Eines eint die drei LMP1-Hersteller nach dem Auftakt zur WEC-Saison 2016 in Silverstone: Sie alle hatten mit Problemen zu kämpfen und mussten im Laufe des 6-Stunden-Rennens den Ausfall eines Autos beklagen. Der Porsche #1 wurde in einen Unfall verwickelt, beim Audi #8 fiel der Hybrid aus und ein Reifenschaden machte nicht nur das Heck, sondern auch die Siegambitionen des Toyota #5 zunichte. Audi ging am Ende als Sieger hervor, musste den Sieg aber kurz darauf abgeben. Motorsport-Magazin.com hat sich das Rennen aller der LMP1-Hersteller genauer angesehen.

Audi in Silverstone: Zu früh gefreut

Seine Doppel-Pole konnte Audi zunächst ummünzen und mit beiden Autos die Spitze halten. Doch es dauerte nur eine halbe Stunde, bis der Porsche #1 die Führung übernahm. Fortan gab es zwei Duelle Porsche vs. Audi, einmal um Platz eins und einmal um Platz drei. Zeitweise lagen Di Grassi/Duval/Jarvis vor dem Schwesterauto mit der #7, doch dann machte sich ein Problem beim Hybrid bemerkbar. Das kostete der #8 zunächst einige Sekunden pro Runde, nach etwas mehr als zwei Stunden war endgültig Schluss.

"Es ergab sich ein Hybridproblem, was uns zunächst vier Sekunden pro Runde gekostet hat und schließlich zum Ausfall führte. Das war sehr enttäuschend", gab ein zerknirschter Oliver Jarvis hinterher zu. Dennoch herrschte Zufriedenheit über die allgemeine Performance, schließlich fuhr die #7 nach einer Taktik-Schlacht gegen Porsche als Sieger über die Ziellinie. "Ich freue mich, dass unser Auto so tadellos lief. Das gibt unseren Ingenieuren Rückenwind", freute sich André Lotterer nach dem Rennen.

Sorgen bereitete ihm aber die überlegene Performance des Weltmeister-Porsche im Rennen: "Wir erkennen aber auch an, wie schnell der Porsche mit der #1 heute war", gab Lotterer zu Bedenken. Doch wenige Stunden später war all dies Makulatur: Bodenplatte zu dünn, #7 wurde daraufhin disqualifiziert. Damit steht Audi mit gerade einmal einem Punkt da anstelle von 26.

Porsche in Silverstone: Karma wendet alles zum Guten

Wie schon im letzten Jahr konnte Porsche seine überlegene Pace nicht in einen Sieg umsetzen - bis die Rennleitung wenige Stunden nach dem Rennen den Audi #7 disqualifizierte. Der Porsche #1 übernahm zwar nach einer halben Stunde die Führung, doch Brendon Hartley warf das Rennen durch einen Unfall mit dem GTE-Am-Porsche #86 von Gulf Racing weg. "Als ich das Auto übernahm, war einfach alles gut. Ich hatte einen komfortablen Vorsprung, fühlte mich nicht übermäßig unter Druck und kam gut durch den Verkehr. Dann wollte ich einen GT außen herum überholen, was in Kurve zwei ganz normal ist", gab Hartley zunächst zu Protokoll.

"Aber der Fahrer hat mich nicht gesehen und die ganze Streckenbreite genutzt. Es ging unheimlich schnell, und wir haben uns berührt – ein vermeidbarer Rennunfall", ärgerte sich Hartley nach dem Rennen. Der Unfall verursachte eine 20-minütige Full Course Yellow. Beim Neustart lag das Schwesterauto #2 vorne, wurde aber vom Audi #7 überrumpelt. Danach jagten Dumas/Jani/Lieb den Audi bis zum Schluss vergeblich, stattdessen wurden sie beim Überrunden noch in eine Kollision mit dem Ford GT #67 verwickelt.

Mit dem Verkehr war das Trio auf dem Porsche #2 generell nicht glücklich: "Als ich im letzten Renndrittel wieder am Steuer saß, hatte ich erneut Schwierigkeiten beim Überrunden. Vielleicht liegt es daran, dass wir auf den Geraden nicht mehr den großen Vorteil genießen wie im vergangenen Jahr", mutmaßte Neel Jani hinterher. Der Schweizer jagte den Audi #7 aber weiterhin - bis das Schicksal erneut bei Porsche zuschlug: Reifenschaden in der letzten Stunde! "Der Plattfuß hat uns dann zum Schluss die letzte Siegchance genommen", haderte Jani. Den Sieg hat der Porsche #2 aber letztlich doch geerbt durch Audis Disqualifikation.

Toyota in Silverstone: #6 springt nach Plattfuß bei der #5 in die Bresche

Toyota konnte im Rennen nicht ganz die Pace von Audi und Porsche gehen, dennoch wurde ersichtlich: Man ist mit dem brandneuen TS050 Hybrid wieder näher an der Konkurrenz dran als noch vor Jahresfrist. Die beiden Toyotas #5 und #6 lagen zunächst auf den Plätzen fünf und sechs und machten nach gut zwei Stunden durch die Ausfälle bei Porsche und Audi zwei Positionen gut. Der Toyota #5 lag auf Platz drei, doch ein Reifenschaden gleich nach einem Boxenstopp warf Davidson/Buemi/Nakajima aussichtslos zurück.

Nakajima war nach diesem Malheur untröstlich: "Das mit dem Platten ist richtig blöd. Ich glaube, dass ich einen GT-Wagen touchiert habe, aber ganz sicher bin ich nicht. In diesem Moment lief einfach alles schief. Meinen Dank an die Mechaniker, die das Auto repariert haben." Das Schwesterauto sprang in die Bresche und sicherte das Premieren-Podium für den neuen Toyota-Boliden ab. Als Dritter kamen Sarrazin/Conway/Kobayahsi ins Ziel.

"Das war zwar kein Sieg, aber ein Podium ist gut fürs Team. Der TS050 ist ein wirklich gutes Auto und hat großes Potenzial. Wir müssen uns im Umgang mit dem Wagen noch in vielen Bereichen verbessern, aber damit sind wir schon weiter als im Vergleich zu 2015", freute sich Sarrazin über den Sprung, der Toyota über den Winter gelungen ist. Mit dem letztlich zweiten Platz durch Sarrazin/Conway/Kobayashi baute Toyota auch seine Podestserie aus: Seit der ersten WEC-Saison 2012 stand jedes Jahr ein Toyota-Trio auf dem Treppchen.