Auch zwei Wochen nach dem Tod von Andrea Antonelli war der schreckliche Unfall des Italieners in Moskau das beherrschende Thema im Fahrerlager der Superbike-Weltmeisterschaft. Im Schatten der Tragödie boten jedoch auch zahlreiche Piloten herausragende Leistungen. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Höhepunkte an der britischen Traditionsstrecke von Silverstone zurück.

Pechvogel des Wochenendes

Wirklich bitter verlief der zweite Lauf von Silverstone für BMW-Pilot Chaz Davies. Er war vom sechsten Rang aus in das Rennen gegangen, konnte sich aber Position um Position nach vorne kämpfen und lag zwischenzeitlich auch in Führung. Nachdem er bereits in Moskau deutlich in Front gelegen war, schließlich aber noch seinen Teamkollegen Marco Melandri passieren lassen musste, schien es dieses Mal mit dem Sieg für den 26-Jährigen zu klappen. Doch wenige Runden vor dem regenbedingten Rennabbruch nahm das Schicksal seinen Lauf. Der Motor an der BMW S1000 RR des Walisers ging in Rauch auf und Davies musste seinen Arbeitstag vorzeitig beenden. "Es war frustrierend. Ich hätte mich sehr darüber gefreut, bei meinem Heimrennen auf dem Podium zu stehen, aber es hat heute einfach nicht sein sollen", war ihm die Enttäuschung deutlich anzusehen.

Abräumer des Wochenendes

Die bisherige Saison lief für Jonathan Rea nicht unbedingt nach Wunsch. Je eine Podiumsplatzierung in Assen und Portimao waren das Höchste der Gefühle. Doch im ersten Rennen von Silverstone ging dem Piloten des niederländischen Pata-Honda-Teams bei schwierigsten Verhältnissen der Knoten auf. Er übernahm von Startplatz drei aus die Führung und fuhr über weite Strecken des Rennens in einer eigenen Liga. Eine Situation, die für den 26-Jährigen alles andere als einfach war: "Es war ziemlich furchteinflößend alleine an der Spitze zu fahren, denn ich musste sehr vorsichtig sein und ein kontrolliertes Rennen abspulen." Er brachte seine CBR1000RR sicher als Erster über die Ziellinie. "Das ist sicher einer der schönsten Erfolge meiner Karriere", strahlte der Nordire nach seinem Triumph im "Home of British Motor Racing". Nach Rang vier in Rennen zwei verließ Rea Silverstone mit 38 Zählern für die Weltmeisterschaft und war somit erfolgreichster Pilot dieses Wochenendes.

Kämpfer des Wochenendes

Sylvain Guintoli wurde für seinen Einsatz belohnt, Foto: Aprilia Racing Team
Sylvain Guintoli wurde für seinen Einsatz belohnt, Foto: Aprilia Racing Team

Auf die Zähne beißen mussten an diesem Wochenende gleich zwei Piloten. Einer von ihnen war der Führende in der Weltmeisterschaft, Sylvain Guintoli. Er hatte sich vor gut zwei Wochen bei einem Mountainbikeunfall an der Schulter und dem Schlüsselbein verletzt. Eine Pause in Silverstone kam für den Franzosen jedoch nicht in Frage – kein Wunder bei nur vier Zählern Vorsprung in der Gesamtwertung auf seinen ersten Verfolger Tom Sykes. Trotz starker Schmerzen und praktisch nicht vorhandener Kraft in seinem rechten Arm brachte der Aprilia-Pilot seine Maschine in beiden Läufen ins Ziel, und das auch noch relativ schnell. Mit den Rängen vier und sechs konnte er sich zwei Mal vor Tom Sykes platzieren und seinen Vorsprung somit auf 13 Punkte vergrößern.

Neben Guintoli stand auch Davide Giugliano angeschlagen am Start. Der Althea-Pilot wurde in der samstäglichen Superpole bei einem Abflug von seiner Aprilia am Bein getroffen und hatte auch am Sonntag noch große Schmerzen. Sein Einsatz blieb jedoch größtenteils unbelohnt. Im ersten Rennen musste er bereits nach einer Runde mit einem technischen Defekt aufgeben und in Lauf zwei reichte es nur zu einem WM-Punkt.

Überraschung des Wochenendes

Suzuki zählte im Jahr 2013 zu den Sorgenkindern der Superbike-Weltmeisterschaft – bis zum Silverstone-Wochenende. Bisher noch ohne Podiumsplatzierungen schaffte mit Leon Camier in Lauf eins und Jules Cluzel im zweiten Rennen beide Male ein Pilot des FIXI-Crescent-Suzuki-Teams auf das Treppchen der ersten Drei. Mit insgesamt 57 Zählern an diesem Wochenende holte der dritte große japanische Hersteller in der World Superbike somit in Silverstone mehr als ein Drittel seiner gesamten Punkte in diesem Jahr. Ein Aufschwung, mit dem man wohl nicht einmal beim Rennstall selbst gerechnet hätte.

Bonus des Wochenendes

Silverstone war natürlich auch Rennwochenende eins nach dem tragischen Tod von Supersport-Fahrer Andrea Antonelli in Moskau. So stand das Event auch im Zeichen des Gedenkens an den verunglückten Italiener. Am Samstag versammelte sich das gesamte Paddock der World Superbike an der Ziellinie von Silverstone um dem mit nur 25 Jahren verstorbenen Piloten die letzte Ehre zu erweisen. Seine Kawasaki mit der Nummer acht wurde zusammen mit der Siegertrophäe des Rennens in Moskau, die ihm gewidmet wurde, ein letztes Mal an eine Rennstrecke gebracht.

Das Fahrerlager nahm in Silverstone Abschied von Andrea Antonelli, Foto: Dorna WSBK
Das Fahrerlager nahm in Silverstone Abschied von Andrea Antonelli, Foto: Dorna WSBK

Auch Loris Baz, der das zweite Rennen der Superbike für sich entscheiden konnte, dachte in der Stunde des Erfolges an seinen ehemaligen Kontrahenten: "Ich möchte diesen Sieg Andrea widmen. Wir werden dich nie vergessen!"