Nicht nur das Wetter zeigte sich in Frankreich wechselwillig, auch die Piloten der MotoGP agierten so. Sie wurden dank der Bedingungen allerdings dazu gezwungen, denn im Rennen mussten die Maschinen gewechselt werden. Der Sieger war dabei keine Überraschung, der Zweitplatzierte dafür umso mehr.

Melandris Podestrückkehr

Wenn es auf nasser Strecke losgeht und dann trocken wird, ist das für die Fahrer nie ein Spaß, für die Zuschauer umso mehr. Die Motorräder wurden im Laufe der 28 Runden von allen Fahrern gewechselt. Nach viel Chaos an der Box konnte sich schließlich Jorge Lorenzo über den Sieg und die erneute WM-Führung freuen, die er Valentino Rossi um einen Punkt abnahm. Der größte Gewinner des Rennens war aber Marco Melandri. Der Italiener fuhr auf seiner Hayate-Kawasaki zu Platz zwei - sein erster Gang aufs Podium seit 2007. Den letzten Podestplatz sicherte sich Dani Pedrosa, der am Ende des Rennens noch Teamkollege Andrea Dovizioso abfing.

Folger überzeugt ein weiteres Mal

In der 125er-Klasse gab es in Le Mans keine Unsicherheit beim Wetter; es war einfach nur nass. Diese Bedingungen nutzte Julian Simon, um sich seinen ersten Saisonsieg zu holen und damit gleichzeitig die Spitzenposition in der WM zu übernehmen. Hinter dem Spanier lieferte Jonas Folger wie schon in Jerez eine starke Leistung ab. Von Platz 16 gestartet, fuhr er bis auf Position zwei nach vor. Er blieb auch sitzen und konnte zusammen mit Simon und dem Renn-Dritten Sergio Gadea feiern. Wie schwierig die Bedingungen waren, zeigte die Tatsache, dass von 32 Startern lediglich 15 ins Ziel kamen.

Simoncelli ist wieder da

Schon 2008 hatte Marco Simoncelli gezeigt, dass er anscheinend kein Faible für gute Saisonstarts hat. Auch 2009 ließ er die ersten beiden Rennen punktelos verstreichen, bevor er in Jerez Platz drei holte. In Le Mans meldete sich der Weltmeister dann wieder ganz oben in der 250cc-Klasse zurück und fuhr das französische Regenrennen sicher nach Hause. Mit ihm standen etwas überraschend Hector Faubel und Roberto Locatelli auf dem Treppchen. Pech hatte Thomas Lüthi. Der Schweizer war auf sicherem Kurs Richtung Top Drei, als sich Alex Debon hinter ihm verbremste und ihn gleich mit abräumte. Lüthi hatte danach ein paar eindeutige Gesten für seinen spanischen Unfallgegner parat.

Das Seuchenrennen

Flag-to-Flag-Rennen sind für alle Fahrer eine Herausforderung, da passendes Timing beim Motorrad-Wechsel entscheidend ist. Valentino Rossi ist ein Routinier, in Le Mans wirkte das aber nicht so. Als Erster kam er an die Box, um auf Slicks zu wechseln und das stellte sich als zu früh heraus. Gleich in der ersten Runde nach dem Wechsel landete er im Kies und musste langsam an die Box steuern. Dort ging es zurück auf das Regen-Motorrad, bei dem der Boxen-Limiter nicht eingeschaltet war. Es folgte eine Durchfahrts-Strafe wegen zu schnellen Fahrens in der Boxengasse und kurz darauf der Wechsel zurück auf die mittlerweile reparierte Trocken-Maschine. Mit zwei Runden Rückstand beendete Rossi das Seuchenrennen schließlich auf dem 16. Platz.

Der abermalige Pechvogel

Bei Nicky Hayden könnte man glauben, er hat diese Saison schon alles an Pech erlebt, was es so zu erleben gibt. Schwere Stürze im Qualifying, im Rennen von Gegnern abgeschossen und andere lustige Dinge. In Le Mans kam ein weiteres Kapitel hinzu. Der Ducati-Pilot fühlte sich auf seiner Maschine ausnahmsweise einigermaßen wohl und fuhr auf ein solides Ergebnis zu. Da kam Mika Kallios Maschine dazwischen, die sich nach einem Sturz von seinem Fahrer gelöst hatte und Hayden rammte. Der musste von der Piste und fiel schließlich bis auf Rang zwölf zurück.

Der Ausstieg des Wochenendes

Verträge sind im Motorsport immer eine komplizierte Angelegenheit und führen oft zu Streit. So auch zwischen Gabor Talmacsi und Jorge Martinez, der sein Balatonring mit betreut. Wegen vertraglicher Differenzen trennte sich Talmacsi kurz vor Le Mans vom Team, Martinez verstand die Welt nicht mehr, weil er die Behauptungen des Ungarn, er habe nicht das versprochene Material erhalten, nicht nachvollziehen konnte. In Frankreich fuhr vorerst Angel Rodriguez beim Balatonring Team, Martinez hoffte auf eine Einigung mit Talmacsi. Der wurde derweil schon mit Scot Honda in der MotoGP in Verbindung gebracht.

Der Spruch des Wochenendes

"Schade, dass man wegen Dummheit keinen Protest bei der Rennleitung einlegen kann." - Thomas Lüthis Manager und Teamchef Daniel Epp.

Auszug aus der Ausgabe Juni 2009 des Motorsport-Magazins. Aktuelle Hintergrundberichte zu den Motorrad GPs der Saison gibt es in unserer Printausgabe Motorsport-Magazin. Im gut sortierten Zeitschriftenhandel oder am besten gleich online zum Vorzugspreis abonnieren: