Das neue Hypercar-Projekt von Isotta Fraschini nimmt konkrete Züge an: Am Dienstag dieser Woche absolvierte der sogenannte Tipo 6 LMH-Prototyp seinen Rollout auf dem italienischen Kurs Vallelunga in der Nähe von Rom. Am Steuer des Boliden saß Maurizio Mediani, ein 54-jähriger Motorsport-Veteran, der zwischen 2013 und 2016 viermal die 24 Stunden von Le Mans bestritt und als Testfahrer von Projektpartner Michelotto am Steuer saß.

Isotta Fraschini, ein im Jahr 1900 gegründeter Autohersteller und Motorenbauer, strebt mit seinem Hypercar den Einstieg in die Langstrecken-Weltmeisterschaft an und will baldmöglich in Le Mans an den Start gehen. Wann genau, bleibt unklar. Das Fahrzeug muss nach dem ersten Streckentest zunächst die Homologation bewältigen, um im Anschluss vom ACO und der FIA eine Starterlaubnis zu erhalten.

Der Tipo 6 von Isotta Fraschini beim Rollout in Vallelunga, Foto: Isotta Fraschini/Twitter
Der Tipo 6 von Isotta Fraschini beim Rollout in Vallelunga, Foto: Isotta Fraschini/Twitter

Isotta Fraschini: Hypercar mit Power von HWA und Bosch

Hinter dem Projekt, das es in Zukunft mit Schwergewichten wie Toyota, Ferrari, Peugeot oder Porsche aufnehmen soll, stecken mehrere Partner. Der Antrieb des Tipo 6 LMH stammt von HWA aus Affalterbach und verfügt über einen 3-Liter-V6-Turbomotor, das Hybridsystem an der Vorderachse soll Bosch entwickelt haben. Das italienische Unternehmen ARS Technologies hat das Chassis gebaut, für die Entwicklung der Aerodynamik zeichnet Williams Advanced Engineering verantwortlich.

Die Entwicklungsarbeit leistet Vector Sport, ein junges Team aus der LMP2-Kategorie der WEC um Teamchef Gary Holland. "Der erste Rollout mit dem Auto verlief relativ problemfrei, was sehr beeindruckend ist", sagte der Brite in Vallelunga. "Wir wollen nun die Performance und hoffentlich den Homologationsprozess ans Laufen bekommen und freuen uns auf Rennen-für-Rennen-Einschreibungen bis zum Jahresende. Ich hoffe, der ACO sieht unsere Bemühungen und gewährt uns Zutritt, damit wir gegen andere LMH-Teams antreten können."

Isotta Fraschini will in der WEC und bei den 24h Le Mans an den Start gehen, Foto: Isotta Fraschini/Twitter
Isotta Fraschini will in der WEC und bei den 24h Le Mans an den Start gehen, Foto: Isotta Fraschini/Twitter

Isotta Fraschini zieht positives Zwischenfazit

In Vallelunga stand für Isotta Fraschini das übliche Rollout-Prozedere auf dem Plan: Kurze Runs über drei und dann fünf bis acht Runden am Stück, zwischendurch Pausen für Systemchecks. Am Nachmittag soll das 200-kW-Hybridsystem erstmals auf der Strecke zum Einsatz gekommen sein. Vor dem Shakedown hat das italienische Hypercar unterschiedliche Entwicklungsstufen im Simulator, im Windkanal und auf dem Prüfstand durchlaufen. Eine Kleinserie an Straßenfahrzeugen und Track Tools ist geplant.

"Das erste Mal, dass unser Auto mit Rädern auf dem Asphalt steht, ist natürlich für alle eine aufregende Sensation, angefangen bei den Technikern, die es gebaut haben, die anwesend waren und es so endlich auf der Strecke gesehen haben", sagte Isotta-Motorsport-Geschäftsführer Claudio Berro. "Für uns alle war es ein guter Moment, auch weil der Tag nach Plan verlief. Ich würde sagen, dass wir mit den letzten paar Runden mit aktiviertem Hybridsystem den ersten Tag mit Zufriedenheit für alle abgeschlossen haben."