Für ein Weltmeisterteam gibt es nur eine Chance, ein Titeljahr zu toppen: man verteidigt den Titel. Gelingt es nicht, ist man irgendwie eine Art Verlierer, denn man konnte nicht die Leistungen des Vorjahres abrufen, das Paket nicht perfekt schnüren. Gemildert wird dies nur, wenn man die Titelverteidigung knapp verpasst und zumindest bis zum letzten Saisonrennen kämpft.

Genau in dieser Situation befand sich 2011 Aprilia. Die Weltmeister der vergangenen Saison wussten schon während den Wintertestfahrten, dass es keinesfalls einfach werden würde. Trotz viel Motivation, einem gut aufgestellten Team, einer starken Maschine und drei guten Fahrern mit Max Biaggi, Leon Camier im Werksteam und Noriyuki Haga bei Pata Racing. Am Ende traf auf alle Drei das gleiche Lied zu: Up & Down.

Fahrfehler ruinierten Biaggis 1. Lauf in Donington, Foto: WorldSBK
Fahrfehler ruinierten Biaggis 1. Lauf in Donington, Foto: WorldSBK

Weine nicht, kleine Eva

Max Biaggi kam dabei noch am besten weg, immerhin konnte er trotz sechs ausgelassener Rennen am Ende der Saison Dritter werden. Im Gegensatz zu 2010 blieben aber weniger die 'Superb-Leistungen' des Italieners in Erinnerung, oder die zwei Siege von Aragon und Brünn. Deutlicher erinnert man sich an die Ohrfeige für Marco Melandri, an eine schwarze Flagge in Donington, an Fahrfehler und eine Abkürzung in Monza, die den Sieg kostete. Die Aprilia-Technik funktionierte ebenfalls nicht tadellos, was allerdings zumeist nur Trainingszeit kostete. Auch gesundheitlich gab es ein wenig Drama zu verkraften, sowohl für Biaggi als auch für seine Fans. Denn während der Römer die Rennen am Nürburgring mit einem gebrochenen Knochen im Fuß verständlicher Weise ausließ, verzichtete er auch auf die "Heimrennen" in San Marino. Das bedeutete unter dem Strich, dass Aprilia kampflos den Platz an der Sonne räumte, denn auch Leon Camier schaffte nicht den Sprung nach ganz oben.

Die Jahre hinter mir

Der Engländer wollte nach seinem Lehrjahr so richtig nach vorn angreifen – und Aprilia erhoffte sich ebenfalls einiges. Eine große Herausforderung, denn zum einen konzentrierte sich das Team auf den Star Max Biaggi und zum anderen gelang es Camier nicht, sein Talent auf die Strecke zu bringen. Die Aprilia schien im Vergleich zu 2010 auch nicht mehr überlegen, alles war näher zusammengerückt, ein weiterer Stolperstein für Camier. 95 Punkte weniger als sein Teamkollege und mit vier Podestplätzen einfach zu wenig Highlights konnten Aprilia nicht überzeugen, auch 2012 mit dem früheren BSB Champion zu arbeiten, für beide Seiten vielleicht eine Chance zum Re-Start.

Noriyuki Haga hat schon einige Jahre hinter sich und der Altmeister musste nach seinem Wechsel zu Pata Racing mit seiner Aprilia das schlechteste Endergebnis seiner Superbike-Karriere hinnehmen. 176 Punkte und Platz acht. Dabei war der Japaner von den drei Aprilia-Piloten der beständigste Punktesammler. Nur einmal ging er leer aus, in Silverstone gab es nichts Zählbares. Doch die Top-Ergebnisse fehlten und damit auch die hohen Punktezahlen, die 'Nori' weiter nach vorn gebracht hätten. Es lief einfach nicht richtig rund, weder in der Superpole, noch im Rennen und so blieben meist Platzierungen im Mittelfeld. Die einzige Chance auf einen Sieg gab es bei den Schwimmfestspielen vom Nürburgring. Haga fuhr an der Spitze, bis der Regen erneut stärker wurde und gleich mehrere Fahrer in die Kiesbetten beförderte. Während einige weiter fahren konnten, musste der 36-Jährige wenige Runden vor der Zielflagge aufgeben.

Für die kommende Saison will sich Aprilia neu sammeln und wieder ganz vorn mitmischen. Ob das so reibungslos funktioniert, wie man sich das vorstellt, bleibt abzuwarten. Denn mit dem Engagement in der MotoGP hat man einiges im Superbike-Werksteam umgestellt. Neuerungen, die vor allem Biaggi und Neuzugang Eugene Laverty betreffen werden, aber mit ein paar Änderungen könnte es wieder Rock 'n Roll statt Schlager geben.