Du lebst nun schon einige Jahre in England und auch deine Frau, Caroline, ist Engländerin. Wie war das Auswandern für dich?
Sylvain Guintoli: Ich würde sagen, dass sich mein ganzes Leben um England gedreht hat. Ich habe sehr wenig Englisch gesprochen, als ich hierher kam, habe die Sprache aber schnell gelernt und mich angepasst. Ich liebe die englische Mentalität im persönlichen und professionellen Leben. Es ist eine Art und Weise, die ich genieße und sie passt sehr gut zu mir. Caroline und ich haben 2006 geheiratet und lebten seither nur in England mit unseren drei Kindern. Meine Frau arbeitet nicht und kümmert sich um sie und mich, wobei es eigentlich besser ist von vier Kindern zu sprechen, denn wir erwarten im November unser viertes.

Das World Superbike Rennwochenende in Donington Park hat für dich eine bestimmte Bedeutung. Würdest du es als Heimrennen bezeichnen?
Sylvain Guintoli: Ja, es ist ein sehr besonderes Event für mich. Zunächst einmal lebe ich nur 20 Minuten von der Rennstrecke entfernt, also würde ich schon sagen, dass ich 'zu Hause' bin. Außerdem habe ich unvergessliche Erinnerungen: 2003 habe ich meine Frau hier kennengelernt, was ein Zeichen gewesen sein muss. Weniger erfreulich war mein Unfall 2009, als ich mir in einem Rennen der britischen Superbike-Meisterschaft die schwerste Verletzung meiner Karriere zuzog. Ich konnte mehrere Monate nicht fahren. Das war eine schwierige Zeit und zwang mich zu vielen Fragen über die Zukunft. Aber heute bin ich glücklich, zurück auf der Strecke zu sein und besonders gegen die britischen Fahrer zu kämpfen. Davon gibt es in der World Superbike in diesem Jahr viele und ich habe ein gutes Verhältnis zu allen. Es wird viel Spaß machen im Donington Park gegen sie zu fahren, denn während ich es als Heimrennen sehe, bezeichnen sie mich als Franzosen. Sie wollen vor ihren Fans unbedingt gute Leistungen zeigen, aber für mich ist das genau das Gleiche! Also ist es sehr spannend und eine große Herausforderung. Ich bezeichne aber auch Magny-Cours im Oktober als mein Heimrennen. Ich denke, dass ich viel Glück habe, zwei nationale Events zu bestreiten.

Ist Magny-Cours ein persönliches Schlüsseldatum deiner Saison?
Sylvain Guintoli: Natürlich! Es ist wichtig für mich, vor den französischen Fans gut zu sein und ich freue mich darauf. Ich würde dort gern eine starke Leistung zeigen. Im Gegensatz zu 2012 findet das letzte Rennwochenende nicht wieder auf dieser Strecke statt, aber ich werde trotzdem genauso gespannt darauf sein, wieder in Frankreich zu fahren. Ich bin seit zehn Jahren nicht mehr in Magny-Cours gestartet, bis ich 2010 zurückkam. Es war ein besonderes Gefühl, das mich in die Tage der französischen Meisterschaft zurückversetzte. Seither ist so viel passiert. Ich mag die Strecke wirklich, ich genieße es, dort zu fahren und um die besten Positionen zu kämpfen. Ich wäre so stolz, auf dem Podium zu landen, zu gewinnen oder sogar den Titel dort zu feiern. Ich bin mir sicher, dass es dieses Jahr eine großartige Veranstaltung wird.

Das klingt, als hättest du schon darüber nachgedacht, den Titel in Magny-Cours zu holen…
Sylvain Guintoli: Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Momentan mache ich mir keinen Druck was den Titel angeht und gehe jedes Rennen einzeln an. Es ist zunächst einmal wichtig, bei jeder Veranstaltung Punkte zu sammeln, wenn möglich auf dem Podium zu landen und weiter alles zu geben. Das ist eine duale Strategie, denn man muss immer so hart wie möglich kämpfen. Ich bin für die Herausforderung bereit, aber werde keine gewagten Risiken eingehen, die mich davon abhalten würden, Punkte zu holen. Natürlich zielt diese Haltung darauf ab, die Meisterschaft zu gewinnen und ich werde alles tun, um das in die Tat umzusetzen. Aber momentan ist die Saison noch immer lang. Das Team und ich teilen das gleiche Ziel: Unser Bestes zu geben, um es aufs Podest zu schaffen und die Rennen zu gewinnen. Wenn wir das schaffen, wird der Titel folgen. Ich bin glücklich, denn ich habe ein gutes Motorrad. Die Aprilia RSV4 ist wunderbar und wirklich kraftvoll. Es besteht eine gute Beziehung zum Team und ich habe die Ehre mit hochbegabten Menschen zu arbeiten, die zuvor Max Biaggi beim Titelgewinn halfen. Ich bin dieses Jahr sehr glücklich.