In Finnland kommt dem Begriff Rallye-Pilot eine ganz neue Bedeutung zu: Bei der Jagd über die Schotterstrecken und durch die finnischen Wälder verbringen die Fahrer einen bedeutenden Teil ihrer Zeit in luftigen Höhen. Zahllose Sprungkuppen sorgen dafür, dass sich die rund 300 PS starken Turbo-Allradler der Rallye-Weltmeisterschaft immer wieder in erdnahe Umlaufbahnen begeben. Der auch als "1000 Seen" bekannte WM-Lauf wird von den Fans daher gerne als "Rallye der 1000 Sprünge" tituliert.

Ermöglicht werden diese imposanten Flugeinlagen unter anderem durch die extrem hohen Geschwindigkeiten: Bis jenseits der 200 km/h nehmen die Lenkradartisten die gewundenen Waldwege unter die Räder. Durchschnittsgeschwindigkeiten von rund 120 km/h machen den Rallye-Klassiker zur schnellsten Veranstaltung im gesamten Kalender. Logische Folge: Als weiteren Spitznamen verdiente sich das Event schnell das Prädikat "Grand Prix von Finnland".

Hohe Sprünge sind in Finnland an der Tagesordnung., Foto: Sutton
Hohe Sprünge sind in Finnland an der Tagesordnung., Foto: Sutton

Doch das Schnellfahren verlangt nicht nur viel Mut, sondern auch Feingefühl. So verstecken sich hinter den Sprungkuppen oft leichte Biegungen, sodass die Linie vor dem "Take-off" und der Auschrieb exakt passen müssen, um viel Schwung mitzunehmen. Neu ist in diesem Jahr, dass die Rallye an nur noch zweit Tagen ausgetragen wird. Mit 310,05 gewerteten Kilometern ist sie allerdings nur rund 35 kürzer als noch im letzten Jahr, so dass die Piloten am Freitag und Samstag zwei lange Tage erwarten. Insgesamt stehen 19 Wertungsprüfungen auf 11 verschieden Etappen auf dem Programm. Die Gesamtdistanz beträgt 1307,87 Kilometer.

Zumindest aus statistischer Sicht geht Mikko Hirvonen dabei wieder als haushoher Favorit in die Rallye, denn in der 58-jährigen Geschichte der "1000 Seen" trugen sich bislang erst sieben Nicht-Finnen und vier Nicht-Skandinavier in die Siegerlisten ein: Der Spanier Carlos Sainz (1990), der Franzose Didier Auriol (1992), der Este Markko Märtin (2003) und Sébastien Loeb (2008), der mit seinem zweiten Finnland Sieg allerdings auch einen neuen Rekord für einen Nicht-Skandinavier feiern könnte.