Das Qualifying erfährt in der MotoGP eine immense Bedeutung. Wer in den ersten Startreihen steht, hat schließlich die besten Voraussetzungen für das Rennen. Doch wie wird die Startaufstellung der Königsklasse bestimmt? Motorsport-Magazin.com erklärt Dir, wie das System des MotoGP-Qualifyings funktioniert.

Die Vorqualifikation am Freitag

Zunächst müssen sich die 22 MotoGP-Piloten für den Einzug in das Qualifying zwei (Q2) vorqualifizieren. Dies geschieht über das Training am Freitagnachmittag: Die zehn schnellsten Piloten dieser einstündigen Trainingssitzung erhalten das Ticket für das finale Qualifying-Segment. Alle anderen müssen im ersten Qualifying antreten.

Somit kommt es im Training am Freitag standesgemäß zu einem 'Mini-Qualifying', da sich alle Piloten um jeden Preis den direkten Einzug in das finale Qualifying sichern wollen. Der Umweg über das erste Qualifying ist bei MotoGP-Piloten unbeliebt. Die zwei Tickets für das finale Segment sind hart umkämpft. In der Vergangenheit war immer wieder zu sehen, dass die Zeiten im ersten Qualifying auf einem Niveau mit denen des Q2 sind.

Das 1. Freie Training am Freitagvormittag, welches über eine Länge von 45 Minuten abgehalten wird, sowie das 2. Freie Training am Samstagvormittag spielen keine Rolle für das Qualifying. Die Piloten können die Sessions vollends für die Arbeit am Setup und die Rennvorbereitung nutzen.

Das erste Qualifying

Nach dem 2. Freien Training am Samstag folgt direkt das erste Qualifying. Hier starten die Piloten, die es im Training am Freitag nicht in die Top-Zehn geschafft haben. In einer 15-minütigen Zeitenjagd werden nun die zwei besten Piloten bestimmt, die wiederum den Zugang zum Q2 erhalten. Für die restlichen MotoGP-Fahrer ist das Qualifying damit beendet. Die Positionen drei bis zwölf des Q1 sind gleichbedeutend mit der Startreihenfolge. Der Dritte des ersten Qualifyings startet somit von Position 13, der Vierte von Position 14 und so weiter.

Die Ergebnisse des ersten Qualifyings

Position im Q1Startplatz
1.Qualifiziert für Q2
2. Qualifiziert für Q2
3.13
4.14
5.15
6.16
7.17
8.18
9.19
10.20
11.21
12.22

Das zweite Qualifying

Die zwei schnellsten Piloten des Q1 dürfen demnach den Weg in das zweite Qualifying antreten, in dem direkt im Anschluss die Startaufstellung der Top-Zwölf bestimmt wird. 15 Minuten verbleiben den zwölf MotoGP-Piloten alles aus sich und ihrem Material herauszuholen und die beste Rundenzeit zu setzen. Nach Ablauf der Zeit dürfen angebrochene Runden noch beendet werden.

Das Ergebnis des Q2 bildet damit die Startreihenfolge für den Sprint und den Grand Prix am Sonntag. Der Schnellste des zweiten Qualifyings startet somit in beiden Rennen von der Pole Position, der Zweite von Rang zwei, der Dritte von Rang drei und so weiter.

Übersicht Qualifying-Format der MotoGP

TagSessionDauer (in Minuten)Relevanz
Freitag1. Freies Training45keine
FreitagTraining60Top-10 direkt im Q2
Samstag2. Freies Training30keine
SamstagQ115Top-2 steigen auf ins Q2
SamstagQ215Ermittlung Pole Position

Das Qualifying der Moto2 und Moto3

Das Qualifying-System der kleinen Klassen orientiert sich stark an dem der MotoGP. Es gibt jedoch zwei Unterschiede: So entscheidet in der Moto2 und Moto3 die Kombination des 2. und 3. Freien Trainings über den direkten Einzug ins Q2. Die schnellsten 14 Piloten dieser beiden Trainingssessions erhalten das direkte Q2-Ticket. Am Samstagnachmittag sichern sich die vier schnellsten Fahrer des ersten Qualifyings den Aufstieg in das Q2 und die Chance auf die Pole Position. Für alle anderen ist das Qualifying ab diesem Zeitpunkt beendet. Somit werden im Q1 die Startpositionen ab P19 festgelegt, kurz danach kämpfen die Piloten in Q2 um die Pole Position und die ersten 18 Startpositionen für das Rennen. Beide Qualifying-Segmente dauern, identisch zur MotoGP, 15 Minuten.

Rückblick: Das alte Qualifying Format

Das Qualifying-Format erfuhr in der MotoGP-Historie mehrfach Änderungen, lässt sich aber grundlegend in zwei Abschnitte einteilen. Von der Saison 2002 bis 2013 wurde in allen Klassen ein einheitliches Format abgehalten. Die freien Trainings am Freitag und am Samstagvormittag hatten keinerlei Einfluss auf das Qualifying und die Startaufstellung für den Grands Prix am Sonntag

Dies änderte sich zur MotoGP-Saison 2013. Fortan mussten sich die Piloten in den drei Freien Trainings für die beiden Qualifying-Segmente am Samstag vorqualifizieren. Dabei wurden die Ergebnisse der drei Trainingseinheiten kumuliert, die Top-10 war direkt für das Q2 qualifiziert, alle anderen Piloten mussten sich zuvor im Q1 beweisen und sich im Idealfall einen der beiden ersten Plätze sichern, um den Zugang zum Q2 zu erhalten.

Diese Prozedur fand allerdings lange Zeit nur in der Königklasse Anwendung. In der Moto2- und Moto3-Weltmeisterschaft gingen bis zur Saison 2018 weiterhin alle Piloten gleichzeitig zum Zeittraining auf die Strecke. In einer 40-Minütigen Trainingssitzung wurde somit die Startaufstellung für den Renntag bestimmt. Zur Saison 2019 wurde das System an den Ablauf der MotoGP angepasst.