startposition im Vergleich zu WM-Spitzenreiter Sebastien Ogier zugute. Das Entscheidende war jedoch, wie er sich gegen die Aufholjagd des Weltmeisters zur Wehr setzte. Das, woran es bei Latvala oft haperte, klappte in Portugal: Er behielt die Nerven. Ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

"Der Druck, der von meinen Schultern abfällt, ist enorm", gestand er im Ziel. "Es gab vor diesem Event viel Druck und mein Selbstvertrauen war wirklich am Boden. Den Hügel zu erklimmen, um zu gewinnen, war eine große Sache." Daher war der 13. Karrieresieg für Latvala in der Tat ein besonderer. "Wenn man sich nicht gut schlägt, endet man in einem negativen Kreislauf. Man fängt an, selbst negativ zu sein, nicht nur beim Fahren, sondern man bringt negative Energie überall hin. Man muss aus diesem Kreislauf herauskommen. Aber ich will noch nicht einmal in diesen Kreislauf, daher muss ich bessere Ergebnisse einfahren."

Vor der abschließenden Power Stage habe er etwas Druck gespürt, da er auf der einen Seite Bonuspunkte holen, auf der anderen Seite aber nicht zu viel riskieren wollte, da er den Sieg brauchte. "Ich habe zwei Fehler gemacht, aber Seb war fantastisch", zollte er seinem Konkurrenten um den Sieg Respekt. "Der Sieg und zwei Punkte in der Power Stage sind wirklich gut nach der harten Zeit, die ich hatte."

Ogier rudert zurück - wenn auch nur zum Teil

Während Latvala Ogier Respekt zollte, und nicht nur dessen Leistung, sondern auch den Nachteil mit der Startposition anerkannte, klangen Ogiers Aussagen nicht nach einem fairen Sportsmann. "Ich weiß, dass es ein glücklicher Tag für viele Leute ist, denn es sieht langweilig aus, wenn immer der Beste gewinnt. Dieses Wochenende hat nicht der Beste gewonnen - aber es ist immer noch eine fantastische Rallye für mich", hatte er nach der Zieldurchfahrt erklärt.

Nachdem es einigen Wirbel um diese Aussagen gab, bemühte sich Ogier, sie ins rechte Licht zu rücken. "Man hat von mir einige Frustration gehört - vor allem in dem Moment, als ich noch sehr hitzig war. Ich habe immer ein Problem damit, meine Frustration zu kontrollieren. So bin ich eben. Ich sage immer, was ich denke", stellte er klar.

"Am Ende der Prüfung habe ich gesagt, dass es frustrierend ist, wenn der beste Fahrer an diesem Wochenende nicht gewonnen hat. Ich habe das gesagt, ich muss aber auch sagen, dass es nicht Jaris Schuld ist, dass er einen Vorteil hatte", fuhr er fort. "So sind die Regeln und er hat den Job gemacht, den er machen musste - und er hat das sehr gut gemacht. Vor allem am Sonntag fuhr er so schnell wie er konnte, um mich hinter ihm zu halten - also Gratulation an ihn und Miikka. Das muss ich sagen."

Am Montagabend veröffentlichte Ogier bei Twitter zudem eine Mitteilung, in der er seinen Respekt für Latvala ausdrückte und klarstellte, dass er mit seinen Aussagen lediglich das aktuelle Reglement bezüglich der Startreihenfolge kritisieren wollte.