Das Sprint Cup-Wochenende in Watkins Glen ist am Samstagabend von einem tragischen Unfall überschattet worden. Bei einem der allseits beliebten Sprint Car-Rennen, an denen auch ab und an NASCAR-Piloten teilnehmen, überfuhr NASCAR-Star-Tony Stewart einen Konkurrenten und verletzte ihn dabei tödlich. Stewart war auf dem Canandaigua Motorsports Park etwa eine Stunde von Watkins Glen in Runde 14 von 25 mit dem Boliden von Kevin Ward Jr. kollidiert, der daraufhin in die Bande einschlug.

Ward stieg nach dem Unfall aus seinem Wagen, um Stewart, der weiterfahren konnte, zur Rede zu stellen. Als Ward auf den heranfahrenden Stewart zuging, geriet dieser ins Schlingern und traf ihn mit dem rechten Hinterrad. Augenzeugen berichteten, dass Stewart plötzlich Gas gegeben hätte. Ward wurde durch die Luft geschleudert und blieb leblos liegen. Im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden.

Ein Sprecher von Stewart-Haas Racing erklärte: "Während eines Sprint Car Rennens in der vergangenen Nacht, an dem Tony Stewart teilnahm, ereignete sich ein tragischer Unfall. Tony wurde nicht verletzt, aber ein Mitstreiter verlor sein Leben. Unsere Gedanken und Gebete sind bei seiner Familie und seinen Freunden. Wir versuchen immer noch, alle Details durchzugehen und wir wissen euer Verständnis in dieser schwierigen Zeit zu schätzen."

Der Verstorbene Ward war erst 20 Jahre alt und fuhr seit rund fünf Jahren Dirt-Track-Rennen. Dirt-Track-Rennen sind in den Vereinigten Staaten extrem beliebt. Die bis zu 1000 PS starken Boliden erreichen auf den kleinen Ovalen auf losem Untergrund Geschwindigkeiten von über 200 Stundenkilometer. Dirt-Track-Rennen gelten als Sprungbrett für Nachwuchspiloten in professionellere Rennserien.

Strecke war unter Gelb

Wie der untersuchende Sheriff Philip C. Povero auf einer einberufenen Pressekonferenz mitteilte, war die Strecke unter Gelb, nachdem Kevin Ward Jr. seinen gestrandeten Boliden verlassen hatte. Trotz der Zeugenberichte und dem Unfall, der dem Drama vorausgegangen war, wird nicht davon ausgegangen, dass Stewart seinen Kontrahenten absichtlich überfuhr.

Stewart zeigte sich bei den Ermittlungen sehr kooperativ und war laut Aussagen des Sheriffs vom Unfall geshockt. Die Ermittlungen zum Unfallhergang dauern an. Alle weiteren Rennen am Samstagabend auf dem Dirt-Track-Oval des Canandaigua Motorsports Park wurden abgesagt.

Stewart sagt Start in Watkins Glen ab

Unmittelbar nach den ersten Befragungen machte er sich auf den Weg nach Watkins Glen, wo am Sonntag der nächste Lauf der NASCAR Sprint Cup Serie ausgetragen wird. Entgegen ersten Medienberichten aus den Vereinigten Staaten, wird Stewart doch nicht am Rennen teilnehmen. Das verkündete Greg Zipadelli, der eine Teamchef-ähnliche Rolle bei Stewart-Haas Racing bekleidet, auf einer Pressekonferenz vor dem Rennen.

Greg Zipadelli ist nicht nur Vize-Präsident des Teams, sondern auch enger Vertrauter Stewarts, Foto: NASCAR
Greg Zipadelli ist nicht nur Vize-Präsident des Teams, sondern auch enger Vertrauter Stewarts, Foto: NASCAR

Verantwortliche der Rennserie hatten im Vorhinein abgeklärt, ob Stewart überhaupt am Rennen teilnehmen hätte dürfen. "Von unserem Standpunkt aus gibt es nichts, das ihm verbieten würde, am Event teilzunehmen. Es liegt in den Händen der Behörden", wies NASCAR-Sprecher Kerry Tharp die Verantwortung von der Rennserie.

Niemand hat in Watkins Glen öfter gewonnen als Tony Stewart, Foto: NASCAR
Niemand hat in Watkins Glen öfter gewonnen als Tony Stewart, Foto: NASCAR

Stewart braucht dringend noch einen Sieg, um sich für den Chase zu qualifizieren. Bei nur noch fünf verbleibenden Rennen bis zum Cut hätte er in Watkins Glen sicherlich die besten Chancen gehabt, die Qualifikationshürde zu schaffen. Mit fünf Siegen ist Stewart Rekordsieger in Watkins Glen. Regan Smith ersetzt den 43-Jährigen.

Stewart erklärt Startverzicht

Zum Unfall selbst wollte er nicht Stellung nehmen, doch zu seinem Startverzicht: "Es gibt keine Worte, um die Trauer zu beschreiben, die ich wegen des Unfalls fühle, der Kevin Ward Jr. das Leben gekostet hat. Es ist eine sehr emotionale Zeit für alle Beteiligten und das ist der Grund dafür, warum ich mich dazu entschieden habe, nicht am heutigen Rennen in Watkins Glen teilzunehmen. Meine Gedanken und Gebe sind bei seiner Familie, seinen Freunden und allen, die von dieser Tragödie betroffen sind."

Stewart kehrte erst im Juli diesen Jahres zu den Sprint Cars zurück, nachdem er sich vor einem Jahr bei einem Unfall auf dem Southern Iowa Speedway eine schwere Beinverletzung zugezogen hatte, die mehrfach operiert werden musste.