Die Saison geht weiter und damit auch der Kampf von Michelin gegen Bridgestone. Da es für den französischen Reifenhersteller so aussieht, als könne man zum ersten Mal nach langer Zeit im Titelkampf den Kürzeren ziehen, ist man dort besonders darauf bedacht, von jetzt an alles richtig zu machen. Die Strecke in Brünn stellt dafür aber gleich eine große Herausforderung dar. "Das Gripniveau in Brünn ist eher niedrig, da die Oberfläche recht alt ist - völlig anders als der Belag in Laguna Seca, der sehr aggressiv war. Brünn ist eine schwierige Strecke, denn einerseits braucht man recht weiche Reifen, weil es nicht viel Grip gibt, aber andererseits braucht man härtere Reifen, da die Strecke recht schnell und offen ist, also verwendet man das Gas sehr oft, was viel durchdrehende Räder bedeutet, wenn man zu weiche Reifen hat", erklärt Jean-Philippe Weber, der Direktor für Motorradsport bei Michelin.

Aus diesem Grund ist man auf der Suche nach einem Kompromiss, der beide Seiten möglichst gut abdeckt. "Man braucht eine mittlere bis mittelweiche Reifenbandbreite für Brünn, wir werden aber auch härtere Reifen zur Verfügung haben", meint Weber. Da es auch einige Kurveneingänge gibt, die in Bergab-Passagen liegen, werden die Vorderreifen ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Die Situation ist der in Mugello recht ähnlich, deswegen will Michelin ähnliche Vorderreifen wie beim Rennen in der Toskana mitbringen. "Die unterschiedlichen Belastungen durch die Passagen bergauf und bergab machen es auch schwierig, einen Hinterreifen auszusuchen", sagt Weber.

Doch er kann auch etwas positiver nach vorne blicken. Denn die schnellen Strecken, die während der letzten sieben Rennen warten, sollten gut auf die Reifen passen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir Reifen liefern können, die auf diesen Strecken gut funktionieren, ich bin aber wegen des Geschwindigkeitsunterschieds zwischen den verschiedenen Maschinen auf den schnelleren Strecken besorgt", betonte er.

Weber weiß aber, dass für Michelin die Aufgabe momentan darin liegt, Reifen zu entwickeln, die eine breitere Bandbreite an Bedingungen abdecken, damit man aufgrund der Reifenbeschränkung während des Wochenendes möglichst gut arbeiten kann. "Eines der Probleme, das wir im Moment haben, ist das Fehlen von Testzeit - es gab keine Tests seit dem Frankreich GP im Mai. Zwischen den Rennen können wir die Reifen auf Superbike-Motorrädern testen, wir haben aber nicht die Möglichkeit, mit unseren Top-MotoGP-Fahrern auf MotoGP-Strecken zu testen, was es schwer macht, neue Reifen zu entwickeln."

Dennoch ist Weber für die verbleibenden Rennen recht zuversichtlich. Denn bei Michelin hat man die Sommerpause dazu genutzt, neue Reifen zu entwickeln und auch einigermaßen zu testen - nicht nur für Brünn, sondern auch für die Rennen danach. "Wir freuen uns auf die letzten sieben Rennen und darauf, mit unseren Partnern zu arbeiten und die bestmöglichen Resultate zu holen." Bleibt nur die Frage, welche Resultate die Konkurrenz von Bridgestone als bestmöglich zulässt.