Mit einem bescheidenen Gesamtresultat endete für Manthey-Racing der Langstreckenlauf am Samstag. Vier unter der Nennung des Meuspather Rennstalls fahrende Porsche klebte sprichwörtlich das Pech an den Rädern und sie kamen nicht ins Ziel. "Da die Generalprobe daneben ging, blicken wir optimistisch in Richtung Pfingsten", quittierte Teamchef Olaf Manthey mit ironischem Unterton die Ausbeute des Wochenendes. Bester Manthey-Elfer beim zweiten VLN-Wertungslauf war der Wochenspiegel-Porsche, dem der Sprung auf das Klassenpodest gelang.

Wer geglaubt hatte, das große Starterfeld des verzögerten Saisonauftaktes von vor zwei Wochen ließe sich nicht mehr toppen, sah sich nach einem Blick in die Teilnehmerliste eines Besseren belehrt: Unglaubliche 32 GT3-Rennwagen waren u.a. genannt, dazu topbesetzte Autos in den Klassen SP8, SP7 und Cup 2. "Da sind locker 60 potentielle Podiumskandidaten dabei", stellte Olaf Manthey schon vor dem Rennen fest und verwies auf die ungebrochene Attraktivität und einmalige Konkurrenzfähigkeit der Langstreckenserie vor seiner Haustüre.

Eisige Temperaturen

Der 'Dicke' fiel mit Defekt aus, Foto: Gruppe C Verlag
Der 'Dicke' fiel mit Defekt aus, Foto: Gruppe C Verlag

Doch damit nicht genug: Der Lauf, der für zahlreiche Teams nichts anders war als die wichtige Generalprobe für den 24h-Eifelmarathon zum Pfingstfest, sahen sich zudem der Rückkehr des Winters ausgesetzt. Bei Temperaturen um zwei Grad und Regen war zunächst fraglich, ob das Rennen überhaupt gestartet wird. Die gefährliche Mischung aus Kälte, dichtem Nebel und Regen machte es allen Beteiligten nicht leicht, doch Qualifying und Rennen konnten absolviert werden.

Zunächst hatte die Rennleitung jedoch zur Sicherheit zwei Einführungsrunden angesetzt. In dem dichten Nebel war das Starterfeld eher zu hören, als zu sehen und dementsprechend vorsichtig verlief auch die riskante Startphase. "Das ging gottlob alles sehr diszipliniert ab", bestätigte Porsche-Werkspilot Bernhard, Startfahrer auf dem gelb-grünen 911 GT3 RSR nach seinem Stint. "Wenn schon die Zuschauer kaum etwas gesehen haben, kann sich jeder leicht ausmalen, wie es uns in den Fahrzeugen ergangen ist, zumal wir ja noch mit der Gischt der vor uns Fahrenden zu kämpfen hatten!"

Im Moskovskaya-Porsche mit der Startnummer 60 übernahmen dieses Mal Timo Bernhard und Romain Dumas die Rolle des Co für Manthey-Stammpilot Jochen Krumbach. Letztgenannter zog für sich ein positives Resümee seiner Fahrt im "Dicken": "Das passt einfach! Trotz der schwierigen Bedingungen hatte ich viel Spaß! Ich mag den RSR und komme mit diesem Rennwagen besser zurecht, als mit dem R in der letzten Saison. Nur sind wir leider unverändert zu langsam!"

Als der Regen nachließ und die Ideallinie immer mehr abtrocknete, war es Romain Dumas, der den nunmehr mit Slicks besohlten Elfer nach vorne trieb. Bemängelte Bernhard noch fehlenden Grip auf der nassen Strecke, so machte der Franzose auf trockenem Terrain Platzierung um Platzierung gut, bis ein Antriebswellenschaden das Aus im siebzehnten Umlauf bedeutete und Dumas den RSR im Streckenabschnitt zwischen Kesselchen und Bergwerk abstellen musste. Technisch wieder fit wird der "Dicke" beim 24h-Rennen mit dem Quartett Lieb, Luhr, Bernhard und Dumas auf Zeitenjagd gehen.

