Porsche hat auf der traditionellen 'Night of Champions' im Entwicklungszentrum Weissach zum Saisonabschluss seine internationalen Meister geehrt. Vor rund 600 geladenen Gästen und umgeben von diversen Rennwagen des Sportwagenbauers, kamen die Champions der weltweit ausgetragenen Porsche-Markenpokale oder der frischgebackene DTM-Meister Thomas Preining samt der Manthey-Geschäftsführer Nicki und Martin Raeder zusammen.

Nächstes Jahr im Dezember, so der Wunsch direkt aus dem Porsche-Vorstand, sollen auch die Fahrer des neuen Porsche 963 die großen Siegerpokale im Gepäck zur Meisterfeier mitbringen. Der Premiumhersteller setzt mehrere LMDh-Prototypen sowohl in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC als auch in der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA) ein. Im Reigen der zahlreichen Hypercar-Hersteller war Porsche der einzige, der im Jahr des Debüts gleich Autos an Kundenteams vergab.

Porsche Night of Champions 2023 in Weissach mit allen Siegern
Meister-Ehrung bei der Porsche Night of Champions in Weissach, Foto: Porsche AG

Porsche: Le-Mans-Pleite schmerzt noch immer

Für Meisterschaftsgewinne reichte es in der WEC noch nicht gegen die waschechten Hypercars von Toyota oder Ferrari. Insgesamt waren die LMDh-Fahrzeuge nach dem IMSA-Reglement mit ihren zahlreichen Einheitsbauteilen den komplett selbstentwickelten und deutlich teureren LMH-Hypercars unterlegen. In der Langstrecken-WM erreichte das erfahrene Porsche-Trio bestehend aus Andre Lotterer, Kevin Estre und Laurens Vanthoor immerhin zwei Podestplätze (Portimao und Fuji) in den sieben Saisonrennen.

Lotterer/Estre/Vanthoor belegten in der Gesamtwertung hinter den Hypercar-Crews von Toyota und Ferrari sowie dem einzigen Cadillac-Entry den sechsten Platz. Zum fünftplatzierten US-Konkurrenten fehlte am Ende nur ein Punkt. Ein ordentlicher Einstand, wenngleich die Pleite bei den 24 Stunden von Le Mans - der bestplatzierte der vier Porsche 963 erreichte nur den 16. Gesamtplatz mit 17 Runden Rückstand - noch immer schmerzt, wie Motorsportchef Thomas Laudenbach während der Porsche-Gala mehrfach einräumte.

Porsche Night of Champions 2023 in Weissach mit Motorsportchef Thomas Laudenbach
Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach auf der Bühne, Foto: Porsche AG

Porsche-Fahrerkader mit nur einer Veränderung

Für eine umfassende Neukalibrierung der Fahrermannschaften sah man bei Porsche offenbar keinen Grund. Nur der US-Amerikaner Dane Cameron verlässt das zweite WEC-Trio und wird an der Seite von Fred Makowiecki sowie Michael Christensen durch Matt Campbell ersetzt. Cameron wechselt im direkten Austausch für den Australier in die IMSA-Serie zu Porsche-Werksfahrer Felipe Nasr. Das Schwesterauto besetzen weiterhin Nick Tandy und Mathieu Jaminet, die dem Porsche 963 beim 100-Minuten-Sprint in Long Beach den ersten und bisher einzigen Sieg bescherten.

"Wir nehmen keine großen Veränderungen vor", sagte Laudenbach bei der Night of Champions, bei der auch Motorsport-Magazin.com vor Ort war. "Das ist auch wichtig, denn wir blicken auf ein Jahr mit ganz viel Aufbauarbeit zurück. Wir befinden uns auf einem guten Weg und setzen ein Stück weit auf Konstanz. Ich bin überzeugt von unserem tollen Fahrer-Lineup."

Michael Steiner: Wollen Daytona und Le Mans gewinnen

In der IMSA-Serie kämpfte Porsche bis zum Saisonfinale um die Markenmeisterschaft, musste sich am Ende aber 'Local Hero' Cadillac geschlagen geben. Honda-Ableger Acura und der zweite deutsche Hersteller in den Staaten, BMW, folgten auf den Gesamtplätzen drei und vier. Die neue Saison wartet bereits um die Ecke, direkt mit dem Saisonhighlight namens 24-Stunden-Rennen von Daytona im Januar 2024. Beim Florida-Klassiker unterstützen Estre und Vanthoor das Duo Tandy/Jaminet, im Schwesterauto komplettieren Campbell und Josef Newgarden die #7 um Nasr/Cameron.

Wie Laudenbach mehrfach betonte, starte Porsche nicht in einer Meisterschaft, um nur das Starterfeld aufzufüllen. Der Anspruch der Traditionsmarke lautet nichts anderes als Siege, am besten schon im nächsten Jahr. "2024 beginnt mit Daytona, da wollen wir unbedingt gewinnen", bekräftige Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner vor den Gästen, die aus aller Welt nach Weissach gereist waren. "Und wir wollen auch in Le Mans gewinnen."

Porsche-Entwicklungsvorstand Michael Steiner
Michael Steiner, Vorstand für Forschung und Entwicklung der Porsche AG, Foto: Porsche AG

Roger Penske zu Gast - Dr. Wolfgang Porsche sagt kurzfristig ab

Zu den Eingeladenen der Night of Champions zählte unter anderem Roger Penske, der in der ersten Reihe am Tisch des Porsche- und VW-Vorstandssitzenden Oliver Blume Platz genommen hatte und via Übersetzungsgerät den Bühnenreden stets aufmerksam lauschte. Dem 86-jährigen Unternehmer, in den USA ehrfürchtig als 'The Captain' bezeichnet und zum Kreis der Motorsport-Hall-of-Famer zählend, dürften die klar geäußerten Siegesansprüche gefallen haben.

Das 1966 von ihm gegründete Penske-Motorsport-Team führt sowohl in der WEC als auch in der IMSA die Werkseinsätze für Porsche durch. Mister Penske zählte zu den 'heimlichen' Stars der Night of Champions und sein Erscheinen wurde von Marken-CEO Blume wie Vorstandsmitglied Steiner ausgiebig gewürdigt. Dr. Wolfgang Porsche ließ sich unterdessen kurzfristig entschuldigen, wolle aber Ende 2024 wieder der Gala beiwohnen, die dieses Jahr unter dem Motto 'Timeless Challenge' stand.

Porsche Night of Champions 2023 in Weissach mit CEO Oliver Blume
Porsche-CEO Oliver Blume begrüßte die rund 600 Gäste der Night of Champions, Foto: Porsche AG

Porsche-CEO Oliver Blume: Lernen aus Niederlagen

Die Penske-Truppe kann sich 2024 nicht nur auf einen internationalen Langstrecken-Kampf gegen Ferrari, Toyota, Cadillac oder Acura einstellen, sondern dürfte auch von den ambitionierten Porsche-Kundenteams JOTA und Proton (beide WEC) sowie JDC-Miller Motorsports (IMSA) ordentlich Druck bekommen. In der Formel E gelang es dieses Jahr ausgerechnet Jake Dennis (gleichzeitig BMW-Werksfahrer, war nicht auf der Night of Champions) in einem Kunden-Porsche von Andretti, die Weltmeisterschaft zu gewinnen - auf der Langstrecke sollte es dann aber schon bitteschön ein Werksauto sein.

"Im Motorsport vertrauen wir auf unseren Pioniergeist, unseren Mut und Sportlichkeit", richtete Vorstandsboss Blume, der 2024 trotz seines sicherlich vollen Terminkalenders wieder Rennstreckenbesuche plant, motivierende Worte an die Gäste in Weissach. "Die Leidenschaft für Porsche beginnt auf der Rennstrecke. Dabei liegen Sieg und Niederlage oft eng beieinander. Das haben wir in diesem Jahr selbst zu spüren bekommen. Aber wir wären nicht Porsche, wenn wir aus Niederlagen nicht lernen würden."