Nach vier schmerzhaften Jahren im Hintertreffen der MotoGP will der einstige Dominator und größte Motorradbauer der Welt Honda 2024 endlich wieder angreifen. Das neue Concession-Reglement ermöglichte dem japanischen Konzern dabei einen Frühstart, aufgrund der aktuellen Platzierung in 'Rang D' durften in diesem Jahr auch sämtliche Stammfahrer HRCs am Shakedown der MotoGP in Sepang teilnehmen. In der Vergangenheit war dieser dreitägige Test nur den Testfahrern der unterschiedlichen Konstrukteure und den MotoGP-Rookies vorbehalten.
2024 änderte sich dies, wodurch auch Joan Mir, Luca Marini, Johann Zarco und Takaaki Nakagami an Freitag und Samstag ins Geschehen eingreifen konnten, nachdem Honda-Testfahrer Stefan Bradl zuvor am Donnerstag erste Funktionstests durchgeführt hatte. "Das war sicherlich schon eine große Hilfe", teilte Joan Mir am Samstagabend in einer Medienrunde am Sepang International Circuit mit und zog anschließend ein erstes, vorsichtig positives Fazit: "Es war Schade um den Regen, denn wir hätten noch mehr Teile ausprobieren können. Ich denke aber, dass wir dennoch gute Tage hatten. Wir haben viel ausprobiert, das war verrückt!"
Honda in Sepang: Ein neuer Prototyp und viele neue Teile
Tatsächlich waren über die vergangenen drei Tage in Sepang zahlreiche neue Teile an der Honda RC213V zu erkennen - nicht nur an Mirs Maschinen, sondern an denen sämtlicher HRC-Piloten. Die enttäuschende 2023er-Variante brachte Honda dabei gar nicht mehr mit nach Malaysia, sondern fokussierte sich ausschließlich auf Arbeiten am 2024er-Prototypen aus dem Valencia-Test und einer noch neueren Version. Dabei wurde speziell im Bereich der Aerodynamik gearbeitet, die in den Vorjahren speziell im Vergleich mit den europäischen Konkurrenten noch sehr spärlich ausgefallen war. Auch am längeren Radstand und dem niedrigeren Schwerpunkt hat Honda bei seinen neuesten Prototypen festgehalten, nachdem die HRC213V zuvor jahrelang das kürzeste Motorrad im MotoGP-Grid darstellte.
Bereits beim Valencia-Test zeigten sich die Honda-Piloten deutlich zufriedener als mit dem 2023er-Bike, in Sepang scheint sich dieser Eindruck nun bestätigt zu haben. LCR-Neuankömmling Zarco fehlten am Samstag nur 0,211 Sekunden auf die Bestzeit von GasGas-Rookie Pedro Acosta und auch Mir lag als Sechster nur unweit zurück. Letzteren macht diese Tendenz hoffnungsvoll, dass Honda endlich die korrekte Entwicklungsrichtung gefunden hat. "Ich weiß, was Honda erreichen kann. Ich erwarte viel von ihnen, daher bin ich nicht überrascht. Aber es stimmt schon, dass sie diesen Winter härter gearbeitet haben als letztes Jahr. Es gab viele Veränderungen im Team. Ich denke, dass sie nun aus dieser Situation herauskommen wollen, das sehe ich", lobt er.
Gleichzeitig ist sich der MotoGP-Weltmeister von 2020 natürlich bewusst, dass dies erst der Anfang war. "Wir machen Schritte in die richtige Richtung, aber ich fühle mich noch nicht bereit, um Rennen zu fahren", warnt er. Speziell im Aerodynamikbereich gelte es noch viel Rückstand auf die Konkurrenz aufzuholen und auch bei der finalen Motorenspezifikation habe Honda noch keine Entscheidung treffen können. "Wir haben noch nicht das volle Potenzial des zweiten Bikes gesehen", glaubt Mir. "In den nächsten drei Tagen [Sepang-Test, 06.02. - 08.02., Anm.] wollen wir damit einen Schritt nach vorne machen."
Luca Marini: Sepang-Test wird zeigen, wo Honda steht
Honda-Neuzugang Luca Marini fand auf der anderen Seite der Garage ähnliche Worte: "Es waren anstrengende Tage, wir haben viele Teile ausprobiert und ich habe viel Zeit mit den Ingenieuren verbracht, um eine Richtung zu finden. Ich sehe einige kleine Verbesserungen. Wir müssen noch mehr Speed finden, aber wir sind auf einem guten Weg. Wir haben viele Informationen gesammelt, die wir vor Katar auswerten können. Beim nächsten Test werden wir das Level des Bikes besser verstehen, wenn auch die anderen Fahrer unterwegs sind."
Der Halbbruder von MotoGP-Legende Valentino Rossi beendete den Shakedown in Sepang auf Platz acht des Gesamtklassements und mit 0,746 Sekunden Rückstand auf die Bestzeit. Teamkollege Mir war also knapp vier Zehntel schneller. "Das Bike hat viel Potenzial. Es fährt sich sehr angenehm, wenn du alleine unterwegs bist - weil du die Performance der anderen nicht siehst", scherzt Marini, nur um sofort wieder ernst zu werden: "Es fühlt sich eigentlich an, als würdest du eine gute Runde fahren. Aber jedes Mal, wenn du die Ziellinie überquerst, bist du etwas langsamer als erwartet. Wir haben also noch viel Arbeit vor uns. Wir müssen clever sein, um möglichst viel Fortschritt in möglichst kurzer Zeit zu machen."
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