Mick Schumacher bei den 24 Stunden von Le Mans - das ist ein Paukenschlag für das berühmteste Rennen der Welt. War der Hype um den 100. Geburtstag des Klassikers in diesem Jahr ohnehin schon enorm - er wird 2024 noch etwas größer werden. Wenn Schumacher, der Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael, mit dem neuen Alpine gegen die riesengroße Hypercar-Konkurrenz antritt, schaut wirklich die ganze Welt zu.

Die in Le Mans bzw. in der WEC vertretenen Autohersteller - 2024 werden es BMW, Porsche, Ferrari, Toyota, Peugeot, Lamborghini, Cadillac und eben Alpine sein - sind sowieso schon eine Klasse für sich. So viele Marken in einer Serie hat es nie zuvor in der Geschichte des Langstreckensports gegeben. Was dem Endurance-Sport ein wenig fehlte, waren aber immer die großen, über den reinen Rennsport hinaus bekannten Fahrer.

Alonso oder Toyota: Wer gewann eigentlich Le Mans?

Man erinnere sich an die wenigen Ausnahmen der letzten Jahre, die das Rennen in Le Mans praktisch im Alleingang trugen: Als sich wegen Toyotas Alleinherrschaft kaum jemand für den Klassiker interessierte, sorgte immerhin Fernando Alonso 2018 und 2019 für weltweite Schlagzeilen. Oder auch Nico Hülkenberg, der Le Mans 2015 mit Porsche gewann und wegen seiner Formel-1-Vita voll im Rampenlicht stand.

Jetzt kommt Schumacher - und es werden noch weitere bekannte F1-Namen wie Jenson Button, Robert Kubica und Co. hinzustoßen. Sebastian Vettel 2024 wohl noch nicht, wie man so hört. Dafür hebt jetzt der Rennfahrer mit dem bekanntesten Nachnamen im Motorsport Le Mans - und hoffentlich auch die weiteren, bisher eher vernachlässigten WEC-Rennen - auf ein neues Level.

Mick Schumacher startet 2024 für Alpine in der WEC und bei den 24 Stunden von Le Mans
Diesen Alpine-LMDh steuert Mick Schumacher 2024, Foto: Alpine

Langstrecken-Stars profitieren von Interesse an Schumacher

Der Lobgesang auf Schumachers Verpflichtung soll bitte nicht als mangelnder Respekt für die derzeitigen Langstrecken-Piloten erachtet werden. Fahrer wie Sebastien Buemi, Renger van der Zande, Filipe Albuquerque, Kevin Estre, Alessandro Pier Guidi und so viele weitere sind absolute Superstars in der Szene; dem normalen Sport-Fan aber nur wenig bekannt. Nicht zuletzt, weil sie sich meist die Rennwagen mit Teamkollegen teilen und dann lieber von Startnummern statt von Fahrernamen gesprochen wird.

Aber trotz all der tollen Teamleistungen und der Technik interessieren sich Menschen am Ende für Menschen. Mick Schumacher steht seit seinem Automobildebüt 2015 in der ADAC Formel 4 bis hin zu seinen Formel-1-Jahren 2020 und 2021 mit Haas stets unter genauer - manchmal zu genauer - Beobachtung der breiten Masse. Inzwischen hat der 24-Jährige mit gewonnener Reife auch diese Herausforderung bestens gemeistert. Andere Fahrer werden vom großen Interesse an Schumacher profitieren und ebenso die Aufmerksamkeit in der Masse erhalten, die ihnen zweifellos gebührt.

Mick Schumacher: Kein Zweifel an Talent im Prototypen

Was Mick zuletzt fehlte, war ein Einsatzcockpit auf höchstem Niveau. Das hat er nun in der Top-Klasse der WEC bekommen, wenngleich sich sicherlich einige Fans gewünscht hätten, dass er bei einem der deutschen Hersteller unterkommt. Und nein, der Sportwagen-Wechsel schließt eine spätere Rückkehr in die Formel 1 natürlich nicht aus. Warum sollte er auch, Mick ist ja noch ein junger Mann.

Jetzt also Schumacher im LMDh-Wagen von Alpine, der vor seinem Debüt in der Hypercar-Klasse steht und es mit Schwergewichten samt deren größerer Erfahrung aufnehmen muss. Sind die LMDh-Autos aus der IMSA wieder so wenig konkurrenzfähig gegen die WEC-Hypercars wie in diesem Jahr, wird es schwierig für Mick und Co. Die 'echten' Hypercars von Toyota und Ferrari dominierten sämtliche Saisonrennen quasi nach Belieben. Die Regelmacher arbeiten an einer BoP-Lösung, gefunden ist sie offenbar aber noch nicht. Mit Namen wie Schumacher nimmt der Druck zu.

Schumacher betritt mit der Langstrecke eine für ihn neue Welt, dürfte aber keine allzu großen Anpassungsschwierigkeiten haben. Wer ein 1.000 PS starkes Formel-1-Auto gebändigt hat, kommt auch mit einem 680 PS starken Prototypen klar. Der Umgang mit Hybridantrieben und das so wichtige Reifenmanagement werden ihm helfen. Lernen muss Mick noch die enge Zusammenarbeit mit seinen Teamkollegen, nachdem er im Formelauto zuvor stets als Einzelkämpfer unterwegs war. Sein bisher gezeigter Charakter lässt keinen Zweifel daran, dass ihm auch diese Aufgabe gelingen wird.