Er mag der Chef bei Michelin für den Motorradsport sein und deswegen nicht besonders viel vom kommenden Reifenmonopol in der MotoGP halten, wird das doch in Händen von Bridgestone liegen. Nach jahrelanger Erfahrung in der MotoGP ist es aber dennoch interessant, wenn Jean-Philippe Weber meint, dass durch den Wechsel zu nur einem Reifenhersteller eigentlich keine großen Veränderungen zu erwarten sein dürften. "Das Racing wird nicht enger werden und es wird andere Probleme geben. Man braucht eine große Bandbreite an Reifen. Wenn es nur harte Reifen gibt, dann werden die Fahrer, die nur weiche Reifen verwenden können, Probleme haben", erklärte er.

Er sah einige schwierige Rennen kommen, wenn es nur eine recht kleine Bandbreite an Reifen geben sollte. Generell musste er aber betonen: "Die MotoGP ist ein Bereich, wo der Wettbewerb zwischen den Reifenherstellern ein wichtiger Teil des Sports ist." Und genau das Fehlen von Wettbewerb war auch der Grund, warum Michelin sich dazu entschied, nicht an der Ausschreibung für das Reifenmonopol teilzunehmen. Übrigens hatte auch Bridgestone immer betont, unbedingt den Wettbewerb in der MotoGP haben zu wollen, um das Reifenmonopol bewarb man sich dann trotzdem.

Es wird nicht sicherer

Die Grand Prix Commission nannte Sicherheit und Kostensenkung als Gründe für den alleinigen Reifenhersteller. Was das Thema Sicherheit betraf, so hatte Weber seine Zweifel, dass ein Reifenmonopol da viel bringen wird. "Auch wenn die Maschinen zwei Sekunden langsamer sind, wird man immer noch mit hoher Geschwindigkeit stürzen. Vielleicht werden sie nächstes Jahr etwas langsamer sein, aber die Entwicklung wird irgendwann aufschließen", bemängelte er.

Dass in der MotoGP für Michelin nun Schluss ist, fand Weber nach vielen gewonnenen Titeln klarerweise traurig, doch er blieb bei seinem Standpunkt. "Die Ergebnisse der vergangenen beiden Jahre waren vielleicht nicht so gut wie erwartet, aber unsere Position war es immer, ein hohes Niveau an Wettbewerb in der MotoGP zu haben. Das war unsere Philosophie. Als der Einheitsreifen verkündet wurde, entschied sich das Unternehmen, kein Angebot abzugeben, denn das ist nicht die Position, wie wir unsere Produkte entwickeln wollen", erklärte Weber.

Der allgemeine Trend

Bedauern gebe es bei Michelin aber keines, betonte er weiter. Denn er sah nicht nur die Reifenfirmen schuld daran, dass es zum Einheitsreifen gekommen ist, sondern zu einem großen Teil die Fahrer und Teams. "Ich bin nicht überrascht, dass es in diese Richtung gelaufen ist, wenn man sich ansieht, dass jeder andere große Weltmeisterschaft auf zwei und vier Rädern zu einem Monopol gewechselt hat", meint er. Allerdings musste Weber zurückweisen, dass Dani Pedrosas Wechsel auf Bridgestone oder die Michelin-Debakel in Laguna Seca und Brünn den Wechsel auf einen Hersteller beschleunigt hätten.