Ein Blick auf die Zeitenlisten aus Laguna Seca zeigt, wie stark das Wochenende von Casey Stoner wirklich war. Er hat alle Trainings dominiert und im Rennen sind er und Chris Vermeulen in einer eigenen Liga gefahren. Wenn Valentino Rossi einmal eine halbe Minute Rückstand hat, dann ist das für ihn schon eine ganz gewaltige Hausnummer. Was die beiden vorne gezeigt haben, war wirklich beeindruckend. Melandri mit 25 Sekunden Rückstand Dritter, Rossi wie gesagt 30 Sekunden, da gab es diesmal wirklich zwei verschiedene MotoGP-Welten.

Natürlich haben die Reifen dabei auch eine große Rolle gespielt. Die ersten Drei waren auf Bridgestone und das hat schon Aussagekraft. Im Qualifying haben Bridgestone-Piloten ihre Qualifyier zwar wieder überhaupt nicht nutzen können, denn Casey war schon im freien Training so schnell wie dann im Zeittraining, aber das spielte keine Rolle. Es gibt bei Bridestone im Qualifying also nicht den Effekt, dass man noch eine halbe Sekunde oder sogar eine Sekunde holt. Dafür sind die Rennreifen unheimlich konstant. Chris Vermeulen hat seine Qualfying-Zeit auf Rennreifen gefahren, was zeigt, wie gut der Speed damit schon ist. Und für die Fahrer ist so ein starker Rennreifen - der über eine Runde fast so gut läuft wie ein Michelin-Qualifyier - eigentlich ein Vorteil. Denn anstatt sich umstellen zu müssen auf einen neuen Reifen, können sie mit dem, den sie schon kennen, noch das letzte bisschen herauskitzeln.

Speziell Vermeulen hat diesmal aber gezeigt, dass er auch im Trockenen eine ganze Renndistanz vorne mitfahren kann. Und ich denke, dass er sich noch steigern wird. Er ist noch nicht so lange in der MotoGP dabei, dass er kein Steigerungspotential mehr hätte. Er lernt immer noch bei der Abstimmung und der Entwicklung der Grand Prix-Motorräder dazu. Ich denke, seine Zeit wird erst noch kommen. Natürlich hat auch jeder seine Lieblingsstrecken und Laguna Seca ist eine von Vermeulen - das hat wohl auch etwas geholfen. Was ihm auch noch helfen wird, ist die mittlerweile bestätigte Tatsache, dass er bei Suzuki bleibt und damit weiter ihm bekanntes Material hat. Außerdem könnte der Abschied von John Hopkins bedeuten, dass der nicht mehr alle neuen Entwicklungsmaterialien bekommt und nicht mehr in alle Entwicklungen für 2008 eingeweiht wird, damit er keine Details zu Kawasaki mitnimmt. Damit hat Vermeulen teamintern einen weiteren Vorteil.

Loris Capirossi würde man bei Ducati aufgrund seiner Erfahrung wohl nur ungern verlieren, Foto: Ducati
Loris Capirossi würde man bei Ducati aufgrund seiner Erfahrung wohl nur ungern verlieren, Foto: Ducati

Der Wechsel von Marco Melandri zu Ducati war für das Image der Marke sicher wichtig. Casey Stoner ist zwar das heißeste Eisen, das man dort im Feuer hat, aber für den italienischen Markt brauchen sie auch einen italienischen Fahrer. Ich dachte eigentlich, dass Loris Capirossi in dieser Hinsicht eine ausgezeichnete Rolle spielt, aber in erster Instanz hat man sich nun doch für Melandri entschieden. Zwar ist noch offen, ob Loris nicht doch ein drittes Motorrad bekommt, aber anscheinend setzt man bei Ducati jetzt etwas mehr auf die Jugend. Aufgrund seiner Erfahrung wird man Capirossi als Entwickler und Fahrer bei Ducati sicher nur ungern verlieren. Dieses Risiko kann Ducati meiner Meinung nach nur deshalb eingehen, weil Casey Stoner auch in dieser Hinsicht gute Arbeit leistet.

Den amerikanischen Stars ist es an diesem Wochenende dafür weniger gut gegangen. John Hopkins und Nicky Hayden schienen etwas übermotiviert, wobei der Zwischenfall kurz nach dem Start sicher auch etwas unglücklich war. Für die Zuschauer war es sicher schade, dass zwei ihrer Favoriten schon in der ersten Runde aus dem Rennen um Spitzenplätze waren. Roger Lee Hayden hat dafür ein sehr gutes Rennen abgeliefert und auch Alex Hofmanns (dazu gleich mehr) Ersatz-Fahrer Chaz Davies war gut unterwegs. Er kam zwar drei Runden hinter dem Sieger ins Ziel, aber in der Zeitenliste konnte man sehen, dass er seine schnellste Runde im Bereich der Michelin-Fahrer abgespult hat. Das war für mich schon verblüffend, denn er war ja am Freitagnachmittag zum ersten Mal auf die Maschine gestiegen. Aufgrund dieser Situation und der ganzen Aufregung, die das für ihn bedeutet haben muss, war es wirklich eine sehr gute Leistung. Es zeigt aber auch, dass es heute deutlich einfacher ist, die Motorräder zu bewegen, als noch zu Beginn der MotoGP-Ära oder bei den 500ern. Früher wäre das mit Sicherheit nicht passiert.

Leider ansprechen muss ich noch die Unfälle an diesem Wochenende. Zu Allererst möchte ich Alex Hofmann alles Gute und eine schnelle Genesung wünschen, denn seine Verletzung ist mit Sicherheit äußerst unangenehm. Der Unfall von Sylvain Guintoli und Alex war die Schuld von Guintoli. Man muss aber sagen, dass es eine neue Strecke für ihn war und man sich da auch einmal verschätzen kann. Obwohl die 30 km/h die er zu schnell gewesen sein soll, wirklich etwas viel waren. Der Sport ist aber nun leider einmal gefährlich und daran werden wir immer wieder erinnert.

Der Unfall von Marco Melandri, der auf Kurtis Roberts auffuhr, sah für mich beinahe wie ein Anfängerfehler von Roberts aus. Er hat mitten auf der Ideallinie Gas raus genommen und hat vielleicht vermutet, dass niemand hinter ihm ist. Aber normalerweise hört man so ein MotoGP-Motorrad, wenn es einen verfolgt. Das war meines Erachtens eine dümmliche Situation. Einmal zu schnell an einer Kurve ankommen, und das auf einer Strecke, die Neuland bedeutet, kann da schon eher einmal passieren. In Laguna Seca ist man nur einmal im Jahr, testet dort nie, da lasse ich mir solch einen Fehler eher noch einreden. Was bei Hofmanns Sturz - neben der Verletzung - das wirklich Schlimme war, war die Zeit, bis das Training gestoppt wurde und man den Alex endlich abtransportieren konnte. Dass er selbst SOS funken musste grenzt eigentlich an einen Skandal. Hoffentlich genügt jetzt die Sommerpause, damit er sich erholt, obwohl man befürchten muss, dass er länger ausfallen wird.