Sebastien Ogier war 2010 noch im Citroen-Juniorteam an der Seite von Kimi Räikkönen unterwegs. Doch sein Talent machte es möglich, einen Platz im Werksteam zu ergattern und ab Schweden 2011 saß er als fixer Stammfahrer neben seinem erfolgreichen Landsmann Sebastien Loeb.

Bereits zum Saisonauftakt in Eis und Schnee sicherte sich der Citroen-Pilot den vierten Platz und lag damit - auch durch die bessere Startposition begründet - zwei Positionen vor seinem Teamkollegen Loeb. Seine Stunde schlug allerdings in Mexiko. Bereits am ersten Tag fuhr der 27-Jährige vier Bestzeiten und holte sich die Führung. Diese gab er zwar am Samstag kurzzeitig ab, doch nach einer Zeitstrafe für Loeb war er wieder vorne.

Dabei sollte es aber nicht bleiben, denn Ogier kollidierte am letzten Tag der Rallye mit einem Felsen und schied aus. "Wir haben in diesem Moment extrem hart gepusht. Der Rhythmus war gut, ich fühlte mich im Auto wohl, aber es ist immer so: Ein Fehler und es ist vorbei. Das ist das Gesetz der Rallye", war Ogier bitterlich enttäuscht. Den Titel sah er durch diesen Schnitzer aber noch nicht außer Reichweite. "Es ist noch nicht vorbei, aber wir wissen, dass wir die Rallyes beenden und gute Punkte holen müssen", betonte der Franzose.

Eintrag in die Geschichtsbücher

Drei Wochen später in Portugal setzte er dieses Vorhaben in die Tat um und gewann zum zweiten Mal in Folge die Rallye Portugal. Um seinen Ambitionen auf den Titel noch Nachdruck zu verleihen, setzte er aber noch einen drauf und entschied auch die Rallye Jordanien für sich. Das war aber nicht einfach ein Sieg, sondern der Franzose trug sich in die Geschichtsbücher als knappster Sieger einer Rallye ein.

Sebastien Ogier trug sich in Jordanien als knappster Sieger in die Geschichtsbücher ein, Foto: Sutton
Sebastien Ogier trug sich in Jordanien als knappster Sieger in die Geschichtsbücher ein, Foto: Sutton

Am Ende trennten ihn und Ford-Pilot Jari-Matti Latvala lediglich 0,2 Sekunden. "Ein unglaublicher Tag. Ich musste wie die Hölle Druck machen. Jari-Matti war so schnell. Ich war am Anschlag, da ich Staubsauger spielen musste, was in der zweiten Runde schwierig war", schilderte ein glücklicher Ogier. "Es ist schier unglaublich, dass ich die Rallye derartig knapp gewonnen habe." Genau so sollte es auf Sardinien weitergehen, doch am Ende stand nur ein vierter Platz.

Ein weiterer Rückschlag

"Die schlimmsten Momente waren natürlich meine Fehler. Zuerst in Mexiko und dann in Argentinien. Dadurch habe ich sehr viele Punkte für die Weltmeisterschaft verloren, aber so ist das eben. Das ist Motorsport", erklärte Ogier im Interview mit Motorsport-Magazin.com. In Argentinien passierte ihm ein ähnliches Missgeschick wie schon in Mexiko. Weit voraus, überschlug er sich am letzten Tag und fiel mit defekter Servolenkung und kaputter Windschutzscheibe auf den dritten Rang zurück.

Sebastien Ogier nahm sich in Argentinien selbst die Chance auf den Sieg, Foto: Sutton
Sebastien Ogier nahm sich in Argentinien selbst die Chance auf den Sieg, Foto: Sutton

Und das, obwohl er selbst im Vorfeld noch misstrauisch war. "Auf dem Papier haben wir einen großen Vorsprung. Aber wir müssen bis zum Ende konzentriert bleiben. Wir wissen, dass das Rennen nicht vorbei ist, bevor wir nicht zurück im Parc Ferme sind." Diesen Fauxpas glich er aber mit seinem Sieg in Griechenland wieder aus. "Es war gut so, zurückzukommen nach der Enttäuschung in Argentinien. Die Weltmeisterschaft ist immer noch offen."

Einer der größten Siege

Tatsächlich entwickelte sich der 27-Jährige immer mehr zum großen Herausforderer von Loeb und setzte der Konkurrenzsituation in Deutschland die Krone auf, denn die beiden lieferten sich ab dem ersten Tag ein heißes Duell um Sekunden. Doch Citroen wollte Loeb an der ersten Position sehen, bis dieser einen Reifenplatten erlitt und Ogier ungefährdet zu seinem ersten Triumph auf Asphalt fuhr. "Der Sieg hier ist keine Selbstverständlichkeit, immerhin musste ich gegen Seb antreten und er hat in Deutschland noch nie verloren und ist auf Asphalt immer sehr schnell unterwegs. Ich freue mich wahnsinnig über diesen Sieg. Wir haben gezeigt, dass wir ebenso schnell sein können und das ist ein Boost für unser Selbstvertrauen", jubelte der Citroen-Pilot.

Nun lag er in der WM nur noch 25 Punkte hinter seinem Rivalen. Postwendend lieferte Loeb dann in Australien seinen ersten Ausfall der Saison wie auf einem Silbertablett und Ogier hätte - in Führung liegend - nur zugreifen müssen, um mit dem achtfachen Weltmeister gleichzuziehen. Doch nur zwei Prüfungen später kam auch für ihn das Aus, nachdem er einen Baum berührte und seinen Kühler beschädigte.

Durch erneute Teamorder konnte Loeb am Ende sogar noch einen Punkt wegziehen und Ogier war bedient. Das Blatt drehte sich aber auf der nächsten Loeb-Strecke erneut. Denn in Frankreich, wo der Weltmeister seit 2005 nicht mehr geschlagen werden konnte, fiel Loeb aus und Ogier war der umjubelte Heimsieger. "Der Sieg bedeutet mir sehr viel. Fünf Saisonsiege sind eine ziemlich gute Ausbeute", freute sich Ogier.

Sebastien Ogier vergab in Australien die Chance mit Sebastien Loeb gleichzuziehen, Foto: Sutton
Sebastien Ogier vergab in Australien die Chance mit Sebastien Loeb gleichzuziehen, Foto: Sutton

Doch am Ende sollte es durch einen Motorschaden in Spanien und die Berührung mit einer Mauer in Großbritannien nichts mit seinem ersten WM-Titel werden. Durch die ständigen Machtkämpfe innerhalb des Teams wurde zudem der Vertrag des 27-Jährigen nur zehn Tage nach dem Saisonfinale aufgelöst und er unterschrieb bei Neueinsteiger Volkswagen, wo Ogier zukünftig die erste Geige spielen wird.