Wochenspiegel-Elfer bester Manthey-Porsche

Der Wochenspiegel-Elfer fuhr auf den zweiten Rang in der SP7, Foto: Gruppe C Verlag
Der Wochenspiegel-Elfer fuhr auf den zweiten Rang in der SP7, Foto: Gruppe C Verlag

Bester Porsche aus der Flotte der Mantheyschen VLN-Porsche war der Wochenspiegel-Elfer. Für das Stammtrio Georg Weiss, Michael Jacobs und Oliver Kainz stand die Vorbereitung für das 24h-Rennen ganz oben auf der To-Do-Liste. "Für uns war die Platzierung dieses Mal nachrangig. Wichtig war mir, den RSR so einzustellen, dass wir mit optimiertem Setup und einem guten Gefühl den 24h-Klassiker in Angriff nehmen können", machte Weiss deutlich, der nur zu gerne seinen Elfer in Meuspath hätte stehen lassen.

"Das Unfallrisiko ist unglaublich groß, weshalb wir vor der Saison eigentlich vereinbart hatten, dass der Wochenspiegel-Porsche am dritten Lauf nicht teilnimmt. Doch der Ausfall der Einstellfahrten und des ursprünglichen VLN-Auftaktes hat uns quasi zur Teilnahme gezwungen, um weiter wichtige Daten zu sammeln". Ohne Blessuren rollte schlussendlich der 911 GT3 RSR auf den zweiten Platz des Podiums der SP7-Kategorie! Mit Jochen Krumbach als viertem Piloten ist nun der 24h-Langstreckenklassiker in drei Wochen Hauptziel der schnellen Truppe auf dem Wagen mit dem auffälligen Zeitungsdekor.

Nur zwei Runden nach dem Ausfall des gelbgrünen Elfers, ereilte den bis dahin mit Abstand schnellsten Manthey-Porsche das Aus durch "technischen KO": Der von Wolfgang Kohler und Christian Menzel pilotierte Porsche GT3 Cup mutierte bis zu seinem Ausfall in der neunzehnten Runde zum Favoritenschreck, denn mit sensationellem Speed knackte Lokalmatador Menzel die Phalanx der deutlich stärker motorisierten GT3-Renner und lag nicht nur uneinholbar auf Klassensiegkurs, sondern war Drittschnellster des Gesamtklassements. Der Kelberger nutzte die widrigen Wetterbedingungen perfekt aus.

Menzel/Kohler auf Podestkurs ausgefallen

Menzel/Kohler sind auf Podestkurs ausgefallen, Foto: Nico Stockmayer
Menzel/Kohler sind auf Podestkurs ausgefallen, Foto: Nico Stockmayer

Das Manko der deutlich geringeren Motorleistung, machte er durch einen tollen Einsatz mehr als wett und zeigte dem Gros der SP7-, SP8- und SP9-Fahrzeuge die Heckleuchten seines Elfers. "Zu schade, dass wir heute für unser Engagement nicht belohnt worden sind", konstatierte Menzel nach der Rückkehr an die Box. "Das Getriebe zickte, bis ich schließlich nicht mehr schalten konnte. Aber bis dahin hat es riesigen Spaß gemacht, die sogenannten Großen mit einem kleinen Cup-Auto zu ärgern!"

Nur drei Runden vor Rennende wurde eine Ölspur im Bereich der Kurzanbindung Michael Illbruck und dem Pinta-Porsche zum Verhängnis. Beim Anbremsen brach der Elfer plötzlich und unkontrollierbar aus und prallte in die die Streckenbegrenzung. "Ich konnte nichts machen", sagte Illbruck, dem eine Top-10-Platzierung sicher gewesen wäre, enttäuscht. "Ich habe die Spur nicht wahrgenommen und hatte in diesem Streckenabschnitt auch keine Möglichkeit den Wagen sanft abzufangen. Ich hoffe nur, es ist nicht viel kaputt gegangen, so dass unser 24h-Einsatz nicht in Frage steht, denn der Wagen lief bis zum Einschlag einfach nur klasse!"

Der Unternehmer aus München wird das 24h-Rennen zusammen mit Robert Renauer und den beiden Porsche-Werksjunioren Klaus Bachler und Michael Christensen bestreiten. An diesem Wochenende erhielt Illbruck Unterstützung von Porsche-Werkspilot Richard Lietz. "Der Start war aufgrund der Verhältnisse sehr tricky. Doch das Rennen war eine gute Vorbereitung auf den 24h-Klassiker", sagte der Österreicher, der nicht vergaß die fahrerische Leistung seines Co Illbruck lobend hervorzuheben. Zusammen mit seinen Werkskollegen Nick Tandy, Marco Holzer und Jörg Bergmeister wird Lietz auf einem gelbgrünen und von Manthey-Racing vorbereiteten 911 GT3 R den 24h-Langstreckenklassiker zu Pfingsten bestreiten.

Auch für den zweiten Cup-Porsche aus dem Hause Manthey-Racing wurde die einundzwanzigste Rennrunde zur Schicksalsrunde: Das Aus für den von Frank Kräling, Marc Gindorf und erstmals Porsche-Werksjunior Connor de Phillippi besetzten 911 bedeutete das Ende eines ereignisreichen Rennwochenendes. "Erst hatten wir einen Abflug im Training zu verkraften, bei dem die Kühler stark beschädigt wurden, dann hatte Connor mit einem anderen Porsche gleich zu Beginn des Rennens Kontakt", klärte Kräling auf.

Klohs & Richter zufrieden

Klohs & Richter waren zufrieden, Foto: Gruppe C Verlag
Klohs & Richter waren zufrieden, Foto: Gruppe C Verlag

Tatsächlich bekam der Porsche-Junior, der mit der Erfahrung von nur vier Runden im Touristenverkehr in das Abenteuer VLN gestartet war, nach der Freigabe des Rennens im Bereich der GP-Strecke einen Schlag auf das hintere linke Rad. Die Reparatur des Schadens kostete das Trio eine ganze Runde.

Doch die schwierigen Umstände wie auch das winterliche Wetter konnten die positive Rückschau von de Phillippi nach dem Rennen nicht beeinträchtigen: "Ich habe immer davon geträumt einmal hier zu fahren! Die Strecke ist einfach grandios! Das war nicht nur mein erstes Rennen auf dem Nürburgring, sondern auch mein erstes Langstreckenrennen. Einen Fahrerwechsel habe ich zuvor noch nicht mitgemacht. Ich freue mich auf das Wiedersehen in wenigen Wochen, wenn ich mit dem Carrera Cup in die Eifel zurückkehre."

Völlig zufrieden verließen Otto Klohs und Jens Richter den Nürburgring. Das Duo, welches den allerersten VLN-Einsatz auf einem tollen zwanzigsten Platz beendete, hatte sich kurzfristig aufgrund des Erfolges beim Saisonauftakt für eine Nennung beim 24h-Rennen entschieden. "Daher bin ich heilfroh, dass wir keinen Unfall zu beklagen haben", unterstrich Klohs. "Mit meinem Regendebüt heute bin ich ebenfalls sehr zufrieden."

Teamchef Olaf Manthey sagte im Hinblick auf das 24h-Event zu Pfingsten: "Ich wage keine Prognose. Auch uns fehlen noch einige Rennkilometer und die daraus resultierenden Daten. Für weitere Testkilometer ist die Zeit zu knapp. Aber wir werden nicht an den Testfahrten am 8.5. teilnehmen. Das Risiko einen nicht mehr rechtzeitig zu behebenden Unfallschaden zu erleiden ist schlichtweg zu groß."

Und bezogen auf die motorsportliche Speerspitze: "Ich muss zugeben, dass uns der RSR noch Rätsel aufgibt. Den Topspeed-Nachteil im Vergleich zum R konnten wir um 10 km/h reduzieren. Schade daher, dass der Wagen heute nicht über die volle Distanz gehen konnte – wir hätten sicher noch das eine oder andere herauslesen können. Wir werden in den kommenden drei Wochen auf jeden Fall noch etwas Feintuning betreiben müssen."

Insgesamt fünf Porsche 911 aus der Rudolf-Diesel-Straße 11 in Meuspath werden zu Pfingsten am 24h-Rennen teilnehmen, darunter zwei Elfer in der erfolgreichen Farbkombination Gelb-grün.