Mit Audi verlässt ein Urgestein der letzten beinahe zwei Jahrzehnte die Langstrecken-Szene. Nach der Verkündung des Ausstiegs haben sich nun auch die Offiziellen der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC zu Wort gemeldet. Pierre Fillon, Präsident des ACO, erklärte tiefes Bedauern. "Mit Emotionen haben wir heute Morgen Audis Entscheidung zur Kenntnis genommen, sich vom Langstrecken-Sport zurückzuziehen. Obwohl wir darauf vorbereitet waren, bedauern wir es, dass eine Schlüsselfigur des Langstrecken-Sports uns verlässt, um ein anderes Abenteuer einzugehen", so Fillon.

Die Worte des Franzosen lassen erahnen, dass der Abschied Audis keine große Überraschung mehr war. Seit Wochen gab es diverse Gerüchte. Bereits nach dem Porsche-Einstieg 2014 wurde die Sinnfrage gestellt, warum der VW-Konzern gleich zwei Marken gegeneinander ins Rennen schickt. Spätestens nach dem Abgas-Skandal, der einen riesigen finanziellen Schaden nach sich zog, war ein Rückzug einer der Marken ein realistisches Szenario.

Audi mehr als nur ein Wettbewerber

Fillon verweist auf die prägende Rolle, die Audi im Langstrecken-Sport und besonders in Le Mans gespielt hat. "Seit 1999 hat die deutsche Marke einige der schönsten und stärksten Kapitel in der Geschichte Le Mans' und der WEC geschrieben. Nicht nur als ein reiner Wettbewerber, sondern vor allem als Mitwirkender hat die Marke mit den vier Ringen zum Wachstum des Langstrecken-Sports auf der ganzen Welt beigetragen", lobt Fillon.

Gerard Neveu, Geschäftsführer der WEC, nimmt die Entscheidung zur Kenntnis. "Wir verstehen die Entscheidung, auch wenn wir den Abschied eines wichtigen Mitspielers bedauern", so Neveu. Er denkt vor allem an die zahlreichen Einzelpersonen, die durch den Abschied Audis betroffen sind. "Wir teilen unsere Gedanken mit jedem bei Audi Sport und dem Team Joest. Mit Fahrern, Ingenieuren, Mechanikern und Teammitgliedern, für die diese Nachricht schmerzhaft ist. Wir zeigen ihnen unsere Bewunderung und Dankbarkeit für ihre außergewöhnliche sportliche Leistung in der WEC seit 2012", äußert Neveu seinen Dank.

2014 gewann Audi letztmals in Le Mans, Foto: Audi
2014 gewann Audi letztmals in Le Mans, Foto: Audi

Zukunft der WEC nicht gefährdet

Für die Serie selbst ist der Ausstieg Audis ein mittelschweres Desaster, da nun mit Toyota und Porsche nur noch zwei Hersteller bleiben. Die Zukunft der WEC sieht Pierre Fillon jedoch nicht gefährdet. "Kostenreduktion für die Hersteller ist ein wichtiger Fokus für den ACO, in Zusammenarbeit mit der FIA. Diese beiden Organisationen haben den Fahrplan für die kommenden Jahre festgelegt: An der Spitze der Innovationen zu verbleiben, indem man gleichzeitig die beste Plattform für neue Technologien bietet, um die Autos von morgen auszurüsten", erklärt Fillon.

Auch von der teuren Hybrid-Technik werde man sich nicht verabschieden. "Die Hybrid-Technologie und Elektro-Motoren sind bereits Teil unseres täglichen Lebens im Langstrecken-Sport. Die Veränderungen des technischen Reglements hin zum Wasserstoff-elektrischen Antrieb sind eine Antwort auf die energetischen Notwendigkeiten dieser Zeit", kündigt Fillon an, die WEC in Zukunft Richtung Wasserstoff-Konzept lenken zu wollen.

Der Ausstieg von Audi sei zwar bedauerlich, jedoch werde die Serie fortbestehen und für andere Hersteller attraktiv bleiben. "Ein Hersteller geht, ein anderer wird bald kommen. So ist das Leben einer Meisterschaft", sieht Gerard Neveu keinen Grund für langen Kummer.

Porsche und Toyota bedauern Abgang

Bei den WEC-Konkurrenten Porsche und Toyota nahm man die Ankündigung Audis mit Bedauern entgegen. Die amtierenden Le-Mans-Sieger aus Zuffenhausen danken den Ingolstädtern via Twitter für tolles Racing und freuen sich auf die verbleibenden zwei Rennen. Ähnlich äußerte sich auch Toyota